Facebook gibt Nutzern mehr Kontrolle über Privatsphäre
New York (dpa) - Nach Dauer-Kritik von Politikern und Nutzern vereinfacht Facebook seine Einstellungen zur Privatsphäre. Sie sollen mehr Kontrolle erlauben, wer welche Informationen sehen kann. Dem zuständigen deutschen Datenschützer gehen die Änderungen nicht weit genug.
Das weltgrößte Online-Netzwerk Facebook erleichtert seinen Nutzern die Kontrolle über ihre Privatsphäre. Unter anderem werden viele Einstellungen, die man bisher nur in einem separaten Bereich anpassen konnte, direkt in die Website integriert, kündigte Facebook in einem Blogeintrag an. Außerdem werde man auch nachträglich verändern können, wer einen Eintrag bei dem Online-Netzwerk sehen kann. Der zuständige deutsche Datenschützer sieht in den Neuerungen Licht und Schatten. „In vielen Teilen sind es nur kosmetische Änderungen“, sagte der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar.
Denn Facebook erweitert auch die Möglichkeiten, in hochgeladenen Bildern Personen mit einem Namen zu versehen. Bisher konnten Nutzer nur ihre Facebook-Freunde in den Fotos auf diese Weise „markieren“. Künftig kann jeder jeden in einem Bild mit einem Namen versehen - allerdings müssen die so markierten Nutzer diese Tags mit dem eigenen Namen erst freigeben. Auch soll das Entfernen von Daten oder Markierungen erleichtert werden.
Die nicht nur in Deutschland heftig umstrittene automatische Gesichtserkennung, bei der einmal markierte Personen automatisch in Bildern gefunden werden können, bleibt von den Änderungen unberührt. Dafür kann man sich künftig leichter anzeigen lassen, wie ein Profil aus der Sicht anderer Nutzer aussieht.
Facebook verstärkt im Zuge des Umbaus auch den Akzent auf Ortsangaben. Nutzer werden künftig ihren aktuellen Aufenthaltsort zu mehr Arten von Einträgen hinzufügen können.
Dass Nutzer demnächst nicht nur mehr von ihren Facebook-Freunden, sondern auch von allen anderen Mitgliedern in Fotos mit Namen markiert werden können, mache ihm besondere Sorgen, sagte Caspar. „Gerade mit Blick auf die automatische Gesichtserkennung bei Facebook ist das eine Verschärfung der Situation.“
Positiv aus Datenschutz-Sicht sei zwar, dass Facebook-Beiträge künftig nachträglich unsichtbar gemacht werden können. Aber: „In den Punkten, um die es wirklich geht - zum Beispiel, wie lösche ich bereits abgespeicherte biometrische Merkmale meines Gesichts - da bleibt alles beim alten“.
Caspar habe Facebook deutlich gemacht, dass seine Behörde die aktuelle Umsetzung der automatischen Gesichtserkennung, bei der einmal markierte Personen in Fotos automatisch mit Namens-Tags versehen werden, nicht akzeptieren und notfalls zu rechtlichen Schritten greifen werde. Die Erklärungsfrist für Facebook sei auf bitten des Netzwerks aktuell bis zum 16. September verlängert worden.
Auch die Reaktion von Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) fiel zurückhaltend aus. „Facebook hat mit den angekündigten Änderungen einen kleinen Schritt gemacht, aber der Weg zu einem grundlegend verbesserten Datenschutz ist noch weit“, hieß es in einer Erklärung des Ministeriums.
Die Neuerungen sollen in den kommenden Tagen umgesetzt werden, kündigte Facebook an. Da das Netzwerk inzwischen rund 750 Millionen Mitglieder zählt, werden solche Umstellungen meist nicht auf einen Schlag, sondern schrittweise ausgeführt.
Facebook hatte seinen Mitgliedern in den vergangenen Jahren nach Kritik von Nutzern, Datenschützern und Politikern immer mehr Kontrolle über ihre Privatsphäre gegeben. Allerdings wurden die Einstellungen dadurch mit der Zeit auch immer komplexer. Mit einigen der aktuellen Neuerungen rückt Facebook etwas näher an das neue Konkurrenz-Netzwerk Google+, das konsequent darauf ausgerichtet ist, dass man verschiedene Informationen mit unterschiedlichen Bekannten-Kreisen teilt. Das US-Magazin „Wired“ sah so viele Anleihen bei Googles Herausforderer-Projekt, dass es von „Facebook+“ sprach.
In Deutschland hat Facebook besonders viel Stress mit Datenschützern und Politikern. Erst vergangene Woche warf der schleswig-holsteinische Datenschutz-Beauftragte Thilo Weichert Facebook Verstöße gegen Datenschutzgesetze vor und forderte die Anbieter von Webseiten auf, den „Gefällt-mir“-Button des Netzwerks zu entfernen. Über diese Schaltfläche würden rechtswidrige Nutzerprofile erstellt, erklärte Weichert. Facebook weist die Vorwürfe zurück.