Shooting mit Blechkamerad - Das eigene Auto fotografieren

Berlin (dpa/tmn) - Den einen geht es um Ästhetik, den anderen um Verkaufschancen - das eigene Auto zu fotografieren ist nicht ganz einfach: Um gute Bilder zu bekommen, sollte man ein paar Regeln beachten.

Für manchen Autoliebhaber ist sein Blechkamerad fast wie ein Familienmitglied. Da wäre es unangebracht, dieses nicht mit dem einen oder anderen Schnappschuss im Familienalbum zu verewigen. Also greift der Autofreund zur Kamera. Das Ergebnis kann sich mit etwas Glück sehen lassen. Wer ein paar Tricks und Kniffe beherrscht und die typischen Fallen kennt, die manches Autofoto entstellen, landet mehr als nur Glückstreffer.

Es gibt grundlegende Fehler, die bei jeder Art der Fotografie im Freien schnell begangen werden: „Die meisten haben keinen Blick für den Sonnenstand“, sagt Jörg Hajt, Auto- und Werbefotograf, der seit 15 Jahren für den Heel-Verlag Bilder für Fahrzeugkalender anfertigt. „Viele fotografieren die Schattenseite und wundern sich später über dunkle Objekte“, sagt der Profi. Die Sonne stehe idealerweise - sofern nicht ausdrücklich anders gewollt - im Rücken des Fotografen. „Am besten ist ein Winkel von 45 Grad.“

Bernd Sumalowitsch empfiehlt, nicht in der prallen Mittagssonne, sondern am frühen Morgen oder späteren Abend zu fotografieren. Sumalowitsch ist unter anderem als Dozent für Visuelle Kommunikation an mehreren Hochschulen tätig und hat einige Ausstellungen zur Automobilfotografie kuratiert. Auch wer Details im Inneraum des Autos fotografieren möchte, sollte grell einfallendendes Licht abmildern und dafür die Fenster mit lichtdurchlässigem Stoff abdecken.

Ein typisches Phänomen bei der Autofotografie sind Spiegelungen im Blech - vor allem bei Fahrzeugen mit dunklem Lack. Umso wichtiger sei das Umfeld des Fotoshootings, sagt Sumalowitsch. Spiegeln sich gewöhnliche Häuser in den Flanken, ist das meist ungewollt. Bildet sich dagegen die Weite der Wüste auf der Seitenpartie eines Ford Mustangs ab, ist das wohl Absicht.

Die Umgebung sollte außerdem zum Auto passen. Als Beispiele nennt Hajt den Supersportwagen Audi R8 vor einem modernen Gebäudeensemble und einen historischen Mercedes 170 vor einer Scheune oder einem Fachwerkhaus. „Aber auch krasse Gegensätze können reizvoll sein“ - etwa ein Oldtimer vor der gläsernen Fassade einer Bank. Allerdings sollte der Hintergrund nicht zu sehr vom Auto ablenken. „Um das zu gewährleisten, kann der Hintergrund mit Unschärfe weggedrückt werden“, sagt Sumalowitsch.

Deshalb raten die Profis auch zur Spiegelreflexkamera mit entsprechenden Einstellmöglichkeiten. Laut Hajt reichen für Amateurzwecke Kameras ab 500 Euro völlig aus. Die besten Bilder gelingen nach seiner Erfahrung mit Stativ und einem Teleobjektiv mit einer Brennweite im Bereich von 100 bis 130 Millimetern.

Wichtig für das Foto kann auch der Winkel sein, den der Fotograf zum Objekt einnimmt. So lassen sich unter anderem Karosserielinien betonen. „Zum Beispiel eine Diva wie den Citroën DS würde ich immer von der Seite ablichten“, erklärt Sumalowitsch. Bei sportlichen Autos sorge eine moderate Froschperspektive für eine dynamische Wirkung. Als idealen Abstand der Kamera vom Boden gibt Hajt 40 bis 50 Zentimeter an. „Aber sportliche Dynamik passt nicht zu jedem Auto“, schränkt er ein. „Einen VW T1 oder T2 fotografieren Sie am besten aus Höhe des Markenzeichens.“

Nicht nur Ästheten, auch Verkäufer sollten auf gute Fotos Wert legen. „Ansprechende und informative Inserate sind für Kfz-Händler ein echter Wettbewerbsvorsprung, denn je mehr Transparenz ein potenzieller Kunde hat, desto höher das Vertrauen und letztendlich die Verkaufschance“, betont Malte Krüger, der als Geschäftsführer der mobile.international GmbH für die Plattform mobile.de verantwortlich ist. Er rät, ein Auto aus vielen Perspektiven und samt Details zu zeigen.

Macht der Hobby-Autofotograf Fehler, kann er vieles später am Rechner mit Bildbearbeitungssoftware ausbügeln. Zu viel Kontrast oder manche Spiegelung können laut Sumalowitsch behoben werden. Störende Objekte im Hintergrund lassen sich mit etwas Übung wegretuschieren. Wer aber beim Fotografieren die falsche Perspektive wählt, dem kann bei der Nachbearbeitung keine Software helfen.