Rekordjäger und Alltagsrenner: Sportwagen-Premieren in Genf
Genf (dpa/tmn) - 431,072 km/h - diesen Temporekord hat Bugatti mit dem Veyron aufgestellt. Koenigsegg will das toppen. Dafür hat der schwedische Sportwagenbauer auf dem Genfer Salon ein Auto enthüllt, das er „Megacar“ nennt.
Es gibt noch weitere PS-Stars zu bewundern.
Markennamen wie Ferrari oder Lamborghini lassen Sportwagen-Fans aufhorchen. Aber Opel? Ja, neuerdings auch der, denn die Rüsselsheimer haben sich schon im Vorfeld des Genfer Autosalons (Publikumstage: 6. bis 16. März) mit einem „straßenzugelassenen Supersportler“ ins Gespräch gebracht. Und dort steht er nun auf dem Premierenparkett, der Opel Astra OPC Extreme - neben PS-Protzen wie Lamborghinis Gallardo-Nachfolger Huracán, dem Koenigsegg Agera One:1 mit 1000 kW/1360 PS oder dem neuen Turbo-Ferrari California T.
Zugegeben, ganz so extrem wie die Italo-Boliden oder der schwedische Rekordjäger von Koenigsegg ist der mit Motorsportkomponenten aufgemotzte Opel nicht. Doch der Namenszusatz hat seine Berechtigung: Überrollbügel statt Rückbank. Viel Carbon an Karosserie und Felgen. Und mit seinem laut Hersteller mehr als 221 kW/300 PS starken Turbomotor ist der um die 1,4 Tonnen schwere Astra OPC Extreme alles andere als schwachbrüstig.
Und warum das Ganze? „Wegen der großen Resonanz auf unser Engagement im Motorsport wollen wir den Fans etwas zurückgeben“, sagte Opel-Sprecher Michael Blumenstein. Wird der Renn-Astra tatsächlich in Kleinserie gebaut, wäre ein Fahrzeugpreis um die 60 000 Euro realistisch. Peanuts im Vergleich zu den abgefahrensten Supercars auf der Messe.
Zum Beispiel Bugatti verlangt für das vierte Editionsmodell seiner sechsteiligen Legenden-Reihe knapp 2,59 Millionen Euro. Pro Auto, wohlgemerkt. Der auf drei Exemplare limitierte Roadster basiert auf dem 883 kW/1200 PS starken Veyron 16.4 Grand Sport Vitesse, dem schnellsten Serien-Roadster der Welt, und heißt „Rembrandt Bugatti“ - so wie der Bruder von Firmengründer Ettore Bugatti. Sagenhafte 3,33 Millionen Euro würde der Koenigsegg Agera One:1 in Deutschland kosten, wären die sechs geplanten Exemplare nicht schon ausverkauft.
Diese Auto-Flunder trägt den Namen „Eins zu eins“, weil pro Kilogramm Fahrzeug eine Pferdestärke Motorleistung abrufbar ist, heißt es bei Koenigsegg. In Zahlen bedeutet das: 1000 kW/1360 PS treiben 1360 Kilogramm Auto an - mit bis zu 1371 Newtonmeter Drehmoment. Angeblich reicht das, um den mit einem 5,0 Liter großen V8-Aggregat bestückten Wagen aus dem Stand in weniger als 20 Sekunden auf 400 km/h zu bringen. Da 1000 Kilowatt (kW) einem Megawatt entsprechen, reden die Schweden nicht mehr nur von einem Supercar, sondern von einem Megacar. Und sie sind entschlossen, damit den Geschwindigkeitsrekord für Serienautos zu toppen, den der Bugatti Veyron mit 431 km/h hält.
Aber zurück von mega zu super - zu den Supersportlern von Lamborghini und Ferrari: Der neue Einstiegs-Lambo Huracán LP 610-4 beerbt im späten Frühjahr den Gallardo. Er fährt mit einem 5,2 Liter großen und 448 kW/610 PS starken V10 bis zu 325 km/h schnell und kostet ab rund 202 000 Euro. Ferrari bringt im California T den Turbomotor zurück - daher das T in der Bezeichnung des mindestens gut 180 000 Euro teuren Facelift-Modells. Das aufgeladene V8-Triebwerk des 2+2-Sitzers mit Klappdach schöpft aus 3,9 Litern Hubraum 411 kW/560 PS. Das sind 51 kW/70 PS mehr als bisher, das maximale Drehmoment steigt um fast 50 Prozent auf 760 Newtonmeter.
Der letzte Serien-Ferrari mit Turbo war der F40 aus den späten 1980er Jahren, sagte Pressesprecher Hans Kleymann und erklärte: „Wir führen den Turbo wieder ein, um Emissionen und Benzinverbrauch zu reduzieren, aber ohne auf den Ferrari-typischen Motorsound oder die Performance zu verzichten.“ Der California T soll sich im Schnitt mit 10,5 Litern begnügen (CO2-Ausstoß: 250 g/km).
Am Messestand von McLaren liegt der Huracán-Konkurrent 650S auf der Lauer - mit und ohne Dach. Dabei handelt es sich um eine nachgeschärfte Version des McLaren 12C mit viel Technik aus dem Rennsport und rund fünf Prozent mehr Leistung: Der V8-Turbomotor mit 478 kW/650 PS verhilft dem nur 1,3 Tonnen schweren Briten zu einem Sprintwert von drei Sekunden auf Tempo 100 und einem Spitzentempo von 333 km/h. Für das 650S Coupé werden mindestens 231 500 Euro fällig, für den offenen 650S Spider 255 000 Euro.
Den gleichen Beschleunigungswert und ebenfalls mehr als 300 km/h Spitze geben der deutsche Hersteller Gumpert für den Explosion und die dänische Manufaktur Zenvo für den ST1 an. Der Explosion (ab 125 000 Euro) ist ein schnörkelloses Coupé, das in der Basisversion mit einem 2,0-Liter-Vierzylinder mit 309 kW/420 PS daherkommt und in der stärkeren S-Version mit einem Fünfzylinder mit 375 kW/510 PS. Mit einer knappen Million Euro schlägt der Zenvo ST1 zu Buche - ein 812 kW/1104 PS starker V8-Bolide, der anders als viele andere Supersportler mehr wie ein plattgedrücktes Coupé als wie ein Le-Mans-Rennwagen aussieht. Nach jahrelanger Entwicklungsarbeit steht er nun als Serienauto in Genf.
Aber mal ehrlich: Wer kann sich solche Autos leisten? Nur die wenigsten. Anders sieht das in der Kategorie der sportlichen Kompaktwagen aus. Auch hier gibt es viel Power, nur eben für kleineres Geld. Neben der Opel-Studie Astra OPC Extreme, deren Zukunft noch ungewiss ist, feiert auf dem Autosalon eine ganze Reihe Breitensportler Premiere, die spätestens nächstes Jahr bei den Händlern stehen werden.
Der neue Audi TT zum Beispiel. Im Profil betrachtet optisch wieder näher an der ersten Generation, hat die dritte Auflage des Coupés technisch große Sprünge gemacht. Statt analoger Uhren im Cockpit und Monitor in der Mittelkonsole gibt es nur noch ein großes Display hinter dem Lenkrad - und gegen Aufpreis unter anderem LED-Scheinwerfer. An Motoren stehen zum Start des TT im Herbst ein Diesel mit 135 kW/184 PS und ein Benziner in zwei Leistungsstufen mit 169 kW/230 PS und 228 kW/310 PS zur Wahl. Weitere sportliche Neuheiten von Audi: das 221 kW/300 PS starke S3 Cabrio (ab 48 500 Euro) und der kleine S1 mit 170 kW/231 PS (ab 29 950 Euro).
Seat bringt noch während der Messe den Leon Cupra auf den Markt. Das bislang stärkste Auto der spanischen VW-Tochter kostet ab 30 810 Euro. Für Vortrieb sorgt ein 2,0-Liter-Turbobenziner mit wahlweise 195 kW/265 PS oder 206 kW/280 PS. Gegner aus Japan wird der Honda Civic Type R: Die in Genf präsentierte Studie ist ebenfalls mit einem 2,0-Liter-Turbotriebwerk bestückt. Das Serienmodell kommt 2015 und wird mindestens 206 kW/280 PS leisten, verspricht Honda.
Sportlich und kompakt ist auch der VW Scirocco, dem die Wolfsburger nach knapp sechs Jahren ein Facelift spendieren. Die Modellpflege macht den Golf-Ableger laut Hersteller stärker und bis zu 19 Prozent sparsamer: Die insgesamt sechs verfügbaren Benzin- und Dieselmotoren decken eine Leistungsspanne von 92 kW/125 PS bis 206 kW/280 PS ab, der sparsamste Selbstzünder soll sich im Schnitt mit 4,1 Litern begnügen (CO2-Ausstoß: 107 g/km).
Und dann wäre da noch der praktische PS-Star unter den Genf-Premieren: der Jaguar XFR-S Sportbrake mit 405 kW/550 PS starkem 5,0-Liter-V8 unter der Haube. Dieser Power-Kombi bietet bis zu 1675 Liter Stauvolumen im Gepäckabteil und schafft laut Jaguar 300 km/h. Ein flotter Frachter - für einen stolzen Preis: Unter 110 450 Euro ist der Wagen nicht zu haben.