Renault Espace: Zwischen Raum und Zeit

Paris (dpa/tmn) - Als er vor drei Jahrzehnten auf die Straße kam, war er seiner Zeit um Lichtjahre voraus. Doch mittlerweile scheint die große Blüte der Raumfahrt auch auf der Straße vorbei. In der fünften Generation erfindet sich der Van-Pionier noch einmal neu.

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Was haben das Raumschiff Enterprise und der Renault Espace gemeinsam? Beide waren ihrer Zeit um Lichtjahre voraus. Denn genauso futuristisch, wie den Fernsehzuschauern damals die Abenteuer von Captain Kirk erschienen, so wirkte auf die Autofahrer auch die Großraumlimousine aus Frankreich, als sie im März 1984 zum ersten Mal auf dem Genfer Salon stand.

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Für den Renault-Experten und Espace-Stammkunden Michael Fischer aus Freising war der Fremdling aus Frankreich der Beginn einer neuen Zeitrechnung. Was den Espace für ihn so besonders machte, war sein Platzangebot: Mit 4,25 Metern kaum länger als ein VW Golf, aber im direkten Vergleich so geräumig wie ein Reisebus. So war er der erste Pkw, in dem man wirklich Kind und Kegel mitnehmen konnte. „Klappe auf, Fahrrad rein und ab ins Grüne, mit welchem Auto ging das schon?“, erinnert sich Fischer an das ganz eigene Lebensgefühl, das einen im Espace erfasste.

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Dazu konnte der Raumkreuzer noch mit ein paar pfiffigen Details überraschen. Zum Beispiel war damals die Fernbedienung für das Türschloss eine kleine Sensation. Klapptische oder Leselampen an den Sitzlehnen kannte vor 30 Jahren auch noch niemand. Zudem konnte man die Einzelsitze im Fond nahezu beliebig versetzen oder ausbauen und die beiden Sessel in der ersten Reihe nach hinten drehen.

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Allerdings taten sich Journalisten wie Kunden zunächst schwer mit dem Espace. Nur 9 Bestellungen soll es im ersten Monat gegeben haben, im ersten Jahr waren es 5923. Gut Ding will Weile haben, kommentiert Fischer und die Statistik gibt ihm recht: Ein Jahr vor dem Modellwechsel 1991 erreicht der Absatz der ersten Generation seinen Höhepunkt, am Ende wurden 191 674 verkauft. Seitdem sind in vier Generationen rund 1,5 Millionen Raumkreuzer zusammengekommen.

Und heute fährt das aktuelle Modell am Bedarf vorbei: Kaum ein anderes Marktsegment ist derart erodiert wie das der großen Vans. In Deutschland wurden 2014 keine 1000 Exemplare des Espace verkauft. Renault hat deshalb das Raumfahrt-Programm überarbeitet. „Aber am Ende war uns das Auto zu wichtig, als dass wir es aufgeben wollten“, sagt Designchef Laurens van den Acker. Er hat den Espace mit einem Geländewagen gekreuzt.

Auch beim Antrieb ist nichts mehr, wie es einmal war: „Ganz klar auf die Oberklasse ausgerichtet, stand der Espace immer auch für große und starke Motoren“, sagt Experte Fischer mit Blick auf die vielen Sechszylinder, die über die Jahre in seinem Fuhrpark waren. Das stärkste Serienmodell war ein 3,5-Liter mit 177 kW/241 PS. Aus lauter Übermut haben die Franzosen sogar mal einen Zehnzylinder mit rund 596 kW/810 PS aus einem Formel-1-Auto ins Heck gebaut. „Jetzt dagegen wird der Espace zum Musterbeispiel für den Trend zum Downsizing und fährt mit maximal 1,6 Litern Hubraum vor“, sagt Fischer. Er hängt seinem Youngtimer mit V6-Motor nach.

Davon gibt es allerdings nicht mehr viele. Von den Renault-Fans mittlerweile als Sammlerstück akzeptiert und vom Zahn der Zeit angenagt, ist zumindest der erste Espace rar geworden. Rost immerhin ist kein dringliches Problem bei der Kunststoffkarosserie über einem Gerippe aus feuerverzinktem Stahl, der haltbar ist wie Gartenzäune oder Brückengeländer, sagt Fischer.

Auch die Konstruktion war tadellos: „Immerhin hat Renaults Kooperationspartner Matra damals ansonsten Rennwagen und Flugzeuge gebaut und den Espace sehr gründlich zu Ende entwickelt.“ Doch in der Produktion gab es so manche Probleme. Deshalb müsse man ein bisschen suchen, bis man einen Espace aus den Achtzigern findet, und im Zweifel tief in die Tasche greifen: „Mit 5000 Euro und viel Geduld müsste ein erhaltenswertes Exemplar aufzutreiben sein“, sagt Fischer.

Oder man schaut sich die Generation fünf an. Wobei Fischer sich mit dem neuen Kurs schwer tut: „Klar, werde ich einer der ersten sein, der sich das neue Auto sehr genau anschaut“, sagt er. „Aber dass ich es gleich bestelle, kann ich mir nicht vorstellen.“. Und so räumt der Espace-Fan doch eine Ähnlichkeit zwischen den Autos ein - skeptisch waren die Kunden 1984 schließlich auch: „Ein Espace hat schon immer ein bisschen länger gebraucht, bis man ihn verstanden hat.“