Ebay wächst in der Schuldenkrise
New York (dpa) - Der Online-Marktplatz Ebay findet dank der Schuldenkrise neue Kunden in Europa. „Die europäischen Kunden wollen das meiste aus ihrem Euro herausholen“, sagte Konzernchef John Donahoe der Nachrichtenagentur dpa.
„Sie sind auf der Suche nach den niedrigsten Preisen und einer größeren Auswahl und kaufen deshalb regelmäßiger online ein.“ Das gelte auch für die besonders von der Krise betroffenen Länder wie Spanien oder Italien.
Auch Deutschland bereitet dem Ebay-Chef nach seinen Worten viel Freude: „Ebay.de wächst stark, besonders bei Festpreisen. Auch das Auto-Verkaufsportal Mobile gehört zu uns, das ist der Marktführer. Unser Bezahldienst PayPal entwickelt sich ebenfalls gut. Ich war erst vor zwei Wochen in Deutschland, um mich mit dem Management von Media Saturn zu treffen. Deutsche Einzelhändler nehmen PayPal als Weg an, online und mobil zu bezahlen.“
Ebay legte für das vergangene Quartal starke Zahlen vor. Der den Umsatz stieg im Jahresvergleich um 15 Prozent auf 3,4 Milliarden Dollar (2,6 Mrd Euro). Der Gewinn schoss um 22 Prozent auf 597 Millionen Dollar hoch, wie der Konzern nach US-Börsenschluss am Mittwoch mitteilte. PayPal wuchs dabei abermals schneller als das Hauptstandbein mit den bekannten Online-Handelsplätzen. Dritte Säule des Konzerns ist der Handelsdienstleister GSI, der etwa Online-Shops für Dritte einrichtet.
Wie bereits mancherorts in den USA soll es auch in Deutschland künftig möglich sein, mit PayPal in Geschäften vor Ort zu bezahlen, sagte Donahoe. „Das ist sicherlich die Richtung, in die wir gehen. Ich kann aber noch nichts sagen zum genauen Zeitpunkt, wann das möglich sein wird.“
Ebay hatte vor dem Start des wichtigen Weihnachtsgeschäfts das Logo erneuert und überarbeitet seine Website. Das neue Auftreten soll dem Wandel des Handelsplatzes Rechnung tragen. Denn anders als in der Anfangszeit vor 17 Jahren sind heute die meisten angebotenen Waren neu, stammen von Händlern und werden zu festen Preisen angeboten. Früher waren es zumeist Gebrauchtwaren, die Privatleute auf Ebay versteigerten.
Das neue Erscheinungsbild soll auch helfen, dem großen Rivalen Amazon die Stirn zu bieten. Der weltgrößte Online-Einzelhändler hatte mit Kampfpreisen und immer neuen Diensten und digitalen Produkten Ebay zugesetzt. Amazon tritt im Unterschied zu Ebay auch selbst als Verkäufer auf. Ebay lebt von Gebühren.
Er fürchte die Konkurrenz von Amazon nicht, betonte der Ebay-Chef. „Der Einzelhandel wandelt sich so schnell. Die Grenzlinie zwischen dem stationären und dem Online-Handel verschwimmt mit den Smartphones, und von diesen Veränderungen werden viele profitieren. Es wird im Handel niemals einen Monopolisten geben. Amazon und Ebay können gleichzeitig ein Gewinner der Entwicklung sein.“
Weltweit hatte Ebay im dritten Quartal auf seinen Marktplätzen 108,3 Millionen aktive Nutzer. Das bedeutet einen Zuwachs von 10 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Zahl der PayPal-Accounts stieg um 14 Prozent auf 117,4 Millionen.