20 Jahre Pentium-Prozessor: Als der PC das Rennen lernte
New York (dpa) - Als Intel vor 20 Jahren seinen ersten Pentium-Prozessor herausbrachte, eröffneten sich PC-Nutzern ganz neue Welten: Video, Fotobearbeitung, Spiele - alles lief schneller und schöner als je zuvor.
Im Rückblick wirkt der Pentium jetzt wie ein Dinosaurier.
Es war ein schlauer Schachzug von Intel: Während in der Anfangszeit der Personal Computer die Prozessoren noch kryptische Zahlenkürzel wie 286, 386 und 486 trugen, verpasste der Chipprimus der nachfolgenden Generation den klangvollen Namen Pentium. Die neuartigen Prozessoren sollten fünf Mal schneller sein als die 486er Chips. Der Name wurde zum Synonym für moderne Rechner und sicherte Intel bis heute die Marktführerschaft im PC-Bereich. Am Freitag (22. März) vor 20 Jahren begann die Auslieferung der ersten Pentium-Prozessoren.
Der Pentium bescherte Intel allerdings auch zum Teil einzigartige Pannen. Ein Fehler gleich im ersten Pentium („FDIV-Bug“), der rund eineinhalb Jahre nach der Premiere von einem amerikanischen Professor gefunden wurde, sorgte für große Aufregung in der Computerwelt. Am Ende musste Intel eine Umtauschaktion starten, die den Konzern mehrere hundert Millionen Dollar kostete. Intel-Mitgründer Andy Grove entschuldigte sich schließlich öffentlich für die Vertuschungsversuche.
Und auch mit dem Pentium II setzte sich die Pannenserie fort. Bereits einen Tag vor der weltweiten Vorstellung tauchten Berichte über einen Fehler bei der Fließkomma-Berechnung im Internet auf. Intel wollte zunächst alles unter dem Deckel halten und den Fehler erneut herunterspielen. Fachmedien wie das Magazin „c't“, die den Fehler beschrieben und bestätigten, soll der Konzern mit einem Werbeboykott unter Druck gesetzt haben. Schließlich gestand Intel jedoch den Fehler ein.
Die Bezeichnung Pentium behielt Intel lange bei, auch wenn sich Aussehen und Technik von Generation zu Generation änderten. Auf den Ur-Prozessor in diversen Geschwindigkeiten folgten der Pentium II, der Pentium III und der Pentium 4. Während es die Kunden zunächst noch einfach hatten, den Überblick zu bewahren, führte Intel später neue Bezeichnungen ein. Es gab den Celeron, Core 2 oder aktuell die Core-i-Baureihe mit mehreren Rechenkernen, die für einen sparsameren Stromverbrauch sorgen sollen.
Die Bekanntheit eines Pentium erreichte aber kein Intel-Chip mehr. Dabei war es nicht von vornherein eine ausgemachte Sache, dass der Prozessor ein solcher Erfolg wird. Zwar hatte Intel den starken Partner Microsoft an seiner Seite, der mit Windows NT und Windows 3.1 die passenden Betriebssysteme lieferte. Doch mit IBM, Apple und Motorola hatte sich ein starkes Gegenbündnis geformt, das die Entwicklung des sogenannten PowerPC auf Basis der IBM-Risc-Chips vorantrieb. Am Ende setzte sich jedoch mit Microsoft und Intel die Pentium-Fraktion durch.
Heute wie damals werkeln in vier von fünf Computern Intel-Prozessoren. Auch Apple mit seinen Mac-Rechnern ist längst auf die Chips des Marktführers umgestiegen. Größter Wettbewerber ist AMD. Doch der Rivale mit Hauptsitz in Texas durchlebt eine Sparrunde nach der nächsten und schreibt am Ende doch immer wieder rote Zahlen. Zu klein sind die Stückzahlen, um die teuren Entwicklungskosten wieder einzuspielen. Seine eigenen Werke - unter anderem in Dresden - hat AMD längst verkauft.
Dagegen hat Intel von unerwarteter Seite Konkurrenz bekommen: vom britischen Chipentwickler ARM und Firmen, die auf dessen Technologie setzen. Deren Prozessoren treiben nahezu alle Smartphones und Tablet-Computer an, denn sie sind viel stromsparender als die auf maximale Leistung getrimmten Intel-Pendants. Aber auch in Sachen Rechenleistung sind die ARM-Chips jedem Pentium von einst inzwischen weit überlegen. Vier oder acht Rechenkerne stecken in den neuesten mobilen Geräten, es gibt Taktraten von bis zu 1,9 Gigahertz. Zum Vergleich: Die ersten Pentium hatten einen Rechenkern und kamen auf 60 Megahertz.
Angesichts des Smartphone- und Tablet-Booms wächst ARM beständig, während Intel zuletzt leicht geschrumpft ist. Konzernchef Paul Otellini sprach von einem „herausfordernden Umfeld“. Trotz vieler Mühen hat es der König der PC-Hardware bislang kaum geschafft, bei den mobilen Geräten einen Fuß in die Tür zu bekommen. Auf Dauer könnte sich das zu einer ernsten Bedrohung für den Halbleiter-Primus auswachsen, zumal ARM mit seinen Chips umgekehrt auch in den PC-Markt hineindrängt. So mancher Intel-Veteran dürfte sich da in die guten alten Pentium-Zeiten zurückwünschen.