Handy und Surfstick - Angriff aufs Festnetz

München (dpa/tmn) - Nicht nur mobiles Telefonieren, sondern auch das Surfen per Handy und Notebook hat sich inzwischen etabliert - nicht zuletzt wegen gesunkener Preise. Doch können mobile Flatrates im Alltag bestehen, sogar Festnetz und DSL ersetzen?

München (dpa/tmn) - Nicht nur mobiles Telefonieren, sondern auch das Surfen per Handy und Notebook hat sich inzwischen etabliert - nicht zuletzt wegen gesunkener Preise. Doch können mobile Flatrates im Alltag bestehen, sogar Festnetz und DSL ersetzen?

Im Zug mit dem Notebook surfen und im Café mit dem Handy chatten: Internet-Sticks, mobile Rechner mit integriertem UMTS-Modem und Smartphones machen es möglich. Das Internet für mobile Endgeräte wird nicht nur schneller, sondern auch immer günstiger. Echte Flatrates ohne Volumenbegrenzung oder Drosselung der Geschwindigkeit gibt es aber noch nicht. Flatrates bei der Mobiltelefonie sind dagegen weniger limitiert, schließen aber meist nur Festnetzverbindungen und Gespräche ins eigene Mobilfunknetz ein - das ist aber auch bei den Festnetz-Flatrates nicht anders.

Zumindest aus dem Festnetz ist ein Anruf in ein Mobilfunknetz fast immer teurer als ein Anruf ins Festnetz. Schon die Befürchtung, aus diesem Grunde vielleicht nicht mehr so oft angerufen zu werden, wird viele davon abhalten, ihren Festnetzanschluss aufzugeben. Deshalb haben einige Provider Flatrate-Tarife im Programm, bei denen der Kunde neben der Mobil- eine zusätzliche Festnetznummer erhält, über die sein Handy in einer Heimzone zum Ortstarif erreichbar ist.

Eine Sprach-Flatrate fürs Handy als Ersatz für den Festnetz-Anschluss lohne sich eher in städtischen als in ländlichen Gebieten, sagt Andreas Hentschel vom Computerportal „Chip-Online“. Teils sei das Mobilfunknetz etwa auf dem Land nur mäßig ausgebaut, so dass es zu Empfangsproblemen kommen kann. Vor einem Vertragsabschluss sollte man deshalb die Netzverfügbarkeit und -qualität für die Heimat-Adresse auf der Seite des Mobilfunkanbieters überprüfen.

„Dank attraktiver Endgeräte, günstiger Preise und schneller Übertragungsgeschwindigkeiten“ habe sich mobiles Internet inzwischen etabliert, sagt Burkhard Leimbrock, Vizepräsident des Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW). Das gelte besonders für die sogenannten Datenflatrates. Mittlerweile seien mobile Surfer mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 3,6 Megabit pro Sekunde (MBit/s) im Internet unterwegs - zumindest theoretisch. Denn die volle Geschwindigkeit ist kaum erreichbar, weil sich alle Nutzer in einer Funkzelle die zur Verfügung stehende Bandbreite teilen müssen.

Das gilt auch für die maximal zur Verfügung stehende UMTS/HSDPA-Bandbreite von 7,2 MBit/s. Das schnellere LTE-Netz geht gerade erst an den Start. Bei den Angaben der Anbieter handele es sich stets um Maximalwerte, erklärt Raphaela Möhl vom Telekommunikationsportal Teltarif. „Tatsächlich kann die Übertragungsrate nicht flächendeckend erreicht werden und variiert von Region zu Region.“

Vor dem Abschluss eines Vertrags rät Möhl Verbrauchern, die Netzqualität erst einmal zu testen - am besten zu Hause und an Orten, wo das mobile Internet noch häufig genutzt werden und vielleicht sogar DSL ersetzen soll. Dazu könne man sich einfach eine SIM-Karte von Bekannten leihen. Ist das nicht möglich, empfehle es sich, zum Testen eine Prepaid-SIM-Karte zu kaufen, die im Wunschnetz funkt.

Im Vergleich zum Internet über DSL oder Kabel sind beim mobilen Surfen die hohen Latenzzeiten ein Ärgernis. Als Latenz wird die Zeit bezeichnet, die vergeht, bis nach dem Klick auf einen Link oder nach einer Adresseingabe der Seitenaufbau beginnt. Für LTE versprechen die Netzbetreiber kürzere Latenzzeiten.

Wer darüber nachdenkt, sich ganz vom kabelgebundenen Internet zu verabschieden, sollte bedenken, dass mobile Datenflatrates noch kein Surfen ohne Grenzen bieten. Denn irgendwann wird die Geschwindigkeit von UMTS- auf langsames GPRS-Tempo gedrosselt - je nach Tarif spätestens nach wenigen hundert Megabyte oder einigen Gigabyte übertragenen Daten im Monat.

Mit reinem Surfen kommt ein durchschnittlicher Nutzer sicher nicht auf mehr als fünf Gigabyte Daten im Monat, wahrscheinlich noch nicht einmal auf die Hälfte. Volumengrenzen sind aber schnell erreicht, wenn viele Videos oder Musik gestreamt werden. Bei einer Doppelflatrate für Internet und Festnetztelefonie, die zwischen 20 und 30 Euro im Monat kostet, kann das so schnell nicht passieren. „Wer ständig große Videodateien, gar in HD-Qualität und oder 3D, verschickt oder sich anschaut, wird weiterhin eher das Festnetz-Internet nutzen“, sagt Marc Thylmann vom IT-Branchenverband Bitkom. Nur zwölf Prozent der deutschen Haushalte hätten kein Festnetz mehr.