Abgeordnete spielen Counterstrike und virtuelles Tennis
Berlin (dpa) - Ungewohnte Szenen im Reichstag: Rund 50 Bundestagsabgeordnete sind am Mittwochabend in Berlin zu einer Computerspielparty zusammengekommen.
Mit Ballerspielen wie Counterstrike oder Sportsimulationen sammelten sie praktische Erfahrungen zu dem umstrittenen Thema. Bluttaten wie der Amoklauf von Winnenden im März 2009 waren wiederholt Auslöser für die Forderung nach einem gesetzlichen Verbot von gewaltsamen Computerspielen.
Die Initiative zu diesem ersten „Politiker-LAN“ ging von drei Abgeordneten aus. Ziel sei „eine sachliche, vorurteilsfreie Debatte über ein Thema, das Kinder und Jugendliche in ihrer direkten Lebenswelt betrifft“, erklärten Jimmy Schulz (FDP), Manuel Höferlin (FDP) und Dorothee Bär (CSU). Ein LAN (Local Area Network) ist ein Verbund von vernetzten Computern an einem bestimmten Ort.
Der Einladung seien etwa 50 Kollegen gefolgt, sagte der Abgeordnete Sebastian Blumenthal (FDP) der Nachrichtenagentur dpa. Bei der Veranstaltung auf der Fraktionsebene des Reichstages ließen sich vor allem Politiker von FDP und CDU sehen. Aber auch die SPD-Abgeordnete und ehemalige Bundesjustizministerin Brigitte Zypries legte Hand an und versuchte sich unter anderem bei einem virtuellen Autorennen und einem virtuellen Tennisspiel mit Bewegungssteuerung.
Computerspiele könnten nie Ersatz für Erziehung, Sportverein oder soziales Umfeld sein, betonte Schulz. Aber Computerspiele seien für die meisten Kinder und Jugendlichen zum Teil ihres Alltags geworden. „Vielen Erwachsenen, auch Politikern, bleibt diese Tür bisher leider verschlossen. Das zu ändern liegt mir am Herzen“, sagte Schulz. Bei der Nutzung seien richtige Dosierung und die selbstbestimmte Nutzung entscheidend. Auf LAN-Partys gehe es ums Miteinander, sagte Höferlin. Computerspiele seien eine natürliche Weiterentwicklung des herkömmlichen Spielens.