Download-Portale versus Spielebox im Laden
Berlin (dpa/tmn) - Hat die Silberscheibe DVD als Medium für Computerspiele bald ausgedient? Immer mehr Spieler laden sich die neusten Titel lieber gleich zu Hause auf den Rechner herunter. Dabei haben beide Vertriebswege ihre Vor- und Nachteile.
Statt ein Spiel als DVD-Box im Laden zu kaufen, nutzen Verbraucher immer häufiger Online-Plattformen, auf denen die Spieletitel zum Herunterladen auf den PC bereitstehen. Auch die Hersteller von Spielekonsolen wie Playstation 3 oder Xbox 360 bieten in ihren Netzwerken inzwischen ihre eigenen Download-Plattformen an. Die Xbox 360 beispielsweise biete seit jeher digitale Inhalte zum Kauf an. Die Nachfrage steige stetig und mit ihr das Angebot, sagt Microsoft-Sprecher Felix Petzel.
Eine der populärsten Distributions-Plattformen für PC-Spiele sei derzeit Steam, die 2003 von den Machern des Ego-Shooters „Half-Life“ ins Leben gerufen wurde, sagt Spieleexperte Stephan Freundorfer. Einen finanziellen Vorteil hat der Kunde allerdings beim Download gegenüber dem Boxen-Kauf im Laden kaum. Allerdings bieten Plattformen wie Steam, Gamesload oder Gamesplanet vielfach zahlreiche Aktionen oder Sonderangebote. Echte Spiele-Klassiker gebe es auch schon mal für drei Euro.
„In den USA sind Download-Plattformen heute unendlich wichtig“, sagt Freundorfer. Hierzulande sei der Kauf im Laden allerdings im Vergleich noch viel ausgeprägter. „Viele Spieler sehen die physische Box einfach als vollwertiger an.“ An einem Download ist nichts Haptisches, man kann ihn nicht anfassen und fühlen. Viele Spieler in Deutschland würden deshalb die Box vermissen. „Für manche ist es einfach schwierig, 40 bis 50 Euro hinzulegen und dann nichts in der Hand zu haben.“
Dazu komme noch, dass man einen Download nicht weiterverkaufen kann, sagt Freundorfer. Das sei aber immer noch wichtig für junge Leute, die nicht viel Geld haben, aber sich von Zeit zu Zeit doch ein neues Spiel leisten wollen. Damit dürfte bei den DVD-Boxen aber schon bald völlig Schluss sein. „Das war einmal“, sagt Peter Schmitz von der Computerzeitschrift „c't“. Auch Spiele-DVDs die der Kunde im Laden kauft, muss er zu Hause erst online aktivieren. „Nach der Individualisierung lässt sich das Spiel auf keinem anderen Rechner mehr aktivieren.“ Von diesen Restriktionen für den Kopierschutz seien inzwischen mindestens 60 Prozent der im Handel erhältlichen Titel betroffen.
Der Wunsch, ein gekauftes Produkt auch physisch in den Händen zu halten, dürfe nicht unterschätzt werden, sagt auch Felix Petzel. „Wir denken deshalb, dass digitale und Retail-Distribution noch sehr lange parallel existieren werden.“ Wer allerdings auf physikalische Datenträger verzichten kann, werde nur „Vorteile im Download feststellen“.
Ein großer Vorteil beim Herunterladen ist die sofortige Verfügbarkeit. Das Hantieren mit DVDs entfällt. Auch den Weg in den Laden kann sich der Gamer ersparen. Bei Blockbustern stehen die Spielefans heute auch durchaus mal viele Stunden Schlange, bis der Verkaufsstart beginnt und sie zu den ersten Besitzern gehören können. Auf den Portalen seien aktuelle Titel manchmal bereits vor dem offiziellen Erscheinungstermin zum Download verfügbar, sagt Freundorfer. „Dadurch kann man schon eine Minute nach Freischaltung mit dem Spiel zu Hause loslegen.“
Wenn es einmal Probleme mit dem Netzwerk gibt, kann es allerdings sehr schnell schwierig werden - wie gerade erst die massive Hacker-Attacke auf die Spielenetzwerke von Sony gezeigt hat. Das Netzwerk für die Playstation (PSN) war nach dem Diebstahl von Millionen von Nutzerdaten für Wochen vom Netz, die Spieler saßen auf dem Trockenen.
Unter solchen Netzwerkproblemen leiden vor allem auch kleine Spiele-Anbieter, die ein solcher Ausfall schnell in den Ruin treiben könne, sagt Freundorfer. Am Trend zum Herunterladen dürfte sich dadurch allerdings kaum was ändern. „Der Download ist ja kein Trend, der speziell Konsolen betrifft“, sagt Schmitz. Auch die klassischen Publisher vertreiben zunehmend ihre Produkte online. „Es werden auch viele Titel und Extras exklusiv online gehandelt“, sagt Schmitz. Dieser Trend lasse sich nicht mehr umkehren. „Der Online-Vertrieb ist nicht mehr zu bremsen.“ Dafür sei der Download-Vertrieb mit seinen viel größeren Gewinnmargen einfach viel zu lukrativ.