Facebook-Tabu für Lehrer löst Kontroverse aus
Baden-Württemberg untersagt den Pädagogen, dienstlich soziale Netzwerke zu nutzen. In NRW ist das vorerst nicht geplant.
Düsseldorf. Für Lehrer in Baden-Württemberg ist Facebook ab sofort tabu — für die berufliche Kommunikation. Ein Grund für den Schritt des Kultusministeriums: Lehrer seien unsicher, wie sie sich Schülern gegenüber in sozialen Netzwerken verhalten sollen.
Darf ein Pädagoge beispielsweise eine Freundschaftseinladung von Schülern annehmen? „Ja“, sagt Nina Hasselmann (Name von der Redaktion geändert). Sie unterrichtet an einem Gymnasium in Düsseldorf und möchte anonym bleiben, weil einige Kollegen ihre Offenheit den sozialen Netzwerken gegenüber problematisch finden.
„Facebook und Co. gehören heute einfach dazu. Die Plattformen aus dem Schulalltag ausschließen zu wollen, ist weltfremd“, sagt die 31-Jährige.
In NRW sei eine Vorschrift wie in Baden-Württemberg vorerst nicht geplant, sagt ein Sprecher des Schulministeriums. „Jede Schule kann eigene Verhaltensregeln aufstellen.“ Es gebe nur allgemeine Verhaltensregeln: Rollenklarheit zwischen Lehrer und Schüler, professionelle Distanz und ein klarer Unterschied zwischen Dienst und Privatleben.
Dass die Grenzen im Netz auch mal verschwimmen, muss auch Hasselmann eingestehen. „Ohne groß nachzudenken, habe ich auch schon Urlaubsfotos von mir am Strand gepostet.“ Die konnten dann auch ihre Schüler sehen. Sie löschte die Fotos. Ihr Profil zu löschen, kam aber nie infrage.
„Als Lehrerin muss ich wissen, was in den sozialen Netzwerken abläuft, wie sie funktionieren. Sonst kann ich zum Beispiel bei Cybermobbing nicht helfen.“ Auch der Verband „Lehrer NRW“ sieht die Verbannung von Facebook kritisch: „Wir sollen Medienkompetenz vermitteln, dürfen aber Social Media nicht nutzen. Diese Verteufelung hilft nicht weiter“, sagt Vorsitzende Brigitte Balbach.
Schleswig-Holstein hat die Schulleitungen bereits 2012 angewiesen, soziale Netzwerke nicht mehr für die schulische Kommunikation zu nutzen. In Bayern gibt es einen ähnlichen Leitfaden. Jedes Bundesland regelt die digitale Kommunikation zwischen Lehrern und Schüler, wie es will.