Jawbone will Fitness-Bänder mit anderen Systemen vernetzen

München (dpa) - Der Fitness-Armband-Spezialist Jawbone will seine Geräte mit anderen vernetzten technischen Systemen verbinden. Das Netzwerk soll mit aktuellen Körperdaten der Nutzer gefüttert werden.

„Eine Heizung sollte wissen, ob Ihnen warm oder kalt ist. Ein Auto sollte wissen, ob sie müde oder fit sind“, erklärte Mitgründer und Chef Hosain Rahman am Dienstag auf der Innovationskonferenz DLD in München.

Deshalb liege die Zukunft aus Sicht von Jawbone darin, dass die intelligenten Gegenstände auf Daten zum Wohlbefinden der Nutzer reagieren. „Wir werden unser Armband Up mit Ihrem Musiksystem verbinden“, kündigte Rahman an.

Das könnte zum Beispiel helfen, dass die Menschen sich mehr bewegen, wenn sie an einem Tag noch nicht so viele Schritte gemacht haben. Und genauso könne die Temperatur einer Heizung in der Nacht an den Schlafrhythmus angepasst werden.

Die Up-Armbänder von Jawbone registrieren unter anderem die Zahl der Schritte und Informationen über den Schlaf der Nutzer. Das seien eine Menge an personalisierten Daten, betonte Rahman. Darunter seien allein Informationen über insgesamt 160 000 Jahre Schlaf. Daraus könne man Empfehlungen für das richtige Gewicht ableiten, aber auch zu Sendungen, die man sich lieber nicht vor dem Schlafengehen ansehen sollte.

Auf ähnliche Weise könnte zum Beispiel ein Bewertungsportal wie Yelp einem Nutzer ein eher leichteres Mittagessen empfehlen, wenn er sich an einem Tag noch nicht viel bewegt hat. Yelp-Gründer Jeremy Stoppelman zeigte sich in München jedoch skeptisch, ob eine solche Funktion in absehbarer Zukunft umsetzbar sein wird.

Firmen wie Jawbone, Fitbit oder der Sportartikel-Hersteller Nike waren Vorreiter bei Fitness-Armbändern. Inzwischen drängen immer mehr Anbieter in den Markt. Allein bei der Elektronik-Messe CES stellten die Elektronik-Riesen Sony und LG eigene Geräte vor. Es wird auch spekuliert, dass Apple mit einer iWatch-Computeruhr ebenfalls massiv auf die Messung von Fitness-Daten setzen könnte. Auch Samsungs Datenuhr Galaxy Gear hat die Funktionalität eingebaut.

Die Vernetzung aller möglichen Technik im „Internet der Dinge“ ist derzeit einer der heißesten Trends der Technologie-Branche. Der Netzwerk-Ausrüster Ericsson etwa rechnet mit 50 Milliarden verbundenen Geräten zum Jahr 2020.

Zugleich werden auch Risiken deutlich. Die IT-Sicherheitsfirma Proofpoint entdeckte jüngst ein weltweite Attacke, bei der 750 000 Spam-Mails mit Hilfe gehackter Hausgeräte wie Fernseher oder Multimedia-Anlagen verschickt wurden. Auch mindestens ein Kühlschrank sei dabeigewesen, hieß es wie in einem Kriminalbericht über ungewöhnliche Verdächtige. Proofpoint schlägt Alarm: Da in den kommenden Jahren ein explosives Anwachsen der Zahl vernetzter Hausgeräte erwartet wird, habe dies sehr ernste Auswirkungen für die Besitzer und mögliche Angriffsziele.

„Alles, was vernetzt ist, kann gehackt werden“, betonte bei der DLD Rod Beckstrom, ein früherer Chef der Internet-Verwaltung ICANN, der heute für Samsung arbeitet. „Und alles wird in Zukunft vernetzt sein - also ist alles angreifbar.“ Das Internet sei seinerzeit nicht mit einem Augenmerk auf Sicherheit, sondern für den freien Fluss von Informationen konzipiert worden.