Fotoplattform EyeEm tritt gegen Instagram und Co. an
Berlin (dpa) - Mobile Fotografie als Geschäftsmodell - das Berliner Start-Up EyeEm will mit Handy-Fotos Geld verdienen lassen. Die Community wächst rasant. Könnte so der Fotomarkt der Zukunft aussehen?
Berlin (dpa) - Mobile Fotografie als Geschäftsmodell - das Berliner Start-Up EyeEm will mit Handy-Fotos Geld verdienen lassen. Die Community wächst rasant. Könnte so der Fotomarkt der Zukunft aussehen?
Es begann alles mit einer gestohlenen Kamera. Florian Meissner arbeitete als Fotograf in New York, als ihm in der U-Bahn seine Fotoausrüstung geklaut wurde. Er fing an, mit einem geliehenem iPhone zu fotografieren und tauchte in das wachsende Netzwerk der Handy-Fotografen ein. Das war der Auslöser für die Foto-Plattform EyeEm.
Die Foto-Community wurde 2011 gegründet und im selben Jahr erschien die Smartphone-App. Ende 2013 knackte das Berliner Start-Up die Marke von 10 Millionen Downloads weltweit. Gemessen am Foto-Netzwerk Instagram mit rund 200 Millionen Nutzern ist das noch nicht viel. Allerdings kommen aktuell jeden Monat fast eine Millionen Downloads hinzu. Die Nutzer stammen aus über 150 verschiedenen Ländern, die meisten von ihnen aus den USA.
Im April diesen Jahres wechselte Flickr-Produktchef Markus Spiering vom Yahoo-Fotodienst zu EyeEm. Mit seiner Erfahrung und Kontakten in Nordamerika soll Spiering neben der Produktentwicklung vor allem das Geschäft in den USA vorantreiben. Niederlassungen in San Francisco und New York sind geplant. Aus den vier Gründern Florian Meissner, Lorenz Aschoff, Ramzi Rizk und Gen Sadakane ist mittlerweile eine bunte Truppe mit fast 40 Beschäftigten in Berlin geworden.
Die EyeEm-Macher sehen sich selbst nicht als Instagram-Konkurrenten. Dort stehe das „Soziale Netzwerk im Mittelpunkt“, meint EyeEm-Sprecher Sven Ole Schubert. Bei EyeEm sei dies anders: „Die Leute definieren sich über ihre Fotos, nicht über den Freundeskreis“.
Dennoch gibt es einige Parallelen. Beide Fotodienste bieten eine Community mit der Möglichkeit, anderen Nutzern zu „folgen“ und deren Bilder zu „liken“. Auch verschiedene Fotofilter sind bei beiden zu finden. Im Gegensatz zu Instagram arbeitet EyeEm allerdings mit individuellen Bildformaten, statt sich auf das Retro-Quadrat zu beschränken.
Auch Hashtags gibt es bei dem Berliner Start-up nicht, die Fotos werden beim Hochladen nach Metadaten, Geotags und Ordnern abgelegt. Zeit, Ort und Event spielen eine wichtige Rolle bei der Archivierung. Bilder können so einfacher gefunden und für den Betrachter in verschiedenen Kategorien dargestellt werden. EyeEm-Nutzer haben die Möglichkeit, sich über die „Entdecken-Seite“ Fotos aus deren Umgebung oder zu relevanten Themen anzeigen zu lassen. Darüber können leicht andere Fotografen und Orte entdeckt werden.
Das Unternehmen arbeitet aktuell an verbesserten Suchmöglichkeiten, um mehr Fotos in der „Bilderflut“ auffindbar zu machen, sagte Mitgründer Sadakane. So könne man zum Beispiel gezielt nach einem Bild von zwei Frauen und einem Mann aufgenommen am Nachmittag am Strand von Copacabana suchen. Mit dem EyeEm Market will das Unternehmen zukünftig professionellen Bildkäufern Material von Fotografen aus aller Welt bereitstellen. Das ganze läuft über eine Kooperation mit Getty Images. Die Fotografen sollen dabei selbst entscheiden können, welche ihrer Bilder angeboten werden und behalten das Copyright an den Fotos. Außerdem sollen sie zu 50 Prozent an den Einnahmen beteiligt werden, sagte Schubert.
EyeEm spielt auf einem heiß umkämpften Feld. Es gibt Schaukasten-Plattformen für hochwertige Fotos wie Flickr und 500px, beim Einzelbildverkauf wetteifern viele Anbieter wie Shutterstock oder iStockphoto. Und im März gab der Fotoarchiv-Riese Getty Images Bloggern die Möglichkeit, Millionen seiner Bilder kostenlos in ihre Seiten einzubinden.
Bisher versorgte EyeEm mehrere Magazine und Werbekunden mit Bildern. Über sogenannte „Missionen“ können Kunden ein spezielles Thema vorgeben, zu dem die Nutzer dann passende Bilder hochladen. Lufthansa, Nike und das „Vice“-Magazin haben sich darüber Bildmaterial für Kampagnen besorgt. Geld verdienten die Fotografen dabei nicht, jedoch werden die besten Bilder meist mit kleinen Preisen belohnt.