Google greift Rivalen mit Android-„Eiswaffel“ an

Hongkong (dpa) - Donut, Lebkuchen und die Eiswaffel: Google benennt die Versionen seines Betriebssystems Android nach Süßigkeiten. Die jüngste Ausgabe soll Smartphones und Tablet-Computer hübscher aussehen lassen.

Eine neue Sicherheitsfunktion setzt auf Gesichtserkennung.

Ein aufpoliertes Betriebssystem, neue Spitzen-Smartphones: Google und seine Partner heizen den Wettbewerb mit Apples iPhone weiter an. Am Mittwoch (19. Oktober) stellte der Internetkonzern Version 4.0 seiner Android-Software vor - Beiname: „Ice Cream Sandwich“ („Eiswaffel“). Man habe alle bei Google verfügbaren Innovationen zusammengepackt, sagte Android-Chef Andy Rubin bei der Präsentation in Hongkong. Mit dem Galaxy Nexus zeigte Samsung das erste Gerät, das die neue Software an Bord hat.

Google hat in Android 4.0 die Benutzeroberfläche gründlich überarbeitet - sie sei „viel polierter“, sagte Google-Manager Hugo Barra, der bei der Android-Enwicklung eine wichtige Rolle einnimmt. Damit habe man auf die Bedürfnisse der Nutzer reagiert: „Sie mögen und nutzen Android, aber sie lieben es nicht unbedingt“, sagte er. Man wolle nun eine „stärkere emotionale Verbindung“ herstellen.

Das System integriert zudem einige neue Funktionen. Nutzer von Smartphones mit Nahfunktechnik (NFC) sollen sehr einfach Dateien austauschen können. Die Sicherheitsfunktion „Face Unlock“ prüft mithilfe der Kamera, ob das Gerät tatsächlich von seinem Besitzer gehalten wird. Die Live-Demonstration auf der Bühne funktionierte allerdings nicht reibungslos. Überdies verbessert Version 4.0 den Umgang mit diversen Google-Diensten.

Eine der wichtigsten Neuerungen ist nicht an der Oberfläche zu sehen: Google führt die bislang separaten Systeme für Smartphones und Tablet-Computer wieder zusammen. Entwickler von Programmen (Apps) müssen ihre Software somit nicht mehr für beide Gerätegattungen gesondert anpassen. Auch die Hardware-Hersteller können sich auf eine Software-Version konzentrieren.

Davon profitiere der Nutzer, erklärte Barra der Nachrichtenagentur dpa: „Es gibt eine größere Auswahl von Geräten mit dem gleichen Oberfläche, dem gleichen 'look and feel'. Außerdem gibt es mehr Apps, die auf den verschiedenen Geräten funktionieren.“

Die neue Variante des Google-Betriebssystems wurde zusammen mit dem aktuellsten Samsung-Smartphone Galaxy Nexus präsentiert, das sie als erstes bekommen soll. Es hat einen großen Bildschirm mit einer Bildschirmdiagonalen von 4,65 Zoll (11,8 cm) sowie einen schnellen Doppelkern-Prozessor. Android 4.0 sei speziell auf die hohe Bildschirm-Auflösung des Galaxy Nexus von 1280 mal 720 Bildpunkten zugeschnitten worden, hieß es.

Bereits am Dienstagabend schickte der US-Konzern Motorola sein neues Spitzen-Smartphone mit Android ins Rennen und ließ dafür auch den bewährten Markennamen Razr aufleben. Das Droid Razr hat einen Doppelkern-Prozessor und verbindet sich über den schnellen Mobilfunk-Standard LTE mit dem Internet. Es läuft allerdings nicht mit „Eiswaffel“-Android, sondern der Vorgängerversion. Unter dem Namen Razr hatte Motorola vor einigen Jahren mit großem Erfolg Klapphandys verkauft.

Der lukrative Smartphone-Markt ist hart umkämpft. Die Hersteller von Android-Geräten konkurrieren mit Apple, dem Blackberry-Anbieter RIM, Microsoft - und auch untereinander. Apple beherrschte in den vergangenen Tagen die Schlagzeilen in der Technikwelt mit dem hervorragenden Start seines neuen iPhone 4S. Mit ihm kamen neue Funktionen wie der „persönliche Assistent“ Siri, mit dem sich der Nutzer unterhalten kann.

Der Smartphone-Markt wird inzwischen von Android beherrscht, das mehrere Hersteller auf ihren Geräten installieren. Wettbewerber wie Apple und Microsoft greifen die Partner der Plattform aber mit Patentklagen an. Bei den Tablet-Computern dominiert Apple nach wie vor mit seinem iPad.