Grüner wird's nicht - Richtig reagieren auf Beifahrersprüche
Berlin (dpa/tmn) - Unentwegtes Quasseln, Mitbremsen und Abkürzungs-Tipps: Beifahrer können einem mächtig auf die Nerven gehen. Zurücklehnen und nichts tun ist aber auch die falsche Devise als Beifahrer - er kann sich durchaus als Co-Pilot nützlich machen.
Als Besserwisser sollte er sich aber nicht aufspielen, sagt Sven Rademacher vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR). Ebenso daneben ist es, Hektik zu verbreiten und den Fahrer damit zu verunsichern. Und für redselige Mitmenschen gilt das Motto: Weniger ist manchmal mehr. „Man muss auch wissen, wann man besser mal die Klappe hält.“
Wenn der Fahrer sich konzentrieren muss, sollte der andere ihn nicht ablenken. Über Spiegel und Radio muss außerdem der Fahrer die Hoheit haben, ergänzt Herbert Engelmohr vom Automobilclub von Deutschland (AvD). Nervige Sprüche im Überblick:
Grüner wird's nicht: Die Situation: Frau am Steuer, Mann daneben. Der spielt den Besserwisser, als sie an der Ampel nicht schnell genug in die Gänge kommt. Er will damit sagen: Fahr endlich! Und natürlich beweisen, dass er den besseren Überblick hat.
Tipp: Nicht hetzen und verunsichern lassen, rät Rademacher. Wenn es dem Partner nicht schnell genug geht, soll er selber fahren. Ansonsten sollte man dem anderen klarmachen: Wenn ich fahre, geht es nach meinem Tempo. Das kann man auch ganz offen sagen.
Schönen Gruß vom Getriebe: Die Situation: Sohn am Steuer, Vater daneben. Beim Einlegen vom Rückwärtsgang knirscht es, was der alte Hase auf dem Beifahrersitz natürlich gleich kommentiert. Damit hat früher schon der Fahrlehrer genervt.
Tipp: Solche Sprüche von oben herab wirken natürlich arrogant, sagt Rademacher. Er empfiehlt: Entweder man nimmt sie mit Humor, um die Situation zu entschärfen. Dazu etwa mit einem Spruch wie „Schönen Gruß zurück“ kontern. Oder einfach sagen: „Ich hab's auch gemerkt.“
Fahr nicht so dicht auf, Schatz: Die Situation: Mann am Steuer, Frau daneben. Die beiden stecken im Stau oder im Stadtverkehr, wo der Verkehr nun mal dicht ist und jeder an der Stoßstange vom Vordermann klebt. Nicht so dicht auffahren? Toller Tipp!
Tipp: Wenn einem solche Ratschläge zu viel werden, darf man das ruhig sagen - etwa so: „Ich hab' das im Griff, lass mich mal machen“, rät Rademacher.
Ich bin ja total schlecht im Kartenlesen: Die Situation: Zwei Freunde im Mietwagen. Sie machen einen Wochenendtrip. Kurz nach der Abfahrt outet sich der Beifahrer ganz freimütig als unfähig im Kartenlesen. Wie gut, dass er das nicht vorher gesagt hat! Und ein Navi bedienen - äh, wie geht das noch?
Tipp: Variante eins: Der Fahrer hält an und programmiert das Navi selbst. Variante zwei: einen Fahrerwechsel ausmachen, rät Constantin Hack vom Auto Club Europa (ACE). Wenn der andere nicht als Beifahrer die Karte lesen kann, soll er eben fahren. Oder die beiden wechseln erst, wenn der schwierige Teil der Strecke kommt.
Hier hätten wir abbiegen müssen: Die Situation: die Abfahrt verpasst. Das kostet noch mal eine halbe Stunde! Der Grund: Der Fahrer dachte, der Beifahrer würde rechtzeitig den Weg ansagen. Der dachte, der Fahrer weiß schon, wo es langgeht. Ganz wie im Fußball nach der Devise: Nimm du ihn, ich hab ihn sicher.
Tipp: Ein Vier-Augen-Prinzip ist gut, wenn es darum geht, den richtigen Weg zu finden, sagt Hack. Es hilft allerdings wenig, wenn der Beifahrer im letzten Moment ruft „Hier rechts!“. Das erhöht bloß die Unfallgefahr. Am besten regeln beide die Rollenverteilung vorher und klären, wer den Weg vorgibt, erklärt Engelmohr.
Ich hab ja gleich gesagt, dass wir hier falsch sind: Die Situation: verfahren. Statt am Arc de Triomphe ist man im Pariser Vorort gelandet und kurvt herum. Schnell dreht sich alles nur noch um die Frage: Wer ist schuld? Du natürlich! Nein, du!
Tipp: In dem Fall sitzen alle in einem Boot. Hat man den richtigen Weg verfehlt, hilft nur eins: „Dann zusammen die Lösung B finden“, sagt Rademacher. Es bringt also nichts, auf dem Fauxpas herumzuhacken und zu lamentieren. Rechthaberei bringt keinen weiter.