Duell in der Wüste Amazons Alexa gegen Google Assistant auf der CES
Las Vegas (dpa) - Die diesjährige Technik-Messe CES wird zur Kampfarena digitaler Sprachassistenten. Vor allem Amazon und Google liefern sich einen Showdown. Amazons Assistentin Alexa setzt ihre rasante Expansion auf verschiedenste Geräte aller möglichen Hersteller fort.
Unter den in Las Vegas bereits vorgestellten Neuheiten mit Alexa an Bord: Fernseher und Lautsprecher, Kühlschrank und Ofen, Lichtschalter und Rauchmelder, Windows-Computer, ein Badezimmerspiegel und ein Elektroauto, das allerdings erst 2019 auf den Markt kommen soll. Und das alles schon vor dem offiziellen Beginn der Show (9. bis 12. Januar).
Bereits vor einem Jahr war Amazon mit seinen vielen Partnerschaften der klare CES-Sieger - und lockte damit Google aus der Reserve. Der Internet-Konzern ist erstmals seit Jahren wieder groß auf der Technik-Messe Präsent, um die Werbetrommel für seinen Google Assistant zu rühren. Auf seinem Pavillon neben den Messehallen steht nicht etwa „Google“, sondern „Hey Google“, der Weckruf des Assistenten. Die Worte leuchten von den Leuchtreklamen großer Hotels und werden den Strip entlang von eigens umdekorierten Wagen der Monorail transportiert.
Bei diesem Wettbewerb geht es darum, für den Nutzer immer nur ein Aktivierungswort entfernt zu sein. Man muss die Menschen daran gewöhnen, im Alltag Sprachbefehle zu geben, und dauerhaft ihre Gunst gewinnen. Der Lohn für die Anbieter ist neben der Treue der Nutzer die höhere Dichte der Datenpunkte, die gesammelt werden können.
Amazon gelang der Durchbruch in dem Markt - zur Überraschung vieler in der Tech-Branche - mit seinem vernetzten Lautsprecher Echo. Die Echo-Produktfamilie aus Geräten mit und ohne Kameras wird inzwischen immer größer - und war laut Amazon auch ein Renner im Weihnachtsgeschäft, auch wenn der Online-Händler nach wie vor keine konkreten Verkaufszahlen nennt.
Vernetzte Lautsprecher sind jedenfalls aber der große Gewinner der Branche. 2018 sollen nach Schätzungen der Consumer Technology Association (CTA) alleine in den USA rund 43,6 Millionen Exemplare verkaufen werden. Dies entspricht einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 60 Prozent. Der erwartete Umsatz soll sich auf 3,8 Milliarden US-Dollar fast verdoppeln.
Nach Einschätzung der Marktforschungsfirma Canalys sicherte sich Amazon mit dem Echo rund zwei Drittel der weltweiten Verkäufe smarter Lautsprecher. Der Großteil vom Rest ging an Googles Konkurrenzmodell Home. Der Internet-Konzern selbst ist etwas freigiebiger mit seinen Zahlen als Amazon und erklärte, seit dem Start des kleineren Modell Home Mini im Oktober sei im Schnitt gut ein Gerät pro Sekunde verkauft worden.
Apple verpasste das Weihnachtsgeschäft mit der auf „Anfang 2018“ verzögerten Auslieferung seines HomePods - eines Lautsprechers mit der vom iPhone bekannten Sprachassistentin Siri, der zudem eine hochwertige Musikwiedergabe bieten soll.
Wie dramatisch für Apple diese Verzögerung ist, bleibt unklar. Das Geschäft mit smarten Lautsprechern ist insgesamt noch recht überschaubar. Denn trotz der großen Absatzerfolge gibt noch jede Menge Haushalte, die erst überzeugt werden müssen. „Apple kommt zwar spät ins Spiel“, sagt Analyst Brian Blau vom Marktforscher Gartner. „Aber das macht nichts.“ Der iPhone-Konzern habe dadurch vielleicht einige Chancen verpasst - werde aber am Ende das richtige Angebot für die Nutzer im Apple-Ökosystem haben.
Und Siri ist auch in Las Vegas präsent in den vernetzten Produkten verschiedener Hersteller, wie der Duschbrause, die aufs Wort hört. „Homekit-Kompatibel“ ist nur eben eine weniger griffige Bezeichnung als „Alexa Inside“. Über die Homekit-Plattform lässt Apple vernetzte Haustechnik verschiedener Hersteller per iPhone-App oder eben Siri steuern.
Zugleich bieten immer mehr Hersteller Nutzern die Steuerung über den Sprachassistenten ihrer Wahl an - und gehen zum Teil noch weiter. So stellte der französische Smarthome-Spezialist Netatmo, der bereits Alexa, den Google Assistant und Siri unterstützte, auf der CES einen Chatbot für Facebooks Kurzmitteilungsdienst Messenger vor. Während die Leute zuhause gerne Sprachbefehle gäben, wollten sie unterwegs eher die Anweisungen über die Tastatur eintippen, sagte Firmenchef Fred Potter zur Begründung.