Deutsche Startups sind immer noch eine Männer-Welt
Berlin (dpa) - Die deutsche Startup-Wirtschaft lässt sich auch als Männer-Branche beschreiben. Frauen spielen dort nur eine geringe Rolle.
Schon bei den klassischen Firmengründungen gibt es weniger Frauen als Männer. Nicht einmal jedes dritte Unternehmen wird von einer Frau ins Leben gerufen, wie der Gründungsmonitor der Förderbank KfW zeigt.
Bei den Startups ist die Situation jedoch noch drastischer. Dort werden nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Startups (BDS) gerade einmal 13 Prozent der Firmen von Frauen aufgebaut. Das schadet nach Ansicht von Frauen, die dort tätig sind, nicht nur der Branche, sondern kostet auch viel Innovation.
„Die digitale Wirtschaft ist der absolute Vorreiter, wenn es um Innovationen geht“, sagt Jess Erickson, eine der beiden Gründerinnen des Frauen-Netzwerks Geekettes, das sich zum Ziel gesetzt hat, Frauen die digitale Wirtschaft näher zu bringen. „Frauen sollten nicht die Chance verpassen, ein Teil davon zu sein.“
Im Moment jedoch sieht es so aus, als ob sie auf dem besten Weg genau dorthin sind. Zum einen könnte der Grund eine größere Risikoaversion von Frauen sein. Zum anderen sei es auch möglich, dass Frauen weniger optimistisch sind und daher ihre Gründung länger vorbereiten, heißt es im Gründungsmonitor der KfW.
„Lange Zeit gab es in der Tech-Industrie eine riesige Lücke zwischen Frauen und Männern“, erklärt Geekettes-Co-Gründerin Denise Philipp. „Für Frauen war es nicht genauso selbstverständlich, in diesem Bereich zu arbeiten wie für Männer. Ein Grund liegt sicherlich darin, dass es keine weiblichen Vorbilder gab - und immer noch zu wenig gibt.“
Das soll sich auch durch die Geekettes ändern. Ziel ist, dass sich Frauen in der Tech-Branche besser vernetzen, sich gegenseitig unterstützen und schließlich Führungspositionen erreichen. Die Geekettes sind überzeugt davon, dass die männerdominierte Startup-Branche dadurch profitiert - und mit neuen, vielleicht sogar mit besseren Ideen versorgt werden kann.
Dass Unternehmen tatsächlich auch finanziell davon profitieren können, wenn sie auf eine ausgeglichener Mischung bei den Führungskräften achten, hat die Unternehmensberatung McKinsey in verschiedenen Studien gezeigt. Mehr Frauen im Management bedeutet laut McKinsey schlichtweg mehr Gewinn.
Eine Frau, die schon vor Jahren ein Startup aufgebaut hat und damit erfolgreich geworden ist, ist Claudia Helming, Chefin des Online-Marktplatzes Dawanda. Jeden Monat hat die Seite 18 Millionen Besuche.
„Als ich 2006 Dawanda mitgegründet habe, war ich als Frau recht allein in der Startup-Szene“, erklärt die 39-Jährige. Auch wenn viel mehr Frauen als damals dort unterwegs seien, bleibe die Branche weiterhin von Männern dominiert. Einen Grund vermutet sie in der IT.
„Viele Frauen denken, die Branche sei sehr techniklastig. Sie gehen davon aus, dass man die gesamten technischen Prozesse kennen müsste“, sagt Helming. „Es geht aber nur darum, mit den richtigen Leuten zusammenzuarbeiten.“ Genauso wie die Geekettes denkt auch Helming, dass Firmen nur davon profitieren können, wenn sie stärker auf Frauen setzen.
„Ich bin davon überzeugt, dass sich das Klima in einer Firma ändert, wenn Frauen und Männer zusammen in leitenden Positionen vertreten sind“, erklärt sie. „Das heißt zunächst aber gar nicht, dass es dadurch besser oder schlechter wird. Es ist zunächst einfach nur anders.“
Konkrete Programme zur Förderung von Frauen hält sie allerdings nicht für nötig, zumindest bei ihrem Unternehmen Dawanda. „Manchmal ist das einfach nicht notwendig. Es geht schließlich vor allem um Leistung. Bei uns arbeiten ohnehin mehr Frauen als Männer, da ist es nur logisch, dass sie auch mehr Führungspositionen besetzen.“
Dass die Chancen in der Startup-Branche gerade für Frauen derzeit gut sind, meint auch die Geekettes-Gründerin Erickson. „Investoren fragen uns sogar nach weiblichen Startups. Denn sie wissen, dass Frauen manchmal ganz andere Perspektiven haben - und damit ganz neue Produkte schaffen können.“