Flair der 90er Jahre Sumpfeichen verschönern die Bahnstadt in Opladen

Leverkusen. · Die Baumart stand vor rund 20 Jahren in Berlin im Fokus, weil die Politik auf eine Umbenennung der Art bestand.

Es grünt auf der Baustelle in der Bahnstadt – auch dank der Sumpfeichen an der Europa-Allee.

Foto: Bahnstadt/nbso/nbso

Die Geschichte ist köstlich. Als Helmut Kohl Bundeskanzler war, beschlossen selbiger und der Berliner Senat, es müssen Bäume ins neue Regierungsviertel. Mehrere hundert Stück. Gepflanzt wurden Eichen, genau genommen Quercus palustris, zu deutsch: Sumpfeichen. Die erste buddelte der damalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse im März 2000 nahe dem Reichstagsgebäude ein. Nur: Sumpfeiche, das klingt doch sehr nach Morast. Und dann noch hunderte direkt am Regierungssitz, das könnte Lästermäuler dazu anregen, Vergleich zu ziehen von wegen undurchdringliches Politdickicht oder im Sumpf der parteilichen Verstrickungen. Dachten sich die damaligen Verantwortlichen und sorgten vor: Die Baumart wurde umbenannt in Spree-Eiche. Ob Kohl selbst oder Thierse oder der Senatsverwaltung die Idee kam, daran scheiden sich die Geister.

Gepflanzt werden in Opladen auch Kiefern und Schnurbäume

Während man in Berlin vor fast 20 Jahren Namensspiele betrieb, um Wortspiele zu umschiffen, steht man im Rheinland zum Original: In der Bahnstadt sind in den vergangenen Wochen zahlreich frische Bäume eingezogen, darunter Sumpfeichen. Dazu gesellen sich Schwarzkiefern und Schnurbäume. Dahinter steckt „ein Pflanzkonzept, das auf Klimabäume und damit Klimaschutz setzt“, sagt Bahnstadtsprecher Hendrik Neubauer. „Stadtgrün spielte von Anfang an eine große Rolle in der Bahnstadt Opladen. Klimaschutz sowie eine ökologische Aufwertung des Areals standen bei der Planung der Freiflächen im Fokus.“

Immer wieder etwa sprach Bahnstadt-Chefin Vera Rottes in der Vergangenheit von der Grünen Mitte, die Entwicklungsgesellschaft woltle auch die alten Kastanien an der Werkstättenstraße erhalten und baute teils die Straße verschwenkt darum herum. „Wir haben Bestandsbäume, die den Raum der Bahnstadt entsprechend prägen“, erläutert Bahnstadt-Landschaftsarchitektin Ulrike Deiss. „Ob die bisher bewährten Arten und Sorten dem Klimawandel standhalten, hängt auch immer von ihrem Standort ab. Akute Kriterien für die Auswahl neuer Bäume sind Trockenstresstoleranz und Hitzeresistenz, sie müssen aber auch frosthart und widerstandsfähig gegen Schädlinge und Krankheiten sein. Deshalb drängen sich momentan Arten nach vorn, die aus Südosteuropa oder Asien stammen, und die sich seit Jahren in unseren Breitengraden bewährt haben.“

Wasser brauchen die Neuen in der Bahnstadt in jedem Fall. Und so tragen etliche Sumpfeichen etwa an der Europa-Allee derzeit Wassersäcke. Zudem kommen Helfer wie Pilze, die in Symbiose mit den Bäumen leben und diesen die Nährstoffaufnahme erleichtern, zum Einsatz. Und: In der Bahnstadt werden nur Bäume gepflanzt, deren Stammumfang zwischen 20 und 30 Zentimeter beträgt.

Lustwandeln wie nahe dem Berliner Reichstag klappt somit in ein paar Jahren auch unter den Sumpfeichen in der Bahnstadt.