Blackberry: Deutschland ist Schlüsselmarkt für die Zukunft
Barcelona (dpa) - Der um seine Zukunft kämpfende Smartphone-Spezialist Blackberry sieht Deutschland als einen Schlüsselmarkt und plant eine massive Werbekampagne für seine neuen Geräte.
„Wir haben drei Milliarden Dollar auf der Bank und werden einen Teil davon ausgeben, um unser Betriebssystem bekannter zu machen“, sagte Europachef Hervé Liboureau der Nachrichtenagentur dpa auf den Mobile World Congress in Barcelona.
Blackberry startete in diesem Jahr nach mehrfacher Verzögerung sein neues Betriebssystem Blackberry 10 und bringt gerade mit dem Modell Z10 das erste Gerät mit der frischen Software auf den Markt. Der Smartphone-Pionier hatte zuletzt massiv Marktanteile verloren, die nächsten Monate gelten als entscheidend.
Blackberry habe sich sehr genau überlegt, wo das Werbe-Budget ausgegeben werden soll, sagte Liboureau. „Und Deutschland ist einer der wenigen Märkte auf der Welt, in dem es große Chancen bei teuren Smartphones gibt“, betonte er. Blackberry sei im deutschen Markt immer noch stark im Unternehmensgeschäft, aber nur wenig bei Verbrauchern vertreten. „Das Verhältnis ist etwa 80 zu 20 Prozent.“ Das neue Betriebssystem soll nun auch den Verbrauchermarkt erschließen: „Es ist unser erstes wettbewerbsfähiges Touchscreen-Smartphone.“
Drei Viertel der deutschen Unternehmen, die derzeit Blackberry nutzten, prüften gerade den Wechsel auf die neue Plattform. Blackberry hatte mit seiner veralteten Modellpalette die Tür für das iPhone und iPad von Apple sowie Geräte mit dem Google-Betriebssystem Android in die Unternehmenswelt weit aufgestoßen. Jetzt akzeptiert der einstige Platzhirsch die neue Konkurrenz: Über die neue Blackberry-Plattform können die Firmen auch ihre iPhones und Android-Geräte verwalten, betonte Liboureau.
Technisch wäre die auch Unterstützung von Microsofts Windows Phone kein Problem, er sehe im Moment aber keinen Bedarf dafür, bemerkte der Blackberry-Manager etwas spitzzüngig. Blackberry und Microsoft kämpfen von derzeit niedrigen Marktanteilen bei jeweils rund drei Prozent aus um den dritten Platz im Smartphone-Geschäft. Viele Experten sehen auf lange Sicht den größeren Rivalen Microsoft im Vorteil.
Blackberry baut derzeit auch sein Team in Deutschland aus, das mit der Autoindustrie zusammenarbeitet. Blackberry 10 basiert auf der vom Unternehmen gekauften Industriesoftware QNX, mit der die Bordcomputer auch vieler deutscher Autos laufen. Insgesamt sei QNX in 40 Millionen Fahrzeugen im Einsatz, sagte Liboureau. Blackberry hofft auf diese Verwandtschaft, um seine Geräte besser mit der Autoelektronik zu verknüpfen.
In der ersten Woche in Großbritannien habe sich das Z10 drei Mal besser als die bisher erfolgreichsten Blackberry-Modelle verkauft, sagte Liboureau. Absolute Zahlen nannte er nicht. Mehr als ein Drittel seien neue Blackberry-Kunden. Großbritannien ist für Blackberry eines der besten Länder mit einem Marktanteil von immer noch über zwölf Prozent. In Umfragen stieg der Anteil der Kunden, die Blackberry bei ihrem nächsten Gerät die Treue halten wollen, von 18 auf 43 Prozent.
Im vergangenen Quartal war die weltweite Blackberry-Kundenzahl mit der alten Modellpalette von 80 auf 79 Millionen gesunken - zum ersten Mal überhaupt. Der Rückgang sei komplett auf Nordamerika zurückzuführen, sagte Liboureau.
Blackberry will die Produktpalette in den kommenden Monaten erweitern. Im April soll der Verkauf des nächsten neuen Modells Q10 mit der gewohnten Blackberry-Tastatur starten. Später in diesem Jahr werde ein günstigeres Mittelklasse-Gerät folgen und 2014 ein Einsteiger-Blackberry. Im Tablet-Geschäft kündigt das Unternehmen bisher nur eine Aktualisierung der Software seines bisherigen Geräts Playbook auf Blackberry 10 an.