Aus der Hosentasche aufs Papier: Drucken mit dem Smartphone
München (dpa/tmn) - Für viele Nutzer ersetzen Smartphone und Tablet zunehmend den PC. Zum Drucken muss in der Regel aber der Computer hochgefahren werden. Drucker mit WLAN und passende Apps sollen damit Schluss machen.
Doch der Teufel liegt - wie so oft - im Detail.
Smartphones und Tablets sind kleine Computer für Hosentasche und Couchtisch. Vieles wie das Surfen oder Installieren von Programmen funktioniert damit leichter als auf dem Notebook oder Desktop-Rechner. Das Drucken ist dagegen noch deutlich komplizierter, denn an mobile Geräte lässt sich in der Regel nicht einfach ein USB-Kabel anschließen. Stattdessen müssen Nutzer auf Apps verschiedener Hersteller oder Standards wie Apples Airprint zurückgreifen und die Daten drahtlos durch das heimische Netzwerk schicken.
Dass das Drucken auf mobilen Geräten nicht genauso funktioniert wie auf dem PC, ist aus Sicht von Uwe Baumgarten nur logisch. „Das Ziel bei allen Drucklösungen ist, dem Smartphone nicht zu viel aufzubürden“, sagt der Professor am Institut für Informatik der Technischen Universität München. Denn was am Rechner schon nervig und anstrengend sein kann, etwa die Suche nach dem Drucker im Netzwerk und die Installation passender Treiber, ist auf den kleinen Touchscreens schwierig bis unmöglich.
Ein Streifzug durch die Downloadplattformen von Google und Apple zeigt, dass fast jeder Druckerhersteller inzwischen eine eigene kostenlose App anbietet. Es gibt aber auch Alternativen dazu: iPhone und iPad unterstützen zum Beispiel den Standard Airprint, der mobiles Drucken ohne eigene App ermöglicht. „Die meisten neuen Drucker mit WLAN sind heute auch mit Airprint kompatibel“, sagt Michael Wolf von Stiftung Warentest. Besitzer von Apple-Geräten sollten aber vor dem Kauf eines neuen Druckers sicherheitshalber nachfragen.
Allerdings bietet Airprint dem Nutzer keinerlei Einstellmöglichkeiten, etwa bei der Druckqualität, gibt Wolf zu bedenken. „Sie müssen das nehmen, was der Drucker ausspuckt.“ Die Ergebnisse seien oft ganz vernünftig - aber eben nicht immer. Wer das Druckresultat noch beeinflussen möchte, muss das zu druckende Bild oder Dokument also vorher in einem anderen Programm zuschneiden oder anderweitig bearbeiten.
Als Alternative zu Airprint bietet Google seinen eigenen Service Cloud Print an. Damit können Nutzer zum Beispiel direkt aus Chrome und den Apps für Google Docs und Gmail heraus drucken - und zwar nicht nur unter Android, sondern auch auf anderen mobilen Betriebssystemen, für die es die Apps gibt. Genau wie bei Airprint funktioniert das allerdings nur, wenn der Drucker den Standard unterstützt. Ansonsten müssen Nutzer den Umweg über einen daran angeschlossenen Rechner nehmen.
Für Tim Gerber, Redakteur bei der Computerzeitschrift „c't“, sind Standards wie Airprint der eindeutig bessere Weg. „Damit ist das Drucken im Grunde so, wie wir es vom PC kennen - die Druckfunktion ist direkt im Betriebssystem eingebaut und kann unmittelbar aus jeder App aufgerufen werden.“ Voraussetzung dafür ist nur, dass der App-Entwickler diese Funktion auch in sein Programm eingebaut hat.
Bei den Hersteller-Apps muss der Nutzer dagegen für jeden Druck erst das Programm starten. Außerdem kann nicht jede App jedes Format ausdrucken. Bei Grafiken, Fotos und PDF-Dateien funktioniert das in der Regel ohne Probleme, bei Office-Dokumenten nur selten. Darüber hinaus haben die Google- und Apple-Lösungen einen weiteren Vorteil, sagt Gerber: „Die Chance ist damit viel höher, dass ich auch mal unterwegs auf einem fremden Drucker etwas ausdrucken kann.“ Wer das mit eigenen Hersteller-Apps machen will, müsste theoretisch bis zu zehn verschiedene Apps auf seinem mobilen Gerät installieren.
Das Drucken vom Smartphone funktioniert nur mit Geräten, die eine WLAN-Schnittstelle haben. Drucker und Smartphone müssen außerdem im gleichen drahtlosen Netzwerk angemeldet sein. Druckaufträge von außerhalb der Wohnung zu schicken, funktioniert also in der Regel nicht. Ausnahmen sind zum Beispiel Googles Cloud Print, bei dem die Dateien erst über einen Server des Konzerns laufen, oder der Service ePrint von Druckerhersteller HP. Damit ausgestattete Geräte haben eine eigene E-Mail-Adresse, mit der Nutzer ihre Druckaufträge per Internet direkt an das Gerät schicken können.
Ganz unkompliziert ist das Drucken von mobilen Geräten also noch nicht. Der Aufwand lohnt aber auf jeden Fall, sagt TU-Professor Baumgarten - vor allem für Tablet-Besitzer: „Da ist das Drucken eigentlich noch wichtiger als beim Smartphone.“ Denn Tablets kommen ohnehin häufiger in den eigenen vier Wänden und im heimischen WLAN zum Einsatz. Außerdem ist das Betrachten und Bearbeiten von Dokumenten und Fotos darauf deutlich leichter.