Alte Handys: Entsorgen, verkaufen oder spenden?

Berlin (dpa/tmn) - Ob Handy, Computer oder Fernseher - alle technischen Geräte werden irgendwann zu alt oder gehen schlicht kaputt und müssen ausgemustert werden. In die Mülltonne gehören sie nicht.

Aber was macht man dann damit?

Umweltgerechtes Entsorgen alter Technik ist in den vergangenen Jahren deutlich einfacher geworden. Seit der Umsetzung einer entsprechenden EU-Richtlinie vor fünf Jahren dürfen alte Elektrogeräte nicht mehr in den Hausmüll. Dafür werden sie kostenlos von mehr als 1500 kommunalen Sammelstellen entgegengenommen. Das Recycling müssen die Hersteller bezahlen.

Eine andere Frage allerdings bleibt: Auch wenn mit der umweltfreundlichen Entsorgung als letzte Option alles klar ist - kann man daraus eventuell noch mehr machen? Schließlich ist mit den alten Geräten möglicherweise noch Geld zu verdienen. Oder vielleicht können sie einem guten Zweck dienen. Der Aufwand ist dann etwas größer - aber dafür locken am Ende der eine oder andere Euro oder die Genugtuung, mit den alten Geräten etwas Gutes getan zu haben. Wer gleich ein neues Gerät braucht, sollte auf Angebote von Einzelhändlern achten, die häufig noch Geld oder Rabatte für alte Technik bieten.

„Verkaufen!“, ist oft der erste Gedanke, wenn ein Gerät nicht mehr gebraucht wird. Plattformen wie Ebay oder lokale Angebote für Selbstabholer gibt es genug. Allerdings sind die Preise gerade für ältere Technik nicht besonders hoch - das Angebot ist groß, und der rasante Innovationsrhythmus plus die vielen Preisaktionen des Handels tun ihr übriges. Bei Fernsehern gehe der Wertverlust besonders schnell, sagt ein Berliner Technik-Händler. „Full-HD, 3D, Hybrid-TV - jedes Jahr kommt etwas Neues dazu, da wird schon ein zwei Jahre alter Fernseher heute als alt wahrgenommen.“ Alte Röhrengeräte könne man inzwischen bestenfalls für einige wenige Euro verkaufen.

Als Hauptgeräte ausgemusterte PCs finden oft das nächste Leben als Zweit- oder Drittcomputer in Kinderzimmer, Küche oder bei Verwandten. Finanziell gesehen nicht unbedingt die allerbeste Lösung, sagt ein privater Computer-Dienstleister aus Berlin. Wenn man den Rechner grundsätzlich verkaufen wolle, dann lieber gleich, weil man dann noch etwas mehr Geld dafür bekommen könne. Eine Faustregel, wieviel man mit einem alten Computer noch verdient, gebe es nicht - zu verschieden seien die Konfigurationen. Im Zweifel lohne sich ein Blick in einschlägige Online-Plattformen, um zu klären, ob ein Verkauf in Einzelteilen am Ende vielleicht mehr einbringt.

Nun hat kaum jemand zuhause lange einen ausgemusterten Fernseher oder Kühlschrank stehen. Bei den kleinen Handys passiert es deutlich häufiger, dass sie einfach in irgendeine Schublade aussortiert und dort vergessen werden. Nach Schätzungen von Industrie und Regierung liegen in deutschen Haushalten inzwischen mehr als 80 Millionen veraltete oder kaputte Mobiltelefone. Dabei können in Handys verbaute Materialien - darunter wertvolle, aber auch potenziell schädliche Rohstoffe - inzwischen größtenteils wiederverwertet werden. Die Deutsche Telekom etwa schätzt den Anteil auf bis zu 80 Prozent.

Die Mobilfunkanbieter versuchen schon seit einiger Zeit, diese Masse an nutzlos herumliegender Technik zu heben. So bietet etwa die Telekom an, alte Handys kostenlos per Post entgegenzunehmen - oder wahlweise gegen einen Gutschein von bis zu 200 Euro einzutauschen. Dabei arbeitet der Konzern mit dem Anbieter Wirkaufens zusammen, der auch Navigationsgeräte, Computer und Kameras aufkauft. Die Höchstmarke von 200 Euro wird allerdings nur mit relativ neuen und funktionsfähigen Geräten erreicht. Ähnliche Aufkäufer im Internet sind etwa Zonzoo, handy-bestkauf.de, rebuy.de, quoka.de oder Mobile2cash.

Für diejenigen, die mit ihren ausgemusterten Mobiltelefonen noch etwas Gutes für die Umwelt über das Recycling hinaus tun wollen, legte die Umweltschutzorganisation NABU die Aktion „Alte Handys für die Havel“ auf. Aktueller Partner ist seit diesem Jahr der Mobilfunk-Anbieter E-Plus. Für jedes dort abgegebene alte Handy fließen bis zu drei Euro an den NABU. Es kommt dem Naturschutzgroßprojekt Untere Havel zugute. Der NABU will den Fluss mit mehr als 1000 gefährdeten Tier- und Pflanzenarten in den kommenden Jahren wieder naturnah gestalten. Seit Beginn der NABU-Kampagne 2006 seien 55 000 Handys eingeschickt worden.