Motorradfahrer trotz Facebook-Warnung mit Tempo 239 geblitzt
Göttingen (dpa) - Es war ganz einfach: Ein Klick bei „Gefällt mir“ auf der Facebook-Seite der Polizeidirektion Göttingen - und schon flossen auf Smartphone oder Computer Informationen wie diese: „Folgende Mess-Stelle in Betrieb: B27, Höhe Ebergötzen, im vierspurigen Bereich, beide Fahrtrichtungen“.
Fast im Minutentakt erschienen am Mittwoch die Mitteilungen über die Kontrollstellen, an denen die Beamten in acht Landkreisen im Süden und der Mitte Niedersachsens Temposünder blitzen wollten.
„Die Resonanz auf das Angebot war erfreulich“, befand Polizeisprecherin Hilke Vollmer. Bis zum frühen Nachmittag hatten mehr als 5000 Interessenten den Internet-Service bestellt. Trotzdem erwischten die Beamten reichlich Raser.
Spitzenreiter unter den rund 500 Temposündern war ein Motorradfahrer mit Sozia, der auf der A7 bei Hildesheim in einem Tempo-130-Bereich mit 239 Stundenkilometern geblitzt wurde. „Es werden noch weitere dazu kommen“, war sich ein Polizeisprecher sicher.
Zu den Temposündern, die sich nicht im Internet über den „Blitzer-Marathon“ der Polizei informiert hatten, gehörte auch ein Motorradfahrer aus dem nordhessischen Eschwege, der mittags auf der Bundesstraße 27 zwischen Göttingen und dem Harz mit Tempo 129 erwischt wurde. „Facebook ist nicht so mein Ding“, sagte der Mittfünfziger.
Der Mann gehörte bei dieser Aktion allerdings auch nicht zur Hauptzielgruppe der Polizei. „Wir wollen damit vor allem jüngere Verkehrsteilnehmer ansprechen und sie vom Rasen abhalten“, sagte Sprecherin Hilke Vollmer. Soziale Netzwerke im Internet seien für die Polizei ein vielversprechender Weg, um direkt mit der Bevölkerung in Kontakt zu treten.
Im Internet fand denn auch eine rege Diskussion über Sinn und Unsinn der Aktion statt. Beispiel: „Warum wird das denn verraten, wo geblitzt wird?“ Antwort der Polizei: „Es geht nicht darum, möglichst viele zu erwischen, sondern das Thema zu bewegen. Transparenz schafft Akzeptanz.“
Der Vorschlag eines Nutzers, wie das beim Blitzer-Marathon eingenommene Bußgeld verwendet werden könne, ließ die Polizei zunächst unkommentiert. Das Geld, so schlug der Mann vor, solle doch für die Reparatur der A7 südlich von Göttingen verwendet werden. Dort gibt es nach Angaben der Autobahnpolizei wegen diverser Schlaglöcher in einem Bereich ein Tempolimit von 60 Stundenkilometern. An dieser Stelle wurde am Mittwoch allerdings nicht geblitzt.