Das richtige Einsteiger-Smartphone finden
Berlin (dpa/tmn) - Smartphones erobern den Massenmarkt. Lag der Einstiegspreis vor wenigen Jahren bei mehreren hundert Euro, locken inzwischen immer mehr Hersteller mit Preisen unter 100 Euro. Lohnen sich solche Angebote?
Oder ist es besser, ein wenig mehr auszugeben?
Richtig günstige Smartphones sind inzwischen keine Seltenheit mehr. Doch was taugen die Schnäppchen und was bieten Einsteigergeräte unter 200 Euro? „Bei günstigeren Geräten geht der Kunde immer Kompromisse ein“, gibt Michael Wolf von der Stiftung Warentest zu bedenken. „Die Geräte haben kleinere Displays mit einer geringen Auflösung, langsamere Prozessoren und oft auch eine langsamere Funktechnik als Mittelklassegeräte.“
Grundsätzlich halten technologische Neuerungen aber nach und nach auch Einzug in die Einsteigerklasse. „Die Geräte sind über die Zeit immer besser geworden“, sagt Michael Huch, der für „Computerbild“ günstige Smartphones getestet hat. „Für Modelle, die vor zwei Jahren noch Oberklassegeräte waren, muss der Kunde heute rund 150 bis 250 Euro ausgeben.“
Der Absatz von Smartphones boomt. „Aktuell besitzen 40 Prozent aller Bundesbürger ab 14 Jahren so ein Gerät“, sagt Bernd Klusmann vom IT-Branchenverband Bitkom. „In diesem Jahr steigt der Absatz um 29 Prozent auf rund 28 Millionen Geräte“, sagt er mit Blick auf die aktuelle Prognose des Verbandes.
An dem rasanten Wachstum dürften auch die günstigeren Smartphones einen großen Anteil haben. „Es ist ein relativ großer und wichtiger Markt“, sagt Klusmann. Denn nicht jeder könne oder wolle sich ein Mittel- oder Oberklassehandy leisten. „Gerade bei Jugendlichen ist es oft eine Frage des Budgets.“ Der Durchschnittspreis aller verkauften Smartphones sei relativ konstant und sinke 2013 um 10 auf 315 Euro.
Die deutlichsten Abstriche bei Geräten unter 200 Euro muss der Nutzer bei Display, Kamera und Speicher machen, sagt Huch. „Für einige Nutzer ist eine Bildschirmauflösung von 800 mal 480 Pixeln ausreichend, andere wollen 1280 mal 720 Bildpunkte — die Leute reagieren da extrem unterschiedlich.“ Wenig Speicher ist kein großes Problem, da der meist per Micro-SD-Karte nachgerüstet werden kann - allerdings können nicht immer Apps darauf ausgelagert werden.
Die Qualität der Kameras variiert bei allen Smartphones unabhängig von der Auflösung stark. Ob das Handy aber mehr als Schnappschüsse liefern soll, muss der Nutzer entscheiden. „Da kommt es beim Kauf auf individuelle Vorlieben an“, sagt Wolf. „Wer wenig fotografiert, kann auf eine qualitativ hochwertige Kamera verzichten.“
Von Smartphones unter 100 Euro raten sowohl Wolf als auch Huch ganz ab. „Gerade Einsteiger können schnell frustriert werden“, sagt Wolf mit Blick auf Funktionalität und Bedienung. Er rät eher zu einem älteren Mittelklassemodell: „Mit solchen Auslaufmodellen kann man schon ein Schnäppchen machen.“ Und auch bei aktuellen Mittelklasse-Modellen stimmt die Ausstattung meist. In der mittleren Preisklasse zwischen 200 und 300 Euro seien inzwischen schon richtig gute Geräte zu bekommen, sagt Wolf weiter. Um einen Eindruck vom Gerät und vor allem von der Qualität des Displays zu bekommen, lohne es sich immer, das Wunschgerät vor dem Kauf auszuprobieren.
„Geräte der Mittelklasse haben oft gute Displays und Prozessoren“, sagt auch Huch. Wer allerdings das Handy häufig für Spiele nutzen will, sollte lieber zu teureren Geräten greifen, empfiehlt er. Denn bei aufwendigen Spielen seien stärkere Vierkern-Prozessoren gefragt.
Ansonsten reicht es aber auch ein oder zwei Nummern kleiner. „Bei Einstiegsgeräten sollten Single-Core-Prozessoren mit mindestens einem Gigahertz getaktet sein“, empfiehlt Huch. In vielen Mittelklasse-Geräten finden sich dann auch schon Dual-Core-CPUs ab einem Gigahertz aufwärts. „Die Vergleichbarkeit wird aber immer schwieriger“, sagt der Experte. So bräuchten Geräte mit geringerer Displayauflösung weniger leistungsstarke Chips. Zudem komme es auch auf den Grafikprozessor (GPU) an.
In Sachen Arbeitsspeicher (RAM) rät Huch zu mindestens 768 Megabyte (MB): „Mit 512 MB könnte es bei starker Nutzung schon eng werden.“ Während ein Gigabyte (GB) RAM (1000 MB) auch schon bei Mittelklassegeräten zu finden ist, bleiben zwei GB RAM noch der Oberklasse vorbehalten.
Die größte Auswahl an günstigen Smartphones haben Käufer bei Android-Geräten. Es gibt aber auch einige Windows-Smartphones für unter 200 Euro. „Windows-Phones sind gute Einstiegsgeräte“, sagt Huch. Die Hersteller müssten bestimmte Standards erfüllen, damit das Betriebssystem flüssig läuft. Zudem sei Windows Phone übersichtlich und biete inzwischen die wichtigsten Apps, was nicht immer so war.
Beim relativ offenen Android-Betriebssystem habe der Nutzer im Vergleich die meisten Gestaltungsmöglichkeiten, während iOS grundsätzlich sehr einfach zu handhaben sei, erklärt Huch. Allerdings ist ein iPhone für unter 200 Euro nur gebraucht zu bekommen. Ein gebrauchtes iPhone 3 etwa kostet rund 170 Euro. Das günstigste neue iPhone 4 kostet im Apple-Store immer noch knapp 400 Euro.