CeBIT versucht es jetzt mal ohne Verbraucher

Hannover (dpa) - Die weltgrößte Computermesse CeBIT kämpft seit Jahren darum, in der dynamischen IT-Industrie relevant zu bleiben. Sie verweist darauf, verschiedene Bereiche abzubilden. Zugleich fehlt es im Vergleich zu anderen Veranstaltungen an Glanz.

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Neues Jahr - ganz andere CeBIT (10. bis 14.3.). Die weltgrößte Computermesse ist auf der nächsten Stufe ihrer Evolution angekommen: Die reine Business-Veranstaltung für professionelle Anwender, die Verbraucher außen vor lässt. Das Konzept soll 230 000 Fachbesucher nach Hannover locken - in etwa so viele wie im vergangenen Jahr.

Die neue CeBIT ist der Abschluss einer Entwicklung, die vor über zehn Jahren begonnen hatte. Damals gab es auf dem Höhepunkt der ersten Internet-Euphorie die Mega-Messen wie 2001 mit über 8000 Ausstellern und mehr als 800 000 Besuchern, die sich durch die Hallen in Hannover schoben. Die großen Unternehmen, deren Wort viel Gewicht hat, beschwerten sich, in diesem Tumult könne man keine Geschäfte machen.

Es folgte ein Zick-Zack-Kurs, der die gegensätzlichen Ansichten verschiedener Aussteller-Gruppen widerspiegelte. Noch vor vier Jahren verkündete die CeBIT als Lösung der Probleme für das Jahr 2011, wieder mehr Verbraucher auf die Messe locken zu wollen. „Eine reine Business-Messe funktioniert nicht mehr, das hat sich seit zwei, drei Jahren deutlich abgezeichnet“, erklärte Microsofts damaliger Deutschlandchef Achim Berg. Jetzt soll es aber doch funktionieren.

„Die neue Ausrichtung bedeutet nicht, dass wir private Besucher abweisen“, betonte zum Auftakt der Präsident des Branchenverbandes Bitkom, Dieter Kempf. Dafür, dass weniger von ihnen Lust auf einen Spaziergang durch die Messehallen bekommen, sorgen allein schon die Preise: Das Tagesticket kostet 60 Euro. Vor einem Jahr waren es 20 Euro weniger, zudem gab es ermäßigte Karten für Schüler, Studenten oder Azubis. Wer dem Konferenz-Programm lauschen will, muss für einen Tag gleich 600 Euro hinblättern. Dafür verspricht die CeBIT „hochkarätige“ Sprecher wie Wikipedia-Gründer Jimmy Wales oder Apple-Mitgründer Steve Wozniak.

Nur: Gerade einmal zwei Wochen vorher setzte eine andere Veranstaltung in Europa die Messlatte für ein Konferenz-Programm hoch. Beim Mobile World Congress in Barcelona waren Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und IBM-Chefin Virginia Rometty die Zugpferde. Selbst im „Randprogramm“ gab es noch schillernde Figuren wie WhatsApp-Gründer Jan Koum, der seinen Kurzmitteilungs-Dienst gerade für 19 Milliarden Dollar an Facebook verkauft hatte.

Schon der Weltwirtschaftsgipfel in Davos demonstriert, dass Veranstaltungen dieser Art von ihrem Ruf als Vernetzungsplattform leben. „Ich fahre nach Barcelona, weil ich dort viele wichtige Leute treffe“, sagt ein Top-Manager eines kalifornischen Start-ups, der jedes Jahr den weiten Weg nach Spanien auf sich nimmt. Eine Reise nach Hannover zieht er nicht in Erwägung.

CeBIT-Chef Oliver Frese betont, seine Messe biete nach wie vor etwas einzigartiges: „Die CeBIT ist die einzige Veranstaltung, die die gesamte Wertschöpfungskette der gesamten Branche abbildet.“ Und er verweist auf die über 300 anwesenden Start-ups. „Die CeBIT ist so jung wie nie zuvor.“ Am Montagvormittag will der Funke zumindest in der „code_n“-Halle mit 50 Finalisten eines Start-up-Wettbewerbs noch nicht so recht überspringen. Viele der Firmen-Tische sind noch leer, die Besucher rar, Fotografen stürzen sich dankbar auf zwei Figuren in Gorilla-Kostümen. Am Nachmittag kommt der Betrieb in Gang.

Insgesamt muss die CeBIT beweisen, dass sie bei der neuerlichen Umgestaltung endlich das richtige Los gezogen hat. Bergs Nachfolger an der Spitze von Microsoft Deutschland, Christian Illek, äußert sich vorsichtig zum neuen Konzept. Für eine endgültige Bewertung sei es noch zu früh, sagte er vor Messebeginn: „Lassen Sie uns reden, wenn das Spiel abgepfiffen wird.“