Das Telefonieren im Urlaub wird preiswerter
Die Zeiten der Extragebühren für Handy und Internet sollen bald vorbei sein. Netzneutralität soll geschützt werden.
Brüssel. Fast jeder dritte Handy-nutzer geht im Urlaub auf Nummer sicher: Auf Reisen ins europäische Ausland schalten 30 Prozent der Deutschen ihr Mobiltelefon lieber aus. Zu groß ist die Angst vor dem bösen Erwachen beim Blick auf die Handyrechnung. Andere deaktivieren die Datenübertragung. Denn auf Reisen fallen oft hohe Roaming-Gebühren an. Und das, obwohl die EU die Extrakosten seit Jahren senkt.
Die Furcht vor dem Kostenschreck soll nun ein Ende haben: Ab dem 15. Dezember 2015 sollen Auslandsgebühren für Telefonieren, SMS-Versand und mobiles Internet-Surfen in Europa der Vergangenheit angehören. Das hat das EU-Parlament am Donnerstag mit großer Mehrheit in Brüssel gefordert. Zugleich wollen die Abgeordneten, dass Internetnutzer weiterhin gleichberechtigten Zugang zu allen Angeboten im Netz bekommen.
Für Kunden sind dies gute Neuigkeiten, meinen Verbraucherschützer. Viele Handybesitzer schalteten insbesondere die mobile Datenübertragung beim Gang über die Grenze aus, erklärt der europäische Verbraucherverband Beuc: „Mit dem Verbot (von Roaming-Gebühren) können wir davon ausgehen, dass die Nutzung weiter ordentlich zunimmt.“
Ganz erledigt haben sich die bei Verbrauchern ungeliebten Gebühren aber noch nicht. Denn einerseits muss sich das Parlament noch mit den EU-Staaten einigen. Diese Verhandlungen dürften noch Monate dauern. Andererseits gibt es ein Hintertürchen für die Anbieter: Bei „zweckwidriger oder missbräuchlicher Nutzung“ möchte das Parlament den Firmen doch die Möglichkeit zu Gebühren einräumen. „Man muss sehen, was das für den Verbraucher konkret bedeutet“, meint Lina Ehrig, die beim Verbraucherzentrale Bundesverband in Berlin für Digitales und Medien zuständig ist.
Der Branchenverband Bitkom möchte in die allgemeine Freude ohnehin lieber nicht einstimmen. „Mit der Abschaffung der Roaming-Gebühren konterkariert man die eigenen Ziele“, warnt Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Denn die Firmen seien auf die Roaming-Einnahmen dringend angewiesen, um den Ausbau der Netze voranzutreiben. Die entgangenen Einnahmen würden sie durch höhere Preise für Inlandsgespräche ausgleichen.
Auch mit den Plänen des Parlaments zur Netzneutralität sind Beobachter nur teilweise zufrieden. Das etwas sperrig benannte Prinzip der Netzneutralität sieht vor, dass Internetanbieter alle Daten gleich schnell und gut weiterleiten. Ohne eine solche Regel fürchten Kritiker, dass nur noch Angebote auf die Schnellspur gelangen, die den Internet-anbietern dafür Geld bezahlen. Weniger zahlungskräftige Angebote würden ausgebremst.
Die Abgeordneten des Europaparlamentes wollen dies verhindern und fordern, dass Internetanbieter einzelne Dienste nicht zum Schaden anderer Angebote bevorzugen dürfen.