Second-Hand aus dem Showroom - Gebrauchtwagen vom Autobauer
München (dpa/tmn) - Die meisten Gebrauchtwagen wechseln ihren Besitzer privat. Dabei gibt es normalerweise keine Garantie. Eine Alternative ist das Second-Hand-Angebot der Händler - und da mischen die Autohersteller fleißig mit.
Für die Kunden kann das ein Vorteil sein.
Wer in Deutschland ein Auto kauft, wählt meist einen Gebrauchten. 2012 gab es rund 6,9 Millionen Besitzumschreibungen, wie die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) im DAT-Report 2013 berichtet. Demgegenüber standen rund 3,1 Millionen Neuzulassungen. Die Zahlen zeigen: Der Gebrauchtwagenhandel brummt - und deshalb ist er auch für die Autobauer interessant: Viele bieten über ihre Vertragshändler spezielle Programme für Second-Hand-Autos an.
Und die können Kunden gegenüber dem Privatkauf oder dem Deal mit einem freien Händler durchaus Vorteile bringen - auch wenn die Fahrzeuge etwas teurer sind. Die Höfe der Markenhändler sind mit Gebrauchtwagen gut gefüllt. Meist handelt es sich um Inzahlungnahmen, das Angebot umfasst aber auch Leasing-Rückläufer und Fahrzeuge aus gewerblichen Flotten. Manche Autohäuser, vor allem Vertragspartner von Premiummarken, nehmen keine Fremdfabrikate in ihre Second-Hand-Programme auf. Andere bieten ein breites Markenspektrum.
Limitierende Faktoren sind Alter und Laufleistung: „Sieben bis zehn Jahre alt sind die angeboten Fahrzeuge höchstens“, sagt Thomas Schuster von der Prüforganisation KÜS. Auf dem Tacho dürfen oft nicht mehr als 150 000 Kilometer stehen. Je nach Programm kann die Auflage aber auch bei zwei Jahren und 40 000 Kilometern liegen.
Im Gegensatz zu vielen Gebrauchten im freien Handel durchlaufen die feilgebotenen Fahrzeuge in den Programmen der Hersteller einen ausführlichen Technik-Check. „Beim freien Händler stauben die Autos auf Hinterhöfen oft ein und werden angeboten, ohne auch nur ein einziges Mal geputzt worden zu sein“, hat Schuster beobachtet.
So wirbt Toyota unter dem Label „Geprüfte Gebrauchtwagen“ damit, von Meisterhand 30 Punkte abzuarbeiten, und verspricht „eine gründliche Prüfung sämtlicher Funktionen des Fahrzeugs“. Mercedes bietet im Programm „Junge Sterne“ nur Gebrauchte an, die „auf höchste Qualitätsstandards geprüft“ sind.
Andere Hersteller verfahren ähnlich. Audi bündelt seine Gebrauchten im Programm „:plus“, das BMW-Angebot heißt „Premium Selection“, es gibt „A1 Ford Gebrauchtwagen“ und „Volvoselekt“. Nicht selten glitzern die Gebrauchten in den Showrooms, und mancher Kunde wähnt sich in der Neuwagenhalle.
Die vertrauensbildenden Maßnahmen der Anbieter reichen von günstigen Finanzierungen über kostenlose oder rabattierte Wartungsarbeiten innerhalb bestimmter Fristen bis hin zu Mobilitätsversprechen mit Gratis-Mietwagen nach Unfällen. Volkswagen gewährt in seinem Gebrauchtprogramm „Das WeltAuto“ 10 Tage Rückgaberecht, bei Peugeot sind es 14 Tage und bei Volvo sogar bis zu 30, in denen Kunden den Wagen gegen einen anderen tauschen können. Aber: „Es wird keine Geld-zurück-Garantie gegeben - bei keinem Hersteller“, sagt Christof Gerhard, Gebrauchtwagenexperte bei TÜV Süd.
Das größte Plus beim Gebrauchtkauf vom Markenhändler sehen die Experten bei der Garantie. Meist erweiterten die Hersteller die gesetzliche Gewährleistungspflicht von zwölf Monaten zeitlich und inhaltlich. Citroën, Toyota und Renault etwa stehen laut KÜS zwei Jahre für Mängel ein, Mercedes aktuell sogar 36 Monate. Laut DAT-Report wurden 83,5 Prozent aller Gebrauchten mit Zusatzgarantien verkauft, die Schuster zufolge auch Schäden an Kupplung und Getriebe oder Bremsbeläge und Klimaanlage umfassen können. Die Bedingungen seien oft verhandelbar: „Nachfragen kann sich also lohnen.“
Aus Gründen wie diesen rechnet sich der Kauf eines Gebrauchten vom Markenhändler den Experten zufolge meistens. „Die Programme sind wirklich von Vorteil, die Qualität der Fahrzeuge ist schlichtweg besser“, sagt Christof Gerhard vom TÜV. Der DAT-Report belegt: Wer auf dem Privatmarkt 2012 ein Auto kaufte, hatte in den ersten sechs Monaten nach der Anschaffung Folgekosten von durchschnittlich 388 Euro zu tragen. 299 Euro waren es für Gebrauchte vom Markenhändler.
TÜV-Fachmann Gerhard rät aber auch bei den Herstellerangeboten einer Marke zum Kostenvergleich: „Selbst dort gibt es Preisdifferenzen von bis zu 30 Prozent.“ Ob sich etwa für einen Kunden aus Berlin das Schnäppchen in München gegenüber einem teureren Angebot vor Ort wirklich lohne, müsse im Einzelfall unter Berücksichtigung der Transportkosten ausgerechnet werden. Außerdem seien Kulanzleistungen meist nur vom Händler vor Ort zu erwarten.
Ihre Angebote machen die Markenhändler nicht selbstlos, wie Toyota-Sprecher Thomas Heidbrink einräumt: „Auch der Händler profitiert davon, wenn er über Gebrauchtwagen Kunden an sich bindet.“ Folgende Wartungsarbeiten trügen zur Auslastung der Werkstätten bei. Außerdem spekulieren die Händler laut Heidbrink: „Vielleicht greift der Kunde eines Gebrauchten in ein paar Jahren ja zum Neuwagen.“