Kein langes Bibbern: Autos effizient beheizen

Berlin (dpa/tmn) - Zum Fahrtbeginn am frühen Morgen sollte das Auto im Winter idealerweise schön warm geheizt sein, damit sich der Fahrer rundum wohlfühlt. Und zur Sicherheit müssen die Scheiben komplett eisfrei sein.

So die Theorie. Die Praxis sieht meist anders aus.

Mit Eiskratzer, Taumittel und dampfendem Atem kämpfen Laternenparker im Winter gegen den Frost auf den Autoscheiben. Sind die Fenster vom Eis befreit, beschlagen sie von innen, weil es noch lausig kalt im Wagen ist. Bibbernd und so gut wie blind loszufahren, ist keine gute Idee - auch wenn man es eilig hat. Aber wie lässt sich ein Wagen möglichst schnell und effizient beheizen?

Arnulf Thiemel von der ADAC-Fahrzeugtechnik empfiehlt, sich zuerst mit Hilfe der Bedienungsanleitung schlauzumachen. „Der Fahrer sollte wissen, wie er die Heizung einstellen muss.“ Tipps dazu geben die Hersteller in der Regel im Handbuch. Besitzer neuerer Autos mit modernen Lüftungs- und Klimaanlagen haben meist ein leichteres Spiel, um Eis und Beschlag von den Scheiben verschwinden zu lassen und den Innenraum auf eine angenehme Temperatur zu bringen. Einige Automodelle haben dafür eine Defrost-Funktion. Ein Blick ins Handbuch lohnt auch, weil falsches Heizen der Fahrzeugtechnik schaden kann.

Wer bei kaltem Motor sofort die höchste Gebläsestufe einstellt, ziehe bei älteren und leistungsschwächeren Autos unter Umständen zu viel Wärme ins Innere, warnt Thiemel. „Der Motor ist kurz nach dem Start noch nicht so weit und benötigt die Energie, um auf Touren zu kommen“, erklärt er. Wird zu viel Wärme zum Heizen aus dem Motorraum abgeleitet, braucht der Motor länger, bis er seine Betriebstemperatur erreicht. Darunter leidet der Antrieb, weil er schneller verschleißt.

Nach der Defrost-Phase sollte der Innenraum auf die sogenannte Wohlfühltemperatur gebracht werden. „Wenn mir kalt ist, bin ich abgelenkt, und die Fahrsicherheit leidet“, sagt Thiemel. Im Auto kann die Wohlfühltemperatur etwas höher liegen als in einer Wohnung, da die großen Glasflächen Kälte auf die Insassen abstrahlen.

Mediziner Jörg Hedtmann von der Berufsgenossenschaft für Transport und Verkehrswirtschaft nennt 20 bis 21 Grad Celsius als sinnvollen Richtwert. „Eine zu hohe Temperatur, also über 25 Grad, kann zu einem Hitzestau führen“, erläutert der Mediziner. Typische Anzeichen dafür sind Kreislaufbeschwerden und Schwindel. Sven Rademacher vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) gibt zu bedenken, dass Autoinsassen schläfrig werden, wenn es zu warm ist - „gerade in den Morgenstunden“. Ist es zu kalt im Wagen, kühlt der Mensch aus: „Bei einer zu niedrigen Temperatur von unter 19 Grad gibt die Haut zu schnell Wärme ab und die Körperkerntemperatur sinkt“, sagt Hedtmann.

Schutz vor Kälte bietet natürlich eine dicke Winterjacke. Doch davon rät Rademacher im Wagen dringend ab: „Vorsicht vor dicken, wattierten Jacken. Der Sicherheitsgurt funktioniert nicht mehr richtig.“ Besser sei eine Strickjacke geeignet. Auch Dirk Vincken vom Automobilclub von Deutschland (AvD) mahnt: „Der Gurt muss bei einem Crash die sogenannte Gurtlose - einen Leerweg - überwinden, bevor er den Insassen sicher halten kann.“ Hedtmann sieht die Sache nicht so eng: „Besonders bei längeren Fahrten können die Fahrer ruhig mit einer Winterjacke losfahren.“ Die sollte dann aber nach kurzer Zeit ausgezogen werden, wenn es im Auto warm ist. Das sei ein möglicher Kompromiss.

Wenn es beim Losfahren noch kalt im Auto ist, sind Sitzheizungen ein Segen. Doch damit ist nicht jeder Wagen ausgestattet. Eine Alternative können beheizbare Sitzbezüge sein. Thiemel rät: „Beim Kauf unbedingt testen, ob diese zu den Sitzen passen.“ Sie müssen sich gut befestigen lassen und dürfen nicht verrutschen. Sonst können die Matten im Extremfall so weit in den Fußraum gleiten, dass sie die Pedale blockieren. Vincken empfiehlt bei der Modellwahl auf Angaben zum Energieverbrauch zu achten: „Der sollte möglichst niedrig sein.“

Standheizungen können Autos punktgenau vor der Abfahrt auf Temperatur bringen. Kraftstoffbetriebene Systeme, die an den Wasserkreislauf eines Wagens gekoppelt werden, lösen mehrere Winterprobleme auf einmal: Motor und Innenraum werden vorgewärmt, und das Eis auf den Scheiben ist abgetaut, wenn die Reise losgehen soll. Aktiviert werden sie je nach Modell per Zeitschaltuhr, Funk, SMS, oder seit neuestem auch mit einer Smartphone-App.

Neben den Spritbrennern gibt es Standheizer, die nur Warmluft ins Fahrzeuginnere leiten. Sie werden überwiegend in Lkw eingesetzt, um die Fahrerkabine während der Ruhezeiten warm zu halten.

„Früher waren Standheizungen wegen des hohen Spritverbrauchs verpönt“, sagt Frank Volk vom TÜV Süd. Das treffe inzwischen nicht mehr zu. ADAC-Mann Thiemel erklärt dazu, dass ein vorgewärmter Motor weniger Kraftstoff benötige als ein kalter. „Als Faustregel gilt deshalb, dass der Sprit für den Betrieb der Standheizung wieder gespart wird, weil der Motor mit vorgewärmt wird.“ Standheizer senken überdies den Kaltstartverschleiß des Antriebs deutlich, sagt Vincken.

Das Nachrüsten einer Standheizung kann laut Thiemel leicht 1000 Euro kosten. Im Vorteil seien Diesel-Fahrer, deren Wagen bereits über einen Zuheizer verfügt: „Zuheizer lassen sich bei neueren Modellen oft für wenige hundert Euro zu einer Standheizung aufrüsten.“