Zu Unrecht ungeliebt - Der VW Jetta als Gebrauchter

Berlin (dpa/tmn) - Der Jetta ist ein Auto, das anders ist als es scheint. In Deutschland verbinden viele mit dem eher seltenen Stufenheckmodell der Kompaktklasse immer noch betagte Sonntagsfahrer und Klorollen samt Häkelhülle auf der Hutablage.

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Doch der Jetta ist VWs Goldesel.

Weltweit ist der Jetta - anders als bei uns - ein Bestseller. Und auch hierzulande bahnt sich ein Imagewandel an. Denn kleine Stufenheckmodelle sind wieder salonfähig. Vor allem wenn sie schnittig gezeichnet sind wie der Audi A3 oder eben der aktuelle Jetta. Technisch ist der schon lange solide - unter dem Blech steckt Golf-Technik.

Der erste Jetta kam 1979 auf den Markt. Weil sich die Unterschiede zum Teilespender an ein paar Fingern abzählen ließen, erhielt er den Spitznamen „Rucksack-Golf“. In Deutschland konnte das Modell gemessen an den Absatzzahlen nie so recht Fuß fassen, aber VW hielt an der Modellreihe fest, in den USA avancierte der er zum erfolgreichsten VW-Modell.

In Deutschland versuchte der Konzern es zur Absatzsteigerung zwischenzeitlich mit den Namen Vento und Bora. Seit der ab 2005 gebauten Generation heißt das Auto wieder Jetta. 2011 kam die sechste Auflage zu den Händlern.

Da der Jetta V (2005 bis 2010) baugleich mit dem Golf V ist, gelten für ihn die gleichen Einschätzungen hinsichtlich der Pannensicherheit. Der ADAC ist in diesem Punkt voll des Lobes. Wie Deutschlands Verkaufsschlager plagen das Stufenheck vergleichsweise wenig Probleme. Dazu gehören entladene Batterien bei Autos der Baujahre 2005 bis 2006, marode Zündkerzen (2007 bis 2010) oder Defekte an der Abgasrückführung bei Dieselfahrzeugen der Jahre 2009 bis 2010.

Zwei Rückrufe gab es: Einer betraf 2009 Jettas der Bauzeit September 2008 bis August 2009 wegen Getriebeproblemen. Ein Softwareupdate des Getriebesteuergerätes sorgte für Abhilfe. Der andere wurde 2008 wegen möglicher Überhitzung der Zusatzheizung bei Autos der Bauzeit Januar 2007 bis Januar 2008 gestartet. Die Fehlfunktion hätte im Extremfall zum Fahrzeugbrand führen können.

Unter der Motorhaube gibt es für die Fahrzeugklasse übliche Kost. Sämtliche Motoren sind quer eingebaute Vierzylinder. Die Benziner des Jetta V leisten zwischen 75 kW/102 PS und 147 kW/200 PS. Die Dieselmotoren decken eine Spanne von 77 kW/105 PS bis 125 kW/170 PS ab. Im Jahr 2006 führte Volkswagen doppelt aufgeladene TSI-Motoren in die Baureihe ein. Eine Hybridvariante wurde erst mit der Nachfolgegeneration aufgelegt.

Gegenüber einem vergleichbaren Golf ist der gebrauchte Jetta oft ein Schnäppchen. So wird ein Jetta 2.0 Turbo FSI Highline mit 147 kW/200 PS von 2010 laut Schwacke-Liste für durchschnittlich 10 700 Euro gehandelt - bei 62 000 Kilometern Laufleistung. Damit ist er fast 5000 Euro günstiger als ein Golf GTI vom gleichen Baujahr. Am günstigsten ist der Jetta V demnach, wenn man zum 1.6 Trendline mit 75 kW/102 PS von 2005 greift: Der ist mit 5050 Euro und 122 000 Kilometern gelistet. Wer einen Jetta 2.0 TDI Sportline mit 103 kW/140 PS von 2006 sucht, sollte mit 6700 Euro planen (152 600 Kilometer).