Subaru WRX STI: Heißer Ritt auf der Retro-Welle
Berlin (dpa-infocom) - Er ist hoffnungslos unvernünftig und politisch so korrekt wie eine Schweinshaxe am Veggie-Day: Aber gerade das macht den Reiz des Subaru WRX STI aus.
Das waren noch Zeiten! Zwar hatte der Subaru Impreza schon in den Neunzigern in der Zulassungsstatistik keine Chance. Doch auf den Rallye-Pisten führte an dem Kompakten aus dem Fernen Osten kein Weg vorbei. Fünf Mal in zehn Jahren haben die Japaner mit dem WRX STI die Weltmeisterschaft gewonnen. Zwar ist der letzte Sieg jetzt neun Jahre her, doch der Playstation sei dank hat das Kürzel noch immer einen Klang wie Donnerhall. Im Juni wird die Erinnerung aufgefrischt: Dann bringt der Allradspezialist zu Preisen ab 41 900 Euro die vierte Generation des Modells an den Start und hält dabei unbeirrt an den alten Tugenden fest.
Ein protziger Auftritt
Wo Konkurrenten wie der VW Golf R oder der Audi S3 die Sportler im Smoking geben, setzt der Subaru auf den maximalen Showeffekt: Aufreizend reckt er ein Bügelbrett von einen Spoiler ins Rampenlicht und provoziert den Vordermann mit einer großen Hutze auf der Haube. Dazu gibt es in den Kotflügeln noch riesige Kiemen und zwischen den Endrohren einen mächtigen Diffusor. Das alles mag genau wie das tiefergelegte Sportfahrwerk tatsächlich auch der Straßenlage dienen. Doch dass es mit der Funktion bei dieser Form nicht ganz so weit her ist, zeigt der Blick auf das Basismodell des WRX STI: Das muss ohne den Riesenflügel auskommen und fährt keinen Deut langsamer.
So wunderbar gestrig wie das Design ist auch der Motor. Downsizing und Direkteinspritzung sind Fremdwörter für den 2,5 Liter großen Vierzylinder, der nach dem Boxerprinzip arbeitet und deshalb einen unverwechselbar kernigen Klang hat. Flach konstruiert und für den optimalen Schwerpunkt tief eingebaut, bläst ihm ein Turbo gehörig den Marsch, mobilisiert 300 PS und ein maximales Drehmoment von 407 Nm.
Eine Saturn-Rakete beim Start
Man muss zwar viel schalten, wenn man dieses Potenzial nutzen will. Doch die Mühe wird belohnt. Denn der WRX STI hat einen gehörigen Punch: Er stürmt in 5,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h und fährt mit maximal 255 km/h einen Ticken schneller als die meisten Konkurrenten. Schon gemessen ist die Geschwindigkeit imposant, aber gefühlt ist sie noch viel höher. Denn nicht nur der Motor, sondern das ganze Auto macht einen gehörigen Krawall. Das rasselnde Sägen des Motors, das Dröhnen der Karosserie, das Rauschen des Windes - bei Vollgas klingt der Subaru wie eine Saturn-Rakete vor dem Start.
So faszinierend der heiße Ritt auf der Retro-Welle auch ist - ein bisschen näher am hier und heute dürfte der Wagen schon fahren. Zwar kann man trefflich über Fahrwerke mit variablen Dämpfern und die Vorzüge einer Doppelkupplung streiten, weil die vielleicht den Charakter verwässern. Aber etwas weniger Plastik, nicht ganz so billige Karbon-Imitate und dafür ein paar mehr Pixel für die Cockpit-Grafik hätten dem Subaru nicht geschadet.
Ein Auto für Egoisten
Zwar spricht Subaru von einem alltagstauglichen Auto. Und natürlich bietet der WRX im Ernstfall Platz für fünf Personen und bis zu 460 Liter Gepäck. Doch wer will mit so einer Donnerbüchse wirklich ins Büro oder in den Urlaub? Und wen möchte man mitnehmen? Mit ein paar Kumpels zum 24-Stunden-Rennen an die Nordschleife - da mag sogar dieses Auto als Reiselimousine taugen. Aber sonst fährt man den WRX STI am besten alleine. Dann schimpft auch keiner über das ohrenbetäubende Dröhnen oder das harte Fahrwerk - und man muss auf keinen Rücksicht nehmen, sondern kann den Wagen ungehemmt genießen.
Das ist vor allem dann von Vorteil, wenn man die Knöpfe auf dem Mitteltunnel für sich entdeckt: „Driver's Control Center Differential System“ nennt Subaru die Schalterbatterie, mit der man nicht nur die Aggressivität des Motors, sondern auch die Differentialsperre und mit ihr die Kraftverteilung des serienmäßigen Allrads beeinflussen kann.
Fazit: Der letzte seiner Art
Der WRX STI ist politisch hoffnungslos unkorrekt und weder der stärkste noch der schärfste Kraftmeier in der Kompaktklasse. Aber von allen Muskelmodellen hat er mit Abstand den coolsten Charakter und glorifiziert eine Zeit, die mit dem letzten Manta-Witz längst vergangen war. So wird er zum letzten seiner Art und verdient nicht nur Respekt, sondern besonderen Schutz. Das wissen auch die Japaner und steigern mit einem einfachen Trick die Attraktivität des Retro-Renners: Zum Generationswechsel sinkt der Preis um knapp 20 Prozent.
Datenblatt: SubaruWRXSTI
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke