Amazon enttäuscht Aktionäre mit Weihnachtsgeschäft
Seattle (dpa) - Gut ist den Börsianern oft nicht gut genug: Der weltgrößte Onlinehändler Amazon ist von den Anlegern trotz eines Umsatzsprungs um 36 Prozent auf 13 Milliarden Dollar (9,5 Mrd Euro) im Schlussquartal heftig abgestraft worden.
Die ohnehin gereizten Investoren hatten auf ein noch besseres Weihnachtsgeschäft gehofft und schickten die Aktie in den Keller. Im frühen Handel am Freitag sackte das Papier um gut acht Prozent auf rund 169,50 Dollar ab.
Amazon kann es seinen Anlegern derzeit nur schwer Recht machen. Um das Geschäft anzukurbeln, setzt der Konzern auf niedrige Preise, gibt viel Geld für Werbung aus und investiert kräftig in sein Liefersystem. Das aber nagt am Gewinn, was die Börsianer schon in den vorangegangenen Quartalen verärgerte.
„Die Story an den Börsen ist die gleiche wie immer“, sagte Ralf Kleber, Geschäftsführer von Amazon Deutschland. Amazon sei als Unternehmen für langfristige Anleger interessant. Für Analysten, die auf kurzfristige Trends setzen, sei das eher ungünstig. „Aber wir können damit leben, dass eine bestimmte Gruppen von Analysten unglücklich ist.“
Zum Jahresende verdiente Amazon 416 Millionen Dollar und damit eher dürftige 8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Im kommenden Quartal erwartet das Management um Gründer und Unternehmenschef Jeff Bezos sogar einen Gewinnrückgang, was die Stimmung an der Börse zusätzlich vergiftete. Der Umsatz soll weiterhin deutlich zulegen.
Erstmals hat der einstige Pionier des Online-Buchhandels mehr digitale als analoge Taschenbücher verkauft. Mit dem Erfolg des noch vergleichsweise jungen Geschäfts habe Amazon einen Meilenstein erreicht und die eigenen Prognosen übertroffen, sagte Bezos.
Schon traditionell gibt das Unternehmen keine Zahlen bekannt, wie viele seiner E-Book-Reader Kindle überhaupt verkauft werden. Bezos gab aber erstmals eine Richtmarke: „Millionen von Kindle-Geräten der dritten Generation“ seien im letzten Quartals abgesetzt worden. „Der Kindle hat inzwischen Harry Potter als erfolgreichstes Produkt abgelöst“, sagte Kleber. In Deutschland gibt es allerdings auch bis auf weiteres kein lokalisiertes Modell. Nutzer aus Deutschland können den Kindle nur über den amerikanischen Shop bestellen.
Das meiste Geschäft macht Amazon mittlerweile mit Elektronikartikeln, Mode und allem anderen, was in einem Kaufhaus zu finden ist. Zum Handelsimperium gehören neben dem Schuhverkäufer Zappos.com seit kurzem auch der Babyartikel-Spezialist diapers.com sowie die Online-Drogerie soap.com. Auch der noch junge Vertrieb von Lebensmitteln sei erfolgreich angelaufen, sagte Kleber.
Im internationalen Geschäft und in Deutschland habe das Wachstum bei 29 Prozent und damit unter dem des Vorjahres (35 Prozent) gelegen, sagte Kleber. „Das hätte natürlich ein Schnaps mehr sein können.“ Die Wetterverhältnisse hätten aber eindeutig die Lieferung beeinträchtigt und damit auch auf dem Weihnachtsgeschäft gelastet.
Der größte Rivale Ebay geht mit seinem Sortiment einen ähnlichen Weg. Erst im Dezember hatte Ebay den deutschen Online-Shopping-Club brands4friends übernommen. Über die Plattform können Mitglieder reduzierte Markenartikel kaufen. Treiber bei Ebay ist aber seit geraumer Zeit die Bezahltochter Paypal. Zuletzt konnte der Konzern seinen Umsatz um um 5 Prozent auf 2,5 Milliarden Dollar steigern und verdiente unterm Strich 559 Millionen Dollar.