Zu laut Musik gehört - Bei Unfall Teilschuld möglich

Berlin (dpa/tmn) - Auch wenn er den Unfall nicht verursacht hat: Einen Autofahrer kann eine Teilschuld treffen, wenn er beim Fahren zu laute Musik hört. Ähnliches gilt fürs Telefonieren am Steuer.

Hören Fahrer zu laute Musik im Auto, kann sie bei einem Unfall eine Teilschuld treffen. Dies gelte auch, wenn der Fahrer eigentlich keine ursächliche Schuld am Unfall habe, sagt Stefan Grieger, Jurist beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR). Allerdings sei dem Fahrer oft nur schwer nachzuweisen, dass er die Anlage im Auto zu sehr aufgedreht habe. Es könne aber als Indiz dafür gewertet werden, wenn nach einem Unfall die Anlage im Auto immer noch wummert. „Das muss im Einzelfall letztlich ein Gericht erörtern und dann entscheiden.“

Theoretisch sei der Fall der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) zufolge eindeutig: „Laut Paragraph 23, Absatz 1 ist der Fahrer dafür verantwortlich, dass sein Gehör nicht beeinträchtigt wird“, so der DVR-Jurist. Dabei komme es darauf an, dass er auch anhand von Außengeräuschen das Verkehrsgeschehen immer einschätzen können müsse, etwa wenn ein Krankenwagen mit eingeschaltetem Martinshorn nahe.

Diese Vorgabe gelte auch fürs Telefonieren am Steuer. In diesem Zusammenhang sieht DVR-Jurist Grieger Stereo-Ohrhörer besonders kritisch, wie sie vor allem bei Smartphones auch als Headsets fürs Telefonieren eingesetzt werden. „Durch diese Geräte findet eine Ablenkung statt, die sehr gefährlich werden kann - selbst wenn sie nur kurz dauert“, warnt Grieger. Zwar seien Ohrhörer nicht ausdrücklich verboten. Nach Auslegung der StVO dürften sie aber nicht eingesetzt werden, wenn sie Außengeräusche weitgehend filtern.

Prinzipiell sei das Telefonieren am Steuer erlaubt, wenn auch mit Einschränkung: „So lange sie das Telefon nicht aufnehmen oder halten, sind Telefonate erlaubt.“ Wer das Gerät allerdings in der Hand habe, der begehe laut StVO eine Ordnungswidrigkeit und müsse mit einer Geldbuße von 40 Euro und einem Punkt in Flensburg rechnen. Autohersteller umgehen das Problem, indem sie für viele Modelle Freisprechanlagen - meist mit Bluetooth-Schnittstelle - anbieten.