Das Cat S60 im Test: Wärmebildkamera und Smartphone
Berlin (dpa/tmn) - Ja, das Wohnzimmerfenster ist tatsächlich undicht. Der dunkelviolette Streifen im ansonsten grell-orangenen Fensterrahmen auf dem Display der Wärmebildkamera zeigt deutlich an, wo die Wärme durch die Fensterdichtung entweicht - oder wo die Kälte im Winter hineinkriechen kann.
Schnell auf den Auslöser drücken und das Bild vom Smartphone an den Vermieter schicken. Problem gelöst? Noch nicht, aber das Cat S60 hilft zumindest dabei, es nun anzugehen.
Undichte Fenster aufspüren mit dem Smartphone? Mit dem Cat S60 geht das problemlos. In dem wasser-, staub- und stoßfesten Gerät mit immerhin 223 Gramm Gewicht stecken ein Android-Smartphone und eine Wärmebildkamera. Hersteller ist die englische Bullit Group, auch wenn auf dem Gerät zweimal prominent das Logo des Baumaschinenherstellers Caterpillar prangt.
Im Gebrauchstest wird schnell klar: Das S60 ist ein anständiges, aber kein herausragendes Telefon. Ganze 12,7 Millimeter ist es dick, der stabile Metallrahmen macht die Bedienung mit nur einer Hand schwierig. Durch den hoch überstehenden Rand sammeln sich rasch Staub und Schmutz am Displayrand. Der Snapdragon 617 mit acht Kernen hält es im Alltag gut in Schwung, ab Werk sind 32 Gigabyte (GB) Speicher an Bord (23 verfügbar). Hinzu kommen 3 GB Arbeitsspeicher, Dual-SIM, LTE und Android 6. Das 4,7 Zoll große HD-Display (1280 zu 720 Pixel) ist ausreichend scharf, aber nicht sonderlich leuchtstark. Das Testgerät schwächelt außerdem bei Telefonempfang und Sprachqualität. Die Kamera liefert mittelmäßige, aber keine herausragenden Bilder.
Seine Stärken spielt das Cat S60 in schwerem Gelände aus. Die solide Hülle steckt Stürze weg. Fällt es auf einer Baustelle mal in eine Pfütze - einfach abwischen und weitermachen. Tauchgänge bis in fünf Meter Wassertiefe sind theoretisch möglich. Dazu müssen zwei goldene Schalter umgelegt werden, um Mikrofon und Lautsprecher zu schützen. Alle Anschlüsse sind hinter abgedichteten Klappen versteckt, wobei allerdings die Abdeckung des USB-Anschlusses keinen guten Eindruck hinterlässt. Unterwegs geben Kompass und GPS Orientierung - der Akku mit 3800 Milliamperestunden hält bei nicht übermäßigem Gebrauch locker zwei Tage durch.
Und dann ist da halt noch die Wärmebildkamera. Sie steckt auf der Rückseite des Monstrums oberhalb der Fotokamera. Mit ihr lassen sich mit Hilfe der Flir-App neben Wärmelecks auch stromführende Kabel oder Wasserleitungen aufspüren, die Füllhöhe von Propangasflaschen ermitteln oder schlicht morgens das wärmste Brötchen beim Bäcker finden. Auch zu heiß laufende Elektrogeräte sind schnell enttarnt. Die Kamera erlaubt mehrere Anzeigemodi, Videos und Panoramen. Per Fingerwisch kann zwischen Realbild und Wärmebild gewechselt werden.
Hochauflösende Wärmebilder darf man allerdings nicht erwarten. Mit einer Auflösung von 80 zu 60 Pixel sind sie ziemlich körnig. Das Wärmebild wird im fertigen Foto über ein Realbild mit maximal 640 zu 480 Pixeln gelegt. Für Wandtapeten reicht das nicht, zum Auffinden von Wärmebrücken aber allemal. Flir, der Hersteller der Wärmebildkamera, bietet für rund 300 Euro auch ein Ansteckmodul mit 160 zu 120 Pixeln an. Professionelle Modelle für die Feuerwehr oder Energieberater kosten schnell mehrere tausend Euro und liefern auch nicht mehr als 320 zu 240 Pixel.
Fazit: Das Cat S60 ist ein solider Trümmer mit Nehmerqualitäten. Für die schnelle Suche nach Lecks in Wasserleitungen oder Wärmemessungen taugt es, auch kaputte Fensterdichtungen lassen sich prima aufspüren. Die Akkulaufzeit ist für ein Smartphone gut. Durch die enorme Größe und das Gewicht ist das S60 aber nur bedingt alltagstauglich. Und wer nicht wirklich täglich auf ein wasser- und stoßfestes Telefon mit Wärmebildkamera angewiesen ist, kann sich die knapp 650 Euro für die Anschaffung sparen: Für knapp 300 Euro gibt es die höher auflösende Wärmebildkamera FLIR One als Ansteckmodul für Androiden und iPhones.