Funktionalität und Nutzerzahl: Was bei Messenger-Apps zählt
München (dpa/tmn) - Früher gab es zum Texten mit dem Mobiltelefon nur einen Messenger. Er hieß SMS. Der Dino unter den Kurznachrichtendiensten lebt noch immer. Doch die Artenvielfalt hat stark zugenommen.
Drei Aspekte sind für die Attraktivität eines Messengers entscheidend, sagt Nick Kriegeskotte vom IT-Verband Bitkom: „Die Verbreitung unter den eigenen Kontakten, Funktionen, die einem persönlich wichtig sind, etwa Bilderaustausch oder Telefonie. Und gegebenenfalls auch Verschlüsselung.“ Ein Marktüberblick:
Funktionen: Längst ist mehr möglich als nur Textnachrichten. Gruppenchats, Fotos, Videos, Dateiversand, Telefonie. „Die Grundfunktionen bieten eigentlich alle Dienste“, sagt Fabian Vogler von der Zeitschrift „Chip“. Es gibt aber einige Unterschiede, auf die Nutzer achten sollten.
Beispiel Telefonie: Whatsapp oder Signal ermöglichen nur Anrufe innerhalb der App. Google Hangouts etwa erlaubt Anrufe per VoIP ins Fest- oder Mobilnetz. Dafür können Extra-Gebühren anfallen.
Beispiel Flexibilität: Meistens werden die Messenger mit dem Smartphone genutzt. Aber was ist, wenn man mal vom Tablet oder vom Computer aus schreiben will? Whatsapp etwa bietet mit Whatsapp-Web eine Browser-Anwendung. Die funktioniert aber nur dann, wenn das Mobilgerät mit Internetverbindung in der Nähe ist. Einige Messenger lösen das besser - auch weil sie nicht an eine Rufnummer gebunden sind. Unter anderem mit Hangouts und dem Facebook Messenger geht das Chatten über andere Geräte problemlos, sagt Vogler.
Beispiel Gruppenchats: Wie groß soll die Gruppe sein? Whatsapp erlaubt maximal 256 Mitglieder, Threema 50 Teilnehmer, Hangouts 100.
Datenschutz: SMS und Telefonanrufe sind durch das Telekommunikationsgesetz recht gut geschützt. Über Messenger versandte Nachrichten nicht unbedingt, sagt Kriegeskotte. Wie die Messenger mit Verbindungsdaten und Chatinhalten umgehen, ist sehr unterschiedlich und steht in den Geschäftsbedingungen (AGB), sagt Fabian Vogler. Whatsapp gilt als intransparent, erklärt er. Auch Hangouts und Facebook-Messenger hätten Schwächen. Andere werben mit gutem Datenschutz. Dazu zählen Threema oder Signal, bei denen die Anbieter keinen Zugriff auf Gesprächsinhalte oder Teilnehmerdaten haben. Über den Messenger Snapchat verschickte Daten verschwinden nach dem Lesen und werden nach spätestens 30 Tagen gelöscht.
Nutzer: Meist führen gar nicht die Funktionen zum Erfolg eines Messengers. Whatsapp etwa dominiert den Markt, obwohl es viele andere Dienste mit besseren Features gibt. Was zählt, ist Erreichbarkeit. Am Ende siegt das Programm, das die meisten Nutzer hat. Schließlich möchte man seine Kontakte ja auch erreichen können.
Genaue Nutzerzahlen der einzelnen Messenger sind nicht bekannt. Eine Umfrage des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet belegt zumindest die Dominanz von Whatsapp. Rund 69 Prozent der Befragten nutzen demnach den Messenger hauptsächlich.
Dahinter folgen Snapchat (5,8 Prozent), Threema (4,7 Prozent) oder Telegram (3,6 Prozent). Hangouts von Google und der Facebook-Messenger wurden nicht abgefragt. Dabei sind das wohl noch jene beiden, die Whatsapp bei den Nutzerzahlen am nächsten kommen. Deutschlandweit nutzen immerhin rund 30 Millionen Menschen Facebook, Google Hangouts hat weltweit rund 500 Millionen Nutzer.
Wer die großen Namen auf dem Markt nicht nutzen will, sondern vielleicht mehr Wert auf Privatsphäre oder verschwindende Bilder und Fotofilter legt, muss häufig erst einmal im Freundeskreis missionieren. „Idealerweise versucht man, eine Gruppe auf einmal zu überzeugen“, sagt Vogler, „und argumentiert dabei mit spezifischen Funktionen des Messengers.“ Punktet er mit mehr Sicherheit, größeren Dateien zum Versenden oder anderen Alleinstellungsmerkmalen? Es ist alles eine Frage der Nutzer-Bedürfnisse. „Den einen perfekten Messenger für alle, den gibt es noch nicht.“
Gezwungenermaßen muss aber niemand einen Messenger nutzen. Es bleibt als Alternative die SMS. Sie ist unabhängig von Apps und besticht mit einem hohen Standardisierungslevel, sagt Nick Kriegeskotte. „Man braucht nur die Rufnummer des anderen, schon kann man ihm texten.“