E-Government weltweit: Unwetterwarnung aufs Handy

Berlin (dpa) - Die Bundesregierung will die Verwaltung in Deutschland modernisieren und Behördengänge künftig auch elektronisch ermöglichen.

Andere Länder sind da schon weiter. Bei einer weltweiten Rangliste der Vereinten Nationen belegte 2012 Südkorea den Spitzenplatz, gefolgt von den Niederlanden und Großbritannien.

Innerhalb der EU nutzen mehr als 10 Länder elektronische Ausweisdokumente. In Estland kann sogar digital gewählt werden.

Südkorea hat dank einer führenden Stellung beim Breitband, bei Halbleitern und dem Mobilfunknetz der dritten Generation einen Vorsprung bei der digitalen Verwaltung.

Ob Steuererklärung, Stellensuche im öffentlichen Dienst, Patentanmeldung oder Beschwerden: Über das Portal korea.go.kr finden die Bürger die Anlaufstellen, bei denen sie viele Verwaltungsangelegenheiten online erledigen können. Das ostasiatische Land belegte vor 2012 bereits 2010 bei UN-Untersuchungen zum „E-Government“ den Spitzenplatz.

In Singapur können Bürger Verwaltungsangelegenheiten fast völlig online erledigen. Über das Portal eCitizen können die 5,1 Millionen Einwohner des supereffizienten asiatischen Stadtstaats Führerscheine und Pässe beantragen, Steuern zahlen, Gewerbe anmelden, Knöllchen bezahlen und sogar Beerdigungen arrangieren.

Die Bearbeitung eines Passantrags dauert in der Regel eine Woche, die Steuererklärung nicht mehr als ein bis zwei Stunden. Die gut vernetzten Bürger nutzen das ausgiebig: 97 Prozent haben 2012 ihre Steuern online bezahlt. Wer will, kann sämtliche Behördenpost und Rechnungen per E-Mail erhalten.

In Europa gilt Estland als einer der Pioniere der digitalen Verwaltung. Das kleine Land im Baltikum ist flächendeckend mit einem kostenlosen Hotspot-Netz abgedeckt und garantiert seinen Bürger per Gesetz den Zugang zum Internet. Mit Hilfe eines elektronischen Ausweises können online Steuern erklärt, Parkgebühren bezahlt oder Unternehmen gegründet werden.

Bei Wahlen können die Esten ihre Stimme auch elektronisch abgeben. Die Regierung von „E-stonia“ erledigt ihre Amtsgeschäfte komplett papierlos. Krankenakten und Rezepte sind digitalisiert und können ebenso wie Schulnoten, Stundenpläne und Hausaufgaben online abgerufen werden.

Auch in Dänemark gehören Behördengänge für die 5,5 Millionen Bürger schon jetzt zu ziemlichen Seltenheiten. Möglich macht das unter anderem die "nemID" ("Leichte ID") mit einem einheitlichen Login-Passwort für die digitale Kommunikation mit allen Behörden und auch Banken.

Wegen seiner zentralen Position mit entsprechenden Risiken ist das System nicht unumstritten. Die Regierung will bis 2015 erreichen, dass 80 Prozent der gesamten Kommunikation zwischen Bürgern und Behörden digital läuft. Schon können Bürger Ummeldung, Steuererklärung und Ähnliches am eigenen Computer erledigen.

Während Dänemark vor allem auf elektronische Verwaltung setzt, schieben die USA die Veröffentlichung von Behördendaten an. Hier gibt es seit Mai 2012 eine digitale Verwaltungsstrategie, die besseren Service und die Veröffentlichung von mehr Daten im Internet bringen soll. So sind allein auf der bundesweiten Open Data Webseite über 73 000 Datensätze abrufbar - vom Essensmarkenprogramm über die Maisernte-Vorhersage bis zu detailierten Steuereinnahmen.

Und wenn es in den USA stark regnet, klingelt schon mal das Handy. Dann werden beispielsweise alle Bewohner im Umkreis des Unwetters auf die Hochwassergefahr hingewiesen. Digitaler Vorreiter ist wohl New York City, wo die Stadtverwaltung Programmiermarathons und Entwicklungswettbewerbe für Apps veranstaltet. Auch alle Wahlkampfspenden für die Bürgermeisterwahl im Herbst sind online einsehbar.