Doping für den Rechner - SSDs bringen Speed
Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Gerade an älteren Computern ist die Arbeit oft eine echte Geduldsprobe. Abhilfe kann da der Austausch der Festplatte gegen eine SSD schaffen. Ganz unkompliziert ist das aber nicht.
Wenn jeder Start des Computers in quälender Langsamkeit erfolgt und sich Programme erst nach Minuten öffnen - dann ist es womöglich Zeit für etwas Neues. Aber es muss nicht gleich ein neuer Computer sein, manchmal hilft schon eine neue Festplatte. Statt der herkömmlichen HDD (Hard Disk Drive) kann man für mehr Speed zu einer SSD ( Solid State Drive) greifen.
SSDs arbeiten ähnlich wie USB-Sticks. Gespeichert werden die Daten auf Chips statt auf Magnetscheiben. Das beschleunigt vor allem den Start von Betriebssystem und Programmen, erklärt Patrick Schnabel, Herausgeber des Nachschlagewerks „Elektronik-Kompendium.de“. Fast jeder Tausch einer Festplatte gegen eine SSD mache den PC schneller. Nachrüsten kann sich also lohnen. Heute werden in den meisten Laptops und PCs bis zur Preisgrenze von etwa 800 Euro noch herkömmliche Festplatten statt SSDs verbaut - denn die sind teurer als HDDs.
Ist die Entscheidung für eine SSD gefallen, wird es etwas kompliziert. Die schnellen Speicher gibt es nämlich in verschiedenen Bauformen und mit unterschiedlichen Anschlüssen. „Das ist das Verwirrende bei SSDs“, sagt Schnabel. Um zu prüfen, was passt, empfehle sich ein Blick ins Handbuch des Rechners - oder in den PC selbst: „Aufschrauben ist das beste, denn dann sieht man, was drinsteckt. Was habe ich für eine Größe, was für eine Form und was für eine Schnittstelle?“
SSDs gibt es in 1,8, in 2,5 sowie seltener in 3,5 Zoll - und auch als Steckkarte. „Die sehen dann eher aus wie eine kleine Soundkarte“, sagt Ingolf Leschke von „Computerbild“. Und dann ist da noch die Schnittstelle, die Verbindung zwischen Rechner und SSD. Der derzeit gebräuchlichste Anschluss heißt SATA 3.
Wie viel schneller die SSD den PC macht, hängt nicht nur vom Rechner, sondern auch von der SSD selbst ab. Unter ihnen gebe es erhebliche Geschwindigkeitsunterschiede, sagt Leschke. „Der Kunde sollte sich nicht ablenken lassen von irgendwelchen Daten von Übertragungsraten beim Lesen und Schreiben, die auf der Verpackung propagiert werden“, sagt Leschke. „Die Praxis hat gezeigt, dass da wenig von übrig bleibt.“ Die Tempounterschiede bei SSDs hingen im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: vom Speichertyp und vom Controller, der die Lese- und Schreibvorgänge steuert.
„Ein billiger Flash-Speicher kann genauso das Tempo bremsen wie ein langsamer Controller, der darin verbaut wurde“, sagt Leschke. Für den Käufer sei das eigentlich nicht zu erkennen. Wer es genau wissen will, muss sich das Datenblatt der SSD besorgen, sagt Schnabel. Nur dort finden sich Informationen, welcher Typ Flash-Speicher verbaut wurde. In der Praxis zeige sich das häufig am Preis. Teure Modelle verwendeten oft einen qualitativ höherwertigen Typ, so Leschke.
Beim Kauf lohnt sich auch der Blick darauf, was im Paket enthalten ist - und für welchen Preis. „Manchmal wird nur die nackte SSD verkauft, manchmal sind auch Abstandshalter, Kabel oder Einbaurahmen dabei“, sagt Leschke. Womöglich ist es günstiger, statt des Kits mit allen notwendigen Einbauteilen nur die SSD zu kaufen - und alles andere im Elektrofachhandel. „Die Teile kosten nicht die Welt.“
Einigen SSDs liegen auch Programme zur Übertragung der Daten von der alten Festplatte auf die SSD bei. Das ist ganz nützlich, allerdings gibt es solche Programme auch kostenlos im Internet. Mit so einer Software ist es prinzipiell möglich, das bisher auf einer HDD gelagerte System einfach auf eine SSD zu kopieren. Problematisch wird es nur, wenn auf der Festplatte besonders viele Daten lagern. SSDs mit großer Speicherkapazität sind noch relativ teuer. Für die meisten Nutzer kommen deshalb derzeit eher SSDs mit rund 120 oder 240 Gigabyte (GB) Speicherplatz infrage.
Die kleineren gibt es ab etwa 60 Euro, die größeren schon ab etwa 80 Euro. Daher rät die Zeitschrift „c't“ in einem Test vom Juli zum Kauf von 240-GB-SSDs: Mit Blick auf den Preis pro GB lohnten sich 120 GB große SSDs kaum noch.
Wenn nicht alles auf die SSD passt, kann man - wenn der Rechner den Platz dafür hat - eine SSD und eine Festplatte parallel nutzen: Betriebssystem und Programme kommen auf die schnelle SSD, Daten wie speicherhungrige Bilder oder Videos werden auf die Festplatte ausgelagert. Bei einem Laptop, in den nur ein Massenspeicher passt, könnte für die Daten eine externe Festplatte zum Einsatz kommen.