Mercedes E 300 Bluetec Hybrid: Aufpreis fürs grüne Gewissen
Berlin (dpa-infocom) - Hybrid-Autos sind etwas fürs grüne Gewissen - sie verbrauchen weniger Sprit und pusten weniger Abgase in die Umwelt. Damit will auch Mercedes beim E 300 Bluetec Hybrid punkten.
Für den Öko-Effekt zahlen Fahrer aber kräftig drauf.
Keiner, so sagt es zumindest der Volksmund, ist sparsamer als der Schwabe. Und niemand beweist das besser als die Ingenieure von Mercedes. Wenn sie nach den Sommerferien den E 300 Bluetec Hybrid zu Preisen ab 51 795 Euro an den Start bringen, wird das mit einem Normverbrauch von 4,2 Litern und einem CO2-Ausstoß von 109 g/km nicht nur die sparsamste E-Klasse sein. Auch kein anderer Wagen in seiner Klasse verbrauche weniger Sprit, brüsten sich die Stuttgarter Entwickler mit Blick auf die Konkurrenz. Denn der genügsamste 5er BMW steht mit 4,5 Litern in der Liste, der Audi A6 kommt auf 4,9 Liter.
Der erste Diesel-Hybrid aus Deutschland
Möglich macht eine Kombination, die neben dem Elektromotor einen Diesel statt eines Benziners als Hauptantrieb einsetzt. Genau wie im E 250 CDI steckt unter der Haube des Hybriden ein 2,2 Liter großer Selbstzünder mit vier Zylindern, der 170 kW/204 PS und schon allein ein maximales Drehmoment von 500 Newtonmetern entwickelt. Ihm zur Seite steht eine kompakte E-Maschine, die in das Gehäuse der siebenstufigen Automatik passt. Sie leistet 20 kW/27 PS und geht mit bis zu 250 Newtonmetern Drehmoment zu Werke.
Zwar entwickelt der Elektromotor sein maximales Drehmoment schon bei der ersten Umdrehung und ist damit ein idealer Anfahrtshelfer. Doch hat Mercedes die E-Klasse weniger auf Spurten als auf Sparen getrimmt. Der Sprintwert von 7,5 Sekunden auf Tempo 100 ist identisch mit dem konventionellen E 250 CDI. Auch an der Höchstgeschwindigkeit von knapp 250 km/h ändert sich nichts. Die Limousine beschleunigt zügig und gleichmäßig. Aber vom Turbo-Effekt, der den Fahrer bei der Konkurrenz tief in den Sitz drückt, spürt man beim sogenannten Boosten kaum etwas.
Im Alltag reichen fünf bis sechs Liter
Stattdessen starrt man wie gebannt auf die Verbrauchsanzeige: Für die versprochenen 4,2 Liter muss man sich ziemlich am Riemen reißen und sicherheitshalber auch alle Komfortverbraucher ausschalten. Und selbst dann erreicht man den Katalogwert nur mit Geduld und Glück. Aber ein Wert um 5 Liter ist bei halbwegs bewusster Fahrweise kein Hexenwerk - für ein Auto dieser Größe ist das sehr respektabel. Auch wenn man es eilig hat, bleibt der Verbrauch mäßig: Viel mehr als 6 Liter benötigt der E 300 Bluetec Hybrid auf der Autobahn nicht.
Dabei spart der Hybrid nicht nur im Stadtverkehr, wo man oft mit elektrischer Unterstützung anfährt und die Start-Stopp-Automatik den Verbrenner abwürgt. Für Etappen mit regelmäßiger Geschwindigkeit haben ihm die Ingenieure das Segeln beigebracht: Sobald man bei gleichmäßiger Fahrt bis Tempo 160 den Fuß ein wenig lupft, wechselt die Automatik in den Leerlauf und der Diesel wird abgeschaltet. Dann rollt die Limousine zum Teil mehrere Kilometer weit nur mit ihrem Schwung dahin. Kleine Geschwindigkeitsschwankungen gleicht dabei der E-Motor alleine aus. Sobald man wieder mehr Kraft benötigt, meldet sich kaum merklich der Diesel zurück.
Elektrisches Segeln nur auf kurzen Strecken
Das funktioniert prima und ist so faszinierend, dass man am Steuer die ganze Zeit mit dem Gasfuß spielt, um den Diesel in die Pause zu schicken. Das kompensiert zumindest zum Teil eine Enttäuschung: Das rein elektrische Fahren kommt bei der E-Klasse ziemlich kurz. Wo die Konkurrenz zum Teil Tempo 80 und drei bis vier Kilometer schafft, reicht der E-Antrieb der E-Klasse nur für maximal einen Kilometer bei bis zu 35 km/h.
Der Grund dafür liegt vor allem an dem kleinen Akku, den Mercedes in einer eigenen Fabrik herstellt. Die Lithium-Ionen-Zellen haben nur eine Kapazität von 0,8 Kilowattstunden und sind deshalb schnell leer. Die Vorteile: Die Batterie ist vergleichsweise günstig und passt unter die Motorhaube. Deshalb gibt es keine Einschränkungen beim Kofferraumvolumen. Die E-Klasse gibt es daher als einzigen Hybriden in diesem Segment auch als Kombi.
Fazit: Hoher Alltagswert - hoher Preis
Auch wenn das elektrische Fahren etwas kurz kommt, macht die E-Klasse als Hybrid eine gute Figur - vor allem, weil sie nicht nur auf dem Prüfstand, sondern auch in der Praxis sparsam ist. Allerdings zahlt man für das Sparen einen hohen Preis: Der Hybrid ist zu Preisen ab 51 795 Euro zu haben, rund 3500 Euro Aufschlag verlangt Mercedes also. Weil das für mehr als 2000 Liter Diesel reicht, wird man den Zuschlag nie wieder hereinfahren. Ein bisschen was muss man sich das grüne Gewissen also schon kosten lassen.