Krone fürs Kfz: Was Autoauszeichnungen aussagen

München (dpa/tmn) - „Goldenes Lenkrad“, „Auto des Jahres“, „E-Car Award“: Auszeichnungen fürs Kfz gibt es viele. Deren Aussagekraft dient dem Autokäufer jedoch nur bedingt als Orientierung.

Mancher Preis ist eher eine Werbenummer, andere sind ein seriöses Expertenurteil.

Zum Schmunzeln sind sie ja schon, die Bezeichnungen mancher Autopreise: Da vergibt das Fachmagazin „Jäger“ den „Goldenen Keiler“ für das beste Jagdauto. Und mit der „Goldenen Möhre“ krönt „Auto Bild“ besonders unzuverlässige Fahrzeuge. Vollmundig klingen die Namen anderer Kronen fürs Kfz: „World Car of the Year“ (Weltauto des Jahres) oder „Das Goldene Lenkrad“. Doch wie steht es mit der Aussagekraft dieser Preise?

Viele der Preise, mit denen das rollende Blech geschmückt wird, basieren auf dem Geschmack und den Erfahrungen von Autofahrern, die zugleich Leser einer Fachzeitschrift sind. So krönt die Zeitschrift „Auto Straßenverkehr“ nach Leserwahl das „Beste Familienauto“, „Auto Test“ vergibt den „E-Car Award“, und „Guter Rat“ und „Superillu“ benennen gemeinsam das „Auto der Vernunft“. Doch ein objektives Urteil nach standardisierten Bewertungskriterien sind diese Auszeichnungen nach Ansicht des Autoexperten Stefan Bratzel selten: „Was sie aussagen? Viele finden das Auto gut - aber mehr auch nicht.“

Bratzel leitet das Center of Automotive an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach. „Die Auswahl der Kriterien dieser Preise hat eine subjektive Dimension“, sagt er. Im Falle der Leserpreise treffen in aller Regel die Redaktionen eine Vorauswahl der Fahrzeuge, die zur Wahl stehen. Bei anderen Preisen entscheidet eine Fachjury. So wird das „World Car of the Year“ jährlich von Motorjournalisten aus mehr als 20 Ländern gewählt und auf der New York International Auto Show gekrönt. „So ein Expertenurteil hat eine gewisse Aussagekraft“, räumt Bratzel ein - aber eben nicht mehr.

„Die Preise werden als Orientierungshilfe ganz klar überschätzt und sollten nicht der Maßstab für Käufer sein. So etwas wie den Oscar, der ja fast unsterblich macht, gibt es im Bereich der Automobile nicht“, sagt Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen. Einen solchen Anspruch erheben aber „Bild am Sonntag“ und „Auto Bild“ für das „Goldene Lenkrad“, das am 9. November zum 36. Mal vergeben wird.

„'Das Goldene Lenkrad' ist der Oscar der Straße“, sagt Walter Mayer, Chefredakteur von „Bild am Sonntag“. Und Bernd Wieland, Chefredakteur der „Auto Bild“, nennt den Preis „Europas wichtigsten Autopreis“. Bei keinem anderen Zeitschriften-Preis in Europa sei der Testaufwand so groß. Beim Urteil haben neben Rennfahrern, Redakteuren und Fachleuten auch Prominente ein gewichtiges Wort mitzureden, nachdem sie Autoneuheiten über eine Teststrecke jagen durften. „Doch was hat man von einer Aussage wie 'Der Kofferraum ist groß' durch einen Promi?“, fragt Dudenhöffer.

Die Wissenschaftler sehen auch einen anderen Punkt kritisch: „Wenn Zeitschriften die Preise machen, hat das immer eine Verbindung zu den Anzeigenabteilungen“, meint Dudenhöffer. Das Kalkül funktioniere nicht selten so: „Wenn jeder Preis eine Seite Werbung macht, lohnt das Ganze. Manchmal geht fast jeder mit einem Preis nach Hause.“ Und Stefan Bratzel sagt: „Natürlich gibt es Druck der Anzeigenkunden, wenn deren Produkte nicht fortwährend gut abschneiden. Das weiß ich von manchen Zeitschriften.“

Nach Dudenhöffers Meinung dienen die Autopreise vor allem den Autoherstellern als Werbemittel: „Sie helfen, die Marke aufzubauen und sie zu stärken.“ Und sei die Marke erst einmal stark genug, sei auch ein umgekehrter Effekt zu beobachten: In manchem Verlag gebe es die Absicht, mit Preisen in der Werbung der Autohersteller aufzutauchen.

Dem „Gelben Engel“ - diesen Preis vergibt der ADAC jährlich vor geladenen Gästen, darunter viele Prominente aus der Automobilbranche - attestiert Bratzel zumindest in der Kategorie „Deutschlands bester Gebrauchtwagen“ einen „relativ guten Überblick“. Es würden sehr viele Fahrzeuge in Betracht gezogen. Datengrundlage für die Vergabe bilden die ADAC-Pannenstatistik und Studien zur Kundenzufriedenheit. Der „Gelbe Engel“ wird in vier weiteren Kategorien vergeben, darunter als Publikumspreis „Lieblingsauto der Deutschen“ durch Leser der „ADAC Motorwelt“ und Besucher der ADAC-Webseite. Doch im Vergleich zur Gebrauchtwagenauszeichnung stuft selbst ADAC-Sprecherin Katrin Müllenbach-Schlimme dessen Nutzen für den Verbraucher als gering ein.

Eine bessere Orientierungshilfe für Autokäufer als die vielen Auszeichnungen sieht Dudenhöffer in Vergleichstests der Autozeitschriften - „wenn also der Golf gegen den Astra antritt“. Wer auf Spritverbrauch und Schadstoffemissionen achte, dem biete zudem die „Auto-Umweltliste“ des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) eine Entscheidungshilfe. Stefan Bratzel nennt ferner die Mängelreporte von Sachverständigenorganisationen wie TÜV oder Dekra als nützliche Hilfen. Zwar böten diese nur einen Überblick über die Reparaturanfälligkeit mehr oder minder älterer Fahrzeuge. Doch immerhin seien Autos mit der Zeit immer langlebiger geworden. Dies mache es wahrscheinlich, dass der Nachfolger als Neuwagen nicht schlechter sei als sein Vorgänger.

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