CeBIT-Rundgang: Merkel bei Tante Emmas Enkeln

Hannover (dpa) - Tante Emmas Enkel hatten es der Kanzlerin angetan. Beim traditionellen Rundgang auf der weltgrößten Computermesse CeBIT in Hannover wollten ihr am Vodafone-Stand zwei junge Sauerländer die schöne neue Welt des Shoppens nahebringen.

Einfach mit dem Smartphone die gewünschten Artikel von einer Lichtwand mit Produktfotos abfotografieren, auf das Warenkorb-Symbol drücken - und wenig später dann alles abholen. „Toll“, entfährt es einem der Messebesucher, die am Eröffnungstag über den Tross der Kameraleute hinweg einen Blick auf die prominente Besucherin und ihren Begleiter, Polens Premier Donald Tusk, erheischen wollen.

Doch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lässt sich nicht so leicht beeindrucken. „Ich habe da eine Bitte“, sagt sie. „Dass man da auch deutlich sichtbar ein Zeichen hat, mit dem man das dann wieder aus dem Korb herausbekommt, wenn man zuviel gekauft hat.“ Merkel kommt an bei den Standbesuchern. Sie ist routiniert - es ist bereits ihr achter Rundgang auf der Hightech-Messe. Dicht hinter ihr steht wie ein Schatten Niedersachsens neuer Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der gerade erst vor ein paar Wochen Merkels politischen Ziehsohn, David McAllister (CDU), aus dem Amtssessel gedrängt hat.

Im Eiltempo schreitet die Kanzlerin mit Ministern, VIP-Gästen und überfordert wirkenden Bodyguards im Kielwasser durch die Hallen, in denen die Branche auf ihrer Leistungsschau den Blick in die Zukunft ermöglicht. Am Microsoft-Stand nickt sie aufmunternd einem 14-jährigen Nachwuchstalent aus Leipzig zu. Bei der Telekom gibt es Glückwünsche zum Geburtstag des scheidenden Chefs René Obermann - und Komplimente für den Dialog mit der Wirtschaft. Bei Samsung spielt sie in einer interaktiven Schule auf einem Monitor mit dem Symbol eines menschlichen Herzens. „Frau Bundeskanzlerin, machen Sie's bitte noch einmal“, ruft ihr ein Fotograf zu, der nicht schnell genug war.

Mit einem Hauch von Lächeln kommt sie der Bitte nach. Beim Stand von des Sicherheits-Dienstleisters Secusmart lässt sie sich interessiert die Funktionen eines hochsicheren Blackberry-Handys vorführen und probiert auch selbst aus, wie man zwischen privatem und geschäftlichem Bereich wechseln kann. Der Secusmart-Chef Hans-Christoph Quelle betonte extra, dass man damit auch hochsichere SMS verschicken kann - die Kanzlerin ist eine notorische Schreiberin von Kurzmitteilungen. Merkel bedankte sich für die Innovation und ließ die Entscheidung mit einem „Na, dann schaun wir mal“ offen.

Die Kanzlerin soll voraussichtlich zum Sommer ein hochsicheres Smartphone bekommen und hat dabei ein Gerät von Secusmart und Blackberry zur Auswahl sowie eine Lösung der Telekom-Tochter T-Systems auf Basis von Samsungs Galaxy. Bisher war sie aus der Smartphone-Welt ausgeschlossen und hatte ein Handy zum Telefonieren und ein anderes für E-Mails. Mit den neuen Geräten soll sie erstmals sicher ein modernes Computer-Telefon nutzen können wie alle anderen.

Von der intelligenten Lüsterklemme bis zum 3D-Drucker zeigen die Aussteller diesmal erneut eine Vielzahl neuer Anwendungen von Hochtechnologie für alle Bereiche des Alltags. „Man sieht natürlich, dass sich die Dinge immer weiter vernetzen“, betont Merkel am Schluss ihres Rundgangs. Bei der Eröffnung warb sie dafür, den rasanten Wandel in der IT-Welt mit dem richtigen politischen Rahmen zu unterstützen, um global den Anschluss nicht zu verpassen. Vielversprechende Ideen müssten besser gefördert werden.

Polens Premier Donald Tusk dankt der „lieben Angela“ für ihre Gastfreundschaft - das Land ist diesmal Partnerland der Messe. Er erinnert aber daran, was auch im Zeitalter der hochentwickelten Technologien zählt: „Der Schlüssel zum Erfolg bleibt letztendlich der Mensch.“