Das zählt beim Kauf von Stativen
Thurnau (dpa/tmn) - Witzige Schnappschüsse entstehen spontan, richtig gute Bilder brauchen aber Zeit und Planung. Viele Tricks, etwa Spielereien mit der Belichtungszeit, gelingen dabei nur mit einem Stativ.
Gute Modelle für Einsteiger gibt es für rund 200 Euro.
Ob Spiegelreflexkamera, kompakter Fotoapparat für die Hosentasche, Full-HD-Camcorder oder nur das Smartphone: Wer möglichst gute Fotos oder Videos will, kommt an einem Stativ nicht vorbei. „Eine viel bessere Schärfe bei kniffligen Lichtverhältnissen, bessere Bildgüte durch niedrigere Empfindlichkeiten, all das erlaubt ein Stativ“, erklärt Fotograf Claus von Acken, der den Verein Fotogruppe Thurnau leitet. Erst die Ruhe der Kamera macht zum Beispiel längere Belichtungszeiten ohne Wackler möglich. Dadurch kann der Fotograf wiederum den ISO-Wert heruntersetzen und so störendes Bildrauschen verhindern.
Grundsätzlich taugt jedes Objekt, das eine Kamera trägt und stabilisiert, als Stativ. „Das fängt mit Tischen und Stühlen an, reicht über Bohnensäcke mit und ohne Kamerahalter bis zu den klassischen Dreibeinstativen und mehr oder minder exotischen Sonderformaten“, sagt van Acken.
Richtige Kameras verfügen in der Regel über ein Stativgewinde, so der Experte. Das ist international vereinheitlicht - theoretisch sollte also jedes Gewinde auf jedes Stativ passen. Ein fehlendes Gewinde bedeutet aber nicht, dass man aufs Stativ verzichten muss: „Für Handys ohne Stativgewinde gibt es Klemmhalterungen, Saugnäpfe oder Gummizüge“, sagt van Acken. Handelt es sich um schwere Profikameras, empfiehlt der Fotograf einen speziellen Haltekopf zwischen Stativ und Kamera. Am populärsten ist der Kugelkopf, bei dem die Kamera auf einem Ball mit Stiel sitzt, der wiederum mit einer Klemme am Stativ befestigt wird. Bei Stativen ohne Kugelkopf lässt sich das Bauteil zu Preisen ab 25 Euro nachkaufen.
Wer mit hohem Anspruch auf Bilderjagd geht und verschiedene Aufnahmegeräte einsetzt, nutzt außerdem ein System von Schnellwechselplatten. Damit lässt sich die Kamera in Sekunden mit dem Haltekopf verbinden und wieder lösen.
Das klassische Dreibeinstativ, dessen Beine man unterschiedlich lang ausfahren kann, ist die beliebteste Stativ-Art. Verfügbar sind unterschiedliche Materialien wie Plastik, Aluminium, Holz oder Kohlefaser. Die verschiedenen Modelle unterscheiden sich zum Beispiel durch ihr Packmaß und die Gesamthöhe. Am wichtigsten ist jedoch das Gewicht: Schließlich sollte das Stativ nicht so schwer sein, dass man es bei der Fototour nur ungern mitschleppt. Sinnvoll ist daher, das Kameragestell vor dem Kauf einmal anzufassen.
Noch wichtiger als für Fotografen ist ein Stativ für Videofilmer. Für den Betrachter sei bei bewegten Bildern immer zu erkennen, ob die Kamera beim Filmen auf einem Stativ stand oder nicht, erklärt Professor Peter Slansky von der Hochschule für Fernsehen und Film München.
Profis achten bei Stativen für Film und Fernsehen vor allem auf eine robuste Bauweise - schließlich muss das Gestell die oft sehr schwere Kamera tragen. „Dies betrifft sowohl das Dreibein mit den ausziehbaren Beinen als auch den Schwenk-Neige-Kopf“, erklärt Slansky. Laien könnten aber auch zu leichten Stativen greifen, die zum Beispiel bei Dokumentarfilmen zum Einsatz kommen. Von Eigenbaulösungen rät der Experte ab. Er empfiehlt für besondere Anlässe eher das Ausleihen von Geräten im Fachhandel - die Preise dafür seien in der Regel bezahlbar.
Reine Fotostative sind mit Videos oft überfordert. Wichtig ist bei bewegten Bildern vor allem, dass sich der Schwenkkopf ohne Ruckler bewegt. „Daher haben professionelle Film-Video-Schwenkköpfe in beiden Schwenkachsen hydraulische Dämpfungen, deren Bremswirkung stufenlos oder in sehr feinen Abstufungen einstellbar ist“, sagt Slansky. Doch gute Kameraschwenks sind nicht nur von der Qualität des Schwenkkopfes abhängig. Auch die gewählte Brennweite hat einen sichtbaren Einfluss, so Slansky: „Je länger die Objektivbrennweite, desto diffiziler der Schwenk und desto stabiler muss das Stativ sein.“ Ansonsten machen sich schon kleine Winkeländerung durch ein ruckelndes Bild bemerkbar, warnt der Experte.
Die Preise für ein gutes Stativ für Foto- und Video-Einsteiger liegen bei knapp unter 200 Euro. Das hat die Fachzeitschrift „Chip Foto-Video“ (Ausgabe 10/2013) bei einem Test von zehn aktuellen Modellen herausgefunden. Die besten Noten gab es für zwei Stative für 165 und 185 Euro. Wer etwas weniger investiert, bekommt aber auch für etwas über 125 Euro schon solide Exemplare.