IT-Branche will von NSA-Affäre profitieren
Karlsruhe (dpa) - Die Internet-Branche in Deutschland will den NSA-Skandal als Rückenwind für eigene Geschäfte nutzen. „Die NSA-Affäre kann sich zu einem deutschen und europäischen Konjunkturprogramm entwickeln“.
Das sagte der Geschäftsführer des Firmennetzwerks Cyberforum, David Hermanns, in Karlsruhe. Möglich werde dies, wenn Europa mit gemeinsamen Standards für Vertrauen in IT-Technik sorge und so im Markt als Gegengewicht zu den USA auftrete.
„Immer mehr Unternehmen im Mittelstand greifen auf deutsche Lösungen zurück“, sagte Hermanns. Die Branche entwickle konkrete Methoden, wie man sich vor Überwachung schützen könne. Dies werde zunehmend zu einem wichtigen Verkaufsargument, um Bedenken auszuräumen. Das Cyberforum vertritt mehr als 1000 Mitglieder der IT-Branche in Baden-Württemberg.
Allerdings habe die NSA-Überwachungsaffäre um die Datensammlung von Geheimdiensten in den USA und Großbritannien die Nutzer von Cloud-Diensten erheblich verunsichert, sagte der Vorstandssprecher des Verbands Eurocloud, Bernd Becker. Bei Cloud-Diensten werden Daten in Rechenzentren gespeichert und über das Internet abgerufen.
„Wir erleben, dass der Cloud nach wie vor erhebliche Bedenken entgegengebracht werden“, sagte Becker. Insbesondere beim Bezug von Software-Diensten („Software as a service“) seien Unternehmen in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern noch zurückhaltend. Dem Verband Eurocloud gehören rund 130 Mitgliedsfirmen in Deutschland an.
Die Branchenvertreter stellten am Dienstag die Fachmesse Cloudzone vor, auf der 50 Aussteller vom 4. bis 6. Februar in Karlsruhe aktuelle Trends im Cloud Computing präsentieren. Die Veranstaltung findet parallel zur Bildungsmesse Learntec statt. Zu beiden Veranstaltungen erwartet die Karlsruher Messe-Geschäftsführerin Briutta Wirtz rund 7000 Besucher.