E-Book-Trends zur Frankfurter Buchmesse
Berlin/Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Alle sprechen darüber, aber längst nicht jeder liest sie: E-Books sind in Deutschland noch immer kein Alltagsphänomen. Doch ihre Bedeutung wächst.
Lesevergnügen ist hierzulande noch eng mit bedrucktem Papier verknüpft. Doch E-Books sind auf dem Vormarsch. Zur aufkeimenden digitalen Leselust beitragen könnten neue Nutzungsmodelle und innovative Leser-Plattformen. Auf der Frankfurter Buchmesse (9. bis 13. Oktober) werden Trends wie E-Book-Flatrates und Social Reading ebenso diskutiert wie das Lesegerät der Zukunft.
Die Bedeutung von E-Books steigt langsam, aber kontinuierlich. Ihr Anteil an der verkauften Publikumsliteratur hat sich von 2011 auf 2012 auf 2,4 Prozent verdreifacht, wie aus einer Studie des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels hervorgeht. 2010 lag er erst bei 0,5 Prozent. Mehr als die Hälfte der Verlage (53 Prozent) haben E-Books im Programm und bieten mehr als die Hälfte der Neuheiten (54 Prozent) auch digital an. „Die Verlage wissen durch den Direktverkauf von E-Books, etwa über ihre eigenen Onlineshops oder im iBookstore, inzwischen sehr viel besser, wer ihre Kunden sind“, sagt Kathrin Grün von der Frankfurter Buchmesse. Doch erst ein Fünftel (21 Prozent) der Menschen in Deutschland lesen laut einer Bitkom-Umfrage elektronisch.
Auf der Buchmesse gibt es viele neue Ideen rund um E-Books zu sehen, etwa im Start-up-Bereich Hot Spots. Aus Brasilien kommt Widbook, eine Community zum Lesen, gemeinsamen Schreiben und Veröffentlichen von E-Books. Um Social Reading geht es auch bei Flipintu aus Deutschland, einer Plattform zum Probelesen, Bewerten, Empfehlen und Kaufen von E-Books. „Die digitale Implementierung ist vollzogen“, sagt Grün. „Nun geht es darum, die nächsten Schritte zu denken.“
Auf der Buchmesse-Konferenz Contec werden zudem Trends wie das Selbstverlegen oder Fan-Fiction, das Weiterschreiben von Geschichten durch Leser, diskutiert. „Es gibt mittlerweile einige Autoren, vor allem in den USA, die im Self-Publishing sehr erfolgreich sind, zuvor aber von Verlagen abgelehnt wurden“, sagt Grün. „Hinterher zahlen die Verlage dann viel Geld für die Rechte.“ Ein populäres Beispiel sei die US-Fantasy-Autorin Amanda Hocking. Deshalb starteten Verlage auch hierzulande Self-Publishing-Plattformen, aus denen sie Titel fürs Programm akquirieren - etwa Droemer Knaur mit Neobooks.
Auch Bundling, der Verkauf eines gedruckten Buchs zusammen mit dem E-Book, ist ein Trend aus Übersee. Amazon startet gerade in den USA den neuen Dienst MatchBook. Zu jedem Print-Buch eines kooperierenden Verlages kann man gegen Aufpreis von maximal drei US-Dollar das E-Book mitbestellen. In Deutschland experimentiert etwa der IT-Verlag O'Reilly mit Bündeln. Einigen Büchern liegt ein Download-Code fürs E-Book bei. Das Bundle ist 30 Prozent günstiger als der Einzelkauf.
Ebenfalls in den USA, wo E-Books bereits 25 Prozent Marktanteil haben, etablieren sich erste Lese-Flatrates. Beim Start-up Oyster zahlt man etwa zehn US-Dollar Monatsgebühr und kann dafür so viele Bücher auf dem iPhone lesen, wie man möchte. Das Dokumentenportal Scribd hat für neun US-Dollar ebenfalls eine Flatrate zum unbegrenzten Lesen auf mobilen Geräten oder im Browser gestartet.
Auf dem deutschen Markt gibt es bisher nur andere Abo-Modelle. Bei Skoobe etwa können für zehn Euro im Monat bis zu drei E-Books gleichzeitig unbefristet gelesen werden . Die öffentlichen Bibliotheken betreiben die E-Book-„ Onleihe“, und Amazon lässt Prime-Kunden jeden Monat ein E-Book ohne Zusatzkosten leihen.
Nur 18 Prozent der E-Book-Nutzer lesen laut Bitkom derzeit auf E-Book-Readern. Mehr als drei Viertel (77 Prozent) schmökern hingegen auf PCs oder Notebooks. Smartphones (58 Prozent) sind das zweithäufigste Lesegerät, gefolgt von Tablets (21 Prozent).
Doch ein Gerät schließt das andere nicht aus. Die Stiftung Warentest rät dazu, vorhandene Geräte zu kombinieren und den Lesestand zwischen ihnen zu synchronisieren, wie es viele E-Book-Anbieter ermöglichen. Smartphones bieten sich zum Lesen weniger Seiten beim Pendeln oder Warten an. Tablets taugen wegen ihres Farbdisplays auch für Zeitschriften, Bilderbücher oder Multimedia-E-Books, während E-Book-Reader selbst in der Sonne ein kontraststarkes Bild liefern und ihr Akku meist nicht nur Stunden, sondern Wochen durchhält.
Noch sind E-Books nicht sehr viel günstiger als gedruckte Bücher. Laut Börsenverein setzt aktuell immerhin rund jeder zweite Verlag auf um mehr als 20 Prozent niedrigere E-Book-Preise. Der optimale E-Book-Preis läge einer GfK-Studie zufolge aber 40 Prozent unter dem Print-Preis: Bei diesem Wert hätten so viele Verbraucher das Gefühl, einen angemessenen Preis zu zahlen, dass der Absatz am höchsten ist.