Boxen statt Kabel: Mediaplayer im Heimnetzwerk
München (dpa/tmn) - DVD-Player oder PC müssen heute für unkomplizierten Heimkino-Genuss nicht mehr direkt am Fernseher stehen - dafür gibt es sogenannte Mediaplayer. Die kleinen Boxen spielen fast alles, was Heimnetzwerk und Internet liefern - und sind gar nicht so teuer.
Die Zeiten von Kabelsalat und Anschlusschaos im Wohnzimmer sind vorbei: Mediaplayer schicken Filme, Fotos und Musik direkt an Fernseher und Anlage. Die unscheinbaren Boxen sind echte Multimedia-Allrounder und verteilen ihre Inhalte per Netzwerkkabel oder WLAN überall im Haus. Teilweise können sie sich neuen Stoff sogar direkt aus dem Internet besorgen.
Dafür braucht es keine exotische oder teure Netzwerktechnik: Eine LAN-Buchse mit einer maximalen Datenrate von 100 MBit/s reicht völlig aus, um hochauflösende Filme zu streamen. „Gigabit-LAN mit 1000 MBit/s ist nicht nötig und wird darum auch nur von recht wenigen Produkten unterstützt“, sagt Andreas Frank von der Zeitschrift „Video-HomeVision“. Bei einer komplett kabellosen Verbindung via Funk ist der WLAN-Standard 802.11n für hochauflösendes Material unerlässlich - ohne ihn drohen Bildstörungen, Ruckler oder komplette Aussetzer.
Egal ob WLAN oder Kabelverbindung, die Inhalte kommen entweder von einer speziellen Netzwerkfestplatte oder einem PC, auf dem die Video- und Musikordner für das Heimnetzwerk freigegeben wurden. Dabei nutzen Mediaplayer in der Regel den Standard DLNA. Für unkompliziertes WLAN-Streaming von Macbook, iPad oder iPhone ist eine Unterstützung von Airplay optimal.
Wer nicht streamt, sondern lieber eine externe Festplatte an den Mediaplayer anschließt, braucht nicht zwingend USB 3.0. „Das bringt nur Vorteile, wenn der Mediaplayer eine eingebaute Festplatte besitzt und eine schnelle Übertragung von Daten von der externen auf die interne Festplatte wichtig ist“, erklärt Frank. Mit einem Einschub für eine SD-Karte schaffen es Fotos von einer Digitalkamera ohne Umwege auf den Mediaplayer.
Zum Fernseher gelangen die digitalen Inhalte per HDMI-Kabel, erklärt der Redakteur: „Nahezu alle Geräte unterstützen dabei auch Full HD, also 1920 mal 1080 Bildpunkte mit 24, 50 oder 60 Vollbildern pro Sekunde.“ Wichtig ist das vor allem bei großen Fernsehern. Bei einem Test von 10 Mediaplayern kritisierte die Zeitschrift PCWELTplus allerdings den Schärfegrad mancher Geräte: „Nur sechs Modelle boten bei der HDTV-Wiedergabe atemberaubend scharfe, detailreiche Bilder.“ Für den Anschluss älterer Fernseher sollte ein Mediaplayer neben HDMI auch noch andere Ausgänge haben, zum Beispiel für Komponentenkabel. Cinch- oder Toslinkbuchsen sind vor allem für Nutzer wichtig, die den Ton vom Mediaplayer an eine Anlage ohne HDMI-Eingang schicken wollen.
Immer mehr Netzwerk-Mediaplayer erlauben außerdem die Abfrage von Onlineangeboten. Neben Videoseiten wie YouTube und den Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender können Nutzer auch Fotoportale wie Picasa oder Flickr ansurfen. Statusupdates von Freunden lassen sich dank der Integration von sozialen Netzwerken schnell vor dem abendlichen Spielfilm am Fernseher checken. Die Online-Funktionen sind allerdings von Gerät zu Gerät sehr verschieden - hier lohnt ein bewusster Blick vor dem Kauf.
Trotz ihrer Vielseitigkeit sind die Mediaplayer in der Anschaffung relativ preiswert. So kostet selbst der Testsieger der PCWELTplus im Handel nur etwa 120 Euro. Andere positiv bewertete Modelle sind mit Preisen um 100 Euro sogar noch günstiger. Ein guter Mediaplayer sollte dabei möglichst viele Videoformate beherrschen - wichtig sind zum Beispiel AVI, MKV, WMV und DivX und MPEG-Formate wie MP4. Audiopuristen auf der Suche nach optimalem Klang achten darauf, dass ihr Player das Format FLAC unterstützt.
Das Potenzial der Mediaplayer haben Hersteller längst erkannt, entsprechend groß ist das Angebot. Dabei verschwimmen zunehmend die Grenzen zwischen Mediaplayern und anderen Geräten: „Die Trends zeigen eine umfassende Vielfalt der Kombinationen mit TV-Empfang und Recorderfunktion“, erklärt Roland Stehle von der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu). „Blu-ray-Player und TV-Geräte integrieren zunehmend Netzwerkplayer-Funktionen.“