„ROW-DY“ und „BUL-LE“ - Kennzeichen geben Autos persönliche Note

Bremen (dpa) - Es sind nur ein paar Buchstaben und Zahlen, doch für Millionen Deutsche haben sie eine besondere Bedeutung. Mit einem selbst gewählten Autokennzeichen möchten viele etwas Persönliches ausdrücken.

Als Martina Chrestin vor zwölf Jahren ihr neues Auto bekam, musste sie nicht lange überlegen: „VER MC 112“ suchte sich die heute 57-Jährige aus dem niedersächsischen Verden als Kennzeichen für ihr Cabrio aus. „Bei meinen früheren Autos war die Kombination mit meinen Initialen nicht frei“, sagt sie. Über die 112 dachte sie nicht nach. Dass es die Notrufnummer ist, fiel ihr erst später auf. In ihrem Bekanntenkreis hätten viele ihre Initialen auf dem Wagen. „Erst gestern habe ich so zufällig das Auto meiner Nachbarin im Parkhaus erkannt.“

Etwa zwei Drittel der Bundesbürger fahren nach Erkenntnissen des Heilbronner Wissenschaftlers Ralf Bochert ein Auto mit Wunschkennzeichen. „Das Auto ist ein Massenprodukt. Durch das Kennzeichen kann ich ihm eine individuelle Note geben“, sagt der Professor für Tourismusmanagement, der jüngst eine Studie zu Nummernschildern veröffentlichte. Initialen und Geburtsdaten werden seiner Einschätzung nach am häufigsten gewählt.

Aber auch der erste Teil des Kennzeichens, die Ortskennung, ist vielen wichtig, wie Bochert mit einer Befragung von mehr als 50 000 Menschen in mehr als 200 deutschen Städten herausfand. In den Jahren 2010 bis 2012 wollte er wissen, ob die Menschen alte, durch Gebietsreformen verschwundene Autokennzeichen zurück haben wollten. Rund 72 Prozent der Befragten antworteten mit „Ja“.

Seit November gibt es vielerorts die Möglichkeit, einst ausrangierte Kürzel wieder zu bekommen. Mindestens 250 Buchstabenkombinationen wurden laut Bundesverkehrsministerium neu genehmigt. Zahlreiche Autofahrer können nun neue Wörter kreieren oder Kombinationen ergattern, die bislang vergeben waren.

„In den ersten Wochen gab es einen Ansturm“, berichtet der Leiter der Zulassungsstelle im niedersächsischen Landkreis Rotenburg, Thorsten Lemcke. Viele Menschen wollten aus Heimatverbundenheit wieder mit „BRV“ (Bremervörde) durch die Gegend fahren. Die Ortskennung „ROW“ (Rotenburg (Wümme)) sei aber weiterhin beliebt und werde von Einigen dazu genutzt, das Wort „ROW-DY“ zu bilden.

Lustige Wortspiele sind in der Region Hannover eher selten, wie Thomas Böttcher von der Zulassungsstelle sagt. „Was kann man mit einem "H" schon machen? "H-UT", fällt mir ein.“ In anderen Städten ist das einfacher. So können Computerfans in Stuttgart mit „S-AP“ oder Journalisten mit „S-WR“ und „S-Z“ herumfahren. Auch „S-EX“ und „S-AU“ wurden schon gesichtet. In Bielefeld ahnt man bei „BI-ER“, was der Fahrer gerne trinkt und bei „MA-MA“ in Mannheim, dass die Frau am Steuer Kinder hat.

Die Zahl der wählbaren Buchstaben und Ziffern ist regional unterschiedlich, meist können die Bürger im Internet herausfinden, ob ihr Wunschkennzeichen verfügbar ist. Erlaubt ist alles, was nicht sittenwidrig ist. Kürzel aus dem Nationalsozialismus wie SA, KZ oder SS sind tabu.

Die Kombination „BUL-LE“, die unter anderen ein Polizist beantragt hat, soll es übrigens im bayerischen Burglengenfeld künftig nicht mehr geben. Nach längerer Diskussion sei man zu der Meinung gelangt, dass dieses Kennzeichen einen beleidigenden Charakter habe könnte, teilte in dieser Woche das Landratsamt mit.

Service:

Die Gebühr für die Reservierung und Zuteilung eines
Wunschkennzeichens beträgt bundeseinheitlich 12,80 Euro.