Feinschliff für den Fernseher - Ein gutes TV-Bild ist Handarbeit

Berlin/Hannover (dpa/tmn) - Satte Farben, knackige Schärfe, perfekter Kontrast. Im Geschäft war der Fernseher ein Traum. Doch zu Hause sieht alles nur noch quietschebunt, überzeichnet und unnatürlich aus.

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Denn das individuelle Wunschbild ist Einstellungssache.

Seltsam. Dieselben Bildeinstellungen, die beim Elektronikhändler noch begeistern, bereiten daheim Kopfzerbrechen. Florian Friedrich vom Heimkino-Magazin „Audiovision“ kennt das Problem: „Im Laden sind die Geräte auf möglichst helle, scharfe, kontrastreiche und bunte Bilder getrimmt. Wie in der Werbung generiert das Aufmerksamkeit und kurbelt den Verkauf an.“

Für das private Heimkino gelten jedoch andere Voraussetzungen. Denn Filme und Fernsehsendungen werden mit ganz anderen Einstellungen produziert. Friedrich rät deshalb zu einer neutralen Bildeinstellung im Menü des Flachbildfernsehers, um sehen zu können, was die Produzenten im Sinn hatten. Meistens seien Voreinstellungen wie „Kino“, „Hollywood“ oder „THX“ die beste Ausgangsbasis.

Präzisere Ergebnisse lassen sich mit Testbildern erzielen, die kostenlos im Internet heruntergeladen werden können. Per DVD oder USB-Stick landen diese auf dem TV-Bildschirm und gestatten es anhand verschiedener Sequenzen, Parameter wie Farbtemperatur, Farben sowie Helligkeit und Kontrast zu kalibrieren. Die Stiftung Warentest weist darauf hin, dass das Bild rotstichig wird, wenn die Farbtemperatur zu warm eingestellt wurde, und blaustichig bei zu kalter Temperatur.

Auch in dunklen und hellen Bildflächen sollten Details nicht untergehen. „Regeln Sie erst die Helligkeit, dann den Kontrast“, heißt es bei der Stiftung Warentest. „Richtig eingestellt sind Unterschiede zwischen verschiedenen Graustufen sichtbar.“ Helle Bereiche sollten nicht anfangen zu strahlen. Beim Farb-Setup sollte man darauf achten, dass verschiedene Abstufungen einer Farbe erkennbar sind. Sind die Farben zu knallig, muss die Farbsättigung heruntergeschraubt werden.

Die Schärfe sollte weder zu hoch noch zu niedrig eingestellt sein, sonst wirken entweder die Übergänge unnatürlich oder das gesamte Bild erscheint flau. Eine gute Orientierung bilden die äußeren Konturen, etwa an den Armen. Hier dürfen keine Zacken oder Schatten entstehen. Wird am Fernseher der Lichtsensor aktiviert, so passt sich der Bildeindruck der Umgebungshelligkeit an. Diese Funktion kann man einfach mal ausprobieren. Wird das Bild etwa zu blass, dann arbeitet der Lichtsensor ungenau und sollte wieder deaktiviert werden.

Da eine Bildeinstellung meist nur für den aktuell genutzten Signalweg gilt, muss das Justieren für alle HDMI-Eingänge sowie für den Satelliten-, DVB-T- oder Kabelempfang separat vorgenommen werden. Nur so lässt sich dauerhaft festlegen, dass etwa DVD-Filme fürs Kino-Feeling mit etwas dunkleren Bildern ausgegeben werden als Fernsehsender vom Kabelnetzbetreiber. Für hundertprozentig korrekte Farbeinstellungen ist das menschliche Auge nicht genau genug. Dazu sind Kalibriersysteme nötig, die ab rund 200 Euro zu haben sind.

Fast alle neuen Flat-TVs sind mittlerweile vollgestopft mit digitalen Bildverbesserern. Stefan Porteck von der Zeitschrift „c't“ rät, zunächst einmal alles abzustellen, was sich nach Marketing anhört, also etwa „Clear-Motion“ oder „Dynamic Black“. Anschließend könne man die Optionen testweise einzeln aktivieren und dabei beobachten, ob sie das Bild wirklich verbessern.

Florian Friedrich glaubt, dass Bildverbesserer generell nur dann erforderlich sind, wenn die Bildquelle Defizite hat. Bei der Zuspielung von Blu-ray könne man getrost alle Optionen ausschalten. „Sinnvoll sind je nach Geschmack Optionen zur Kontraststeigerung in hellen und dunklen Szenen und eine Zwischenbildberechnung für alle, denen das kinoübliche Filmruckeln zuwider ist.“ Bislang gebe es aber noch keine Bildverbesserungsschaltungen, die nicht auch Nachteile mit sich brächten, sagt Friedrich. Er nennt den Rauschfilter als Beispiel: Sei dieser zu hoch eingestellt, trete möglicherweise bei schnellen Bewegungsabläufen ein Nachziehen des Bildes auf.

Und wer dreidimensionale Filme auf dem Fernseher schaut, müsse bedenken, dass 3D Flimmern verursachen kann oder mitunter nur die halbe Zeilenauflösung bietet, sagt Friedrich. Noch einen Tipp hat der Experte zum idealen Aufstellort: Wichtig sei, dass die Helligkeit im Raum den Fernseher nicht überstrahlt und dass die Beleuchtung nicht zu Reflexionen führt.