Angst vor Datenklau hält viele von mobilem Bezahlen ab
Berlin/Frankfurt/Main (dpa) - Das mobile Bezahlen mit dem Smartphone kommt in Deutschland nicht recht vom Fleck. Jeder Dritte könne sich zwar vorstellen, auf Bargeld zu verzichten, hat der IT-Branchenverband Bitkom herausgefunden.
Und jeder Zehnte bezahlt bereits heute mit dem Smartphone. Doch noch immer bevorzugten 96 Prozent der Menschen im Geschäft Münzen und Scheine. „Das Zahlungsverhalten der deutschen Verbraucher ist von jeher eher konservativ und auch der Handel ist beim Angebot von modernen Zahlungsmethoden hierzulande sehr zurückhaltend“, kommentierte Bitkom-Vizepräsident Ulrich Dietz die Ergebnisse der repräsentativen Studie.
Nicht zuletzt sind auch Sicherheitsbedenken noch immer weit verbreitet. Die Angst vor dem Klau sensibler Bankdaten hält einer repräsentativen Befragung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC zufolge viele von Geldgeschäften per Smartphone ab.
Generell sehen demnach neun von zehn Deutschen (88 Prozent) die Gefahr, dass bei mobilen Bezahlverfahren Daten gehackt und missbraucht werden. Fast genauso viele (85 Prozent) meinen, es gebe ein wachsendes Risiko, dass ihr Handy gestohlen werde und dann mit Bezahldaten kriminelle Geschäfte gemacht würden.
Nikolas Beutin, Experte für mobiles Bezahlen bei PricewaterhouseCoopers (PwC) mahnt, die Sorgen um Datensicherheit ernst zu nehmen: „Hier sind die Anbieter gefragt, für ein Höchstmaß an Sicherheit zu sorgen.“
Beim Zahlen mit dem Smartphone sei es absehbar, dass sich das als sicher geltende Verfahren Near Field Communication (NFC) als Standard durchsetzen wird, schätzt Dietz. Die Technologie zur kontaktlosen Übertragung von Daten über eine kurze Distanz ist bereits in zahlreichen Kreditkarten oder der Gesundheitskarte integriert. Für eine Akzeptanz müssten die Anbieter jedoch noch viel Aufklärungsarbeit leisten.
Erst 19 Prozent der in der Bitkom-Studie Befragten haben angegeben, die NFC-Technologie zu kennen. Selbst unter den Nutzern von NFC-fähigen Kreditkarten wüssten aber rund die Hälfte nichts von der Technologie. Dabei sei zumindest bei kontaktlosen Zahlungen mit Kreditkarte das Geld besser geschützt, sagt Dietz. Wenn die Brieftasche geklaut werde, sei das Bargeld weg. Karten könnten dagegen gesperrt und Zahlungen zurückgebucht werden.
Zu den großen Hemmnissen für die neuen Bezahlarten galt neben der zerklüfteten Angebotspalette mit vielen verschiedenen Systemen auch die geringe Verbreitung von entsprechenden Terminals im Handel. Nach Angaben des Bitkom gibt es derzeit rund 60 000 Akzeptanzstellen für mobiles Bezahlen in Deutschland. Am Dienstag kündigte auch Aldi Nord an, ab sofort in allen 2400 Filialen bundesweit mobiles und kontaktloses Bezahlen über NFC anzubieten.
Dabei könnten nicht nur die Verbraucher und Kreditinstitute vom bargeldlosen Bezahlen profitieren, sondern auch der Staat, sagte Dietz. „Bargeld kostet den Staat ein Vermögen.“ Für das mobile Bezahlen müsse aber auch Vertrauen gebildet und die Bekanntheit erweitert werden. „Wenn die Angebote da sind, werden sie auch genutzt“, schätzt Dietz. Die wachsende Popularität des Bezahlens mit Karte werde aber auch dem Smartphone über kurz oder lang den Weg bereiten.
Derzeit täten sich Banken und Kreditkartenhersteller allerdings noch schwer, weil sie erst abwarten würden, welche Verfahren sich tatsächlich als Standard herausbilden. Der Bitkom geht davon aus, dass sich das Thema mobiles Bezahlen in den kommenden zwei Jahren deutlich beschleunigen wird.
Ein großer Katalysator könne dabei der Dienst Apple Pay werden. Der Bezahl-Service des iPhone-Herstellers, den es zunächst nur in den USA gab, werde „die Hürde nach unten ziehen“, sagt Dietz. Apple sei bekannt dafür, komfortable Systeme zu entwickeln. „Das wird den Markt öffnen.“ Am Montag kündigte Apple den Start des Dienstes in Großbritannien an.