Reifenpreise steigen 2011 weiter
Bonn/Berlin (dpa) - Deutschlands Autofahrer haben ihre Winterreifenhändler gleichsam überrannt - und Engpässe sowie steigende Preise in Kauf nehmen müssen. Der ganz große Ansturm nach dem frühen Kälteeinbruch scheint vorbei, aber auch 2011 werden Reifen teurer.
Autoreifen bleiben knapp und teuer: Zwar zeichnet sich beim Ansturm auf Winterreifen Entspannung ab, die Preise sind aber deutlich gestiegen. 2011 werden Reifen abermals teurer - sowohl Sommer- als auch Winterreifen, wie der geschäftsführende Vorsitzende des Bundesverbands Reifenhandel, Peter Hülzer, am Freitag (10. Dezember) sagte. In den vergangenen Wochen hatte es einen enormen Ansturm der Autofahrer auf Winterreifen gegeben.
„Wir sind in den vergangenen drei Wochen quasi überrannt worden“, sagte Hülzer. Teilweise sei die Lieferlogistik zusammengebrochen. Doch „die Lage normalisiert sich deutlich“, sagte er. Ein ungewöhnlich früher Kälteeinbruch mit viel Schnee sowie die neue Winterreifenpflicht hatten zu einer bisher unüblichen Nachfragespitze geführt. Nach Informationen der „Bild“-Zeitung kommt es in Deutschland vereinzelt zu Wartezeiten von mehreren Wochen.
Hülzer sagte, nach wie vor müssten Autofahrer an verschiedenen Orten längere Wartezeiten bei der Montage in Kauf nehmen. Auch nicht jede erste Reifenmarke eines Premiumherstellers sei mehr verfügbar. Dem Zeitungsbericht zufolge gibt es besonders bei M+S-Pneus für Kleinwagen und ältere Modelle Engpässe - betroffen seien vor allem Regionen nördlich der Main-Linie.
Nach Angaben eines Sprechers der Continental-Reifensparte bleibt die Nachfrage hoch, alle Werke seien ausgelastet. Einige Reifengrößen seien nicht mehr lieferbar, schwierig könne es sein, für Allradwagen, Vans oder Busse Winterreifen zu bekommen. Auch Winterreifen für ältere VW-Golf-Modelle seien oft schon vergriffen. Es werde noch so viel wie möglich produziert, nach und nach gehe man aber auf Sommerreifen über - „sonst haben wir dasselbe Problem im Frühjahr“, sagte der Sprecher. Bisher habe sich an der Preisliste nichts geändert, 2011 seien aber Preiserhöhungen wegen der steigenden Kautschuk-Kosten möglich. Entschieden sei noch nichts.
Hülzer sagte, die Preise für Winterreifen hätten im Einzelhandel im Schnitt um 10 bis 20 Prozent höher als im Vorjahr gelegen. Vorübergehend hätten einige Großhändler die Engpässe aber auch ausgenutzt und horrende Preiserhöhungen „von 200 Prozent und mehr“ verlangt, kritisierte er im Gespräch mit der dpa. Das sei mittlerweile vorbei, aber nicht seriös gewesen. „Diese Großhändler haben deutlich überzogen und müssen damit rechnen, dass sie von Einzelhändlern nun ausgelistet werden.“
Insgesamt sei mit einem höheren Preisniveau bei Autoreifen zu rechnen, sagte Hülzer. „Im Jahr 2011 müssen sich die Verbraucher sowohl bei Sommer- wie auch bei den nächsten Winterreifen auf weitere Preissteigerungen zwischen fünf und zehn Prozent einstellen.“
Die neue Winterreifenpflicht habe zwar mit zu den Schwierigkeiten beigetragen, dürfe aber auch nicht überbewertet werden, sagte Hülzer. „Die Vorschrift für eine geeignete Bereifung bei winterlichen Verhältnissen gibt es ja schon seit 2006.“ Es sei verwunderlich, wenn einige Autofahrer erst jetzt „aufgewacht“ seien. Schon in den vergangenen Jahren habe die Ausrüstungsquote mit Winterreifen im Schnitt bei immerhin 88 Prozent gelegen. „Bei den übrigen 12 Prozent sind wir davon ausgegangen, dass es sich in der Regel um Zweitwagen handelt, die man bei Schnee und Eis halt in der Garage lässt.“