Der PC ist out: Kunden holen sich lieber ein iPad
Stamford (dpa) - Lieber ein iPad als einen neuen PC: Während die Verkäufe der Tablet-Computer geradezu explodieren, dümpelt der Markt der Notebooks und Tischrechner vor sich hin. Nicht einmal die schlanken und leichten Ultrabooks können die Kundschaft locken.
Besonders Branchenprimus Hewlett-Packard leidet unter dem rasanten Umbruch. Den Amerikanern droht der Verlust der Marktführerschaft. Im zweiten Quartal stagnierten die PC-Auslieferungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei 87,5 Millionen, wie die Marktforschungsfirma Gartner am Mittwoch berichtete.
Gartner-Analyst Mikako Kitagawa begründete dies neben dem „geringen Interesse der Verbraucher an der Anschaffung eines PC“ auch mit den „wirtschaftlichen Unsicherheiten in verschiedenen Regionen“. Firmen scheuen angesichts dessen davor zurück, in neue IT zu investieren.
Viele Privatleute nutzen mittlerweile auch Tablet-Computer wie Apples iPad oder ihr Smartphone, um ins Internet zu gehen oder E-Mails zu schreiben. Deswegen schaffen sie sich seltener einen neuen PC an. Gartner rechnet damit, dass sich die Tablet-Verkäufe in diesem Jahr auf 118,9 Millionen fast verdoppeln und bis 2016 auf mehr als 369 Millionen hochschnellen. Mehr als die Hälfte des Markts entfällt bislang auf das iPad, danach folgen Geräte mit Googles Betriebssystem Android.
Der Absatz klassischer Computer ist zwar noch deutlich höher, doch viel Wachstum verheißt das Segment derzeit nicht. Wie Gartner-Analyst Kitagawa anmerkte, haben sich auch die hohen Investitionen der Hersteller in die besonders dünnen und leichten Ultrabooks bislang kaum ausgezahlt. Die Verkäufe seien überschaubar. Dieses Segment ziehe nur diejenigen an, die neuer Technik besonders offen gegenüberstünden, sagte der Experte.
Ultrabooks sind eine Antwort der Windows-Welt auf Apples erfolgreiches MacBook Air. Allerdings sind Ultrabooks im Vergleich zu sonstigen Notebooks recht teuer. Sie kosten oft mehr als 1000 Euro. Kitagawa rechnet damit, dass der Preis sinken wird.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist das Auslaufen des Microsoft-Betriebssystems Windows 7. Im Oktober kommt der Nachfolger Windows 8 auf den Markt. Kunden, die jetzt einen PC kaufen, können aber für einen kleinen Obolus ihr System aufrüsten.
Insbesondere Hewlett-Packard leidet darunter, dass der PC-Markt sich abgekühlt hat. Nach den Zahlen von Gartner ist der Marktanteil des Branchenprimus deutlich gefallen von 16,9 auf 14,9 Prozent. Dagegen konnte der chinesische Angreifer Lenovo kräftig zulegen von 12,7 auf 14,7 Prozent. Nur noch gut 200 000 Rechner liegen zwischen den Kontrahenten. Geht der Trend so weiter, könnte sich Lenovo schon im laufende Quartal auf die Spitzenposition vorschieben.
HP hatte mit einem Schlingerkurs seine Kunden verunsichert. Zwischenzeitlich sollte die PC-Sparte aus dem Konzern ausgegliedert werden, auch ein Verkauf war im Gespräch. Zudem fehlt es an Innovationen. So fühlte sich der Software-Riese Microsoft gezwungen, selbst einen Tablet-Computer namens Surface zu entwickeln, auf dem das neue Windows 8 läuft. Experten werteten das als Weckruf für die PC-Hersteller, den Anschluss nicht zu verlieren.