Konferenz Google I/O: Große Parade der Internet-Supermacht

San Francisco (dpa) - Computer-Uhren, Datenbrillen, Heimvernetzung und die meistverkaufte Smartphone-Plattform der Welt.

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Bei seiner Entwicklerkonferenz Google I/O kann der Internet-Gigant in diesem Jahr seine ganze Spannbreite demonstrieren. Bei dem Treffen von über 5000 Software-Entwicklern am Mittwoch und Donnerstag dürfte unter anderem das Betriebssystem Android Wear für Uhren und andere kleine Geräte im Mittelpunkt stehen.

Vielleicht gibt es auch ein Update des Android-Systems für Smartphones und Software für Gesundheitsdaten. Doch hinter den neuen Funktionen kann man Antworten auf größere Frage suchen: Was ist Google heute? Und was will der Konzern sein?

Bereits kurz vor Beginn der Konferenz umriss Google seine Vision für das vernetzte Zuhause. Thermostate und Rauchmelder der zugekauften Firma Nest bekommen Schnittstellen.

So bietet Mercedes an, dass Autos automatisch die Ankunftszeit an die Nest-Systeme übermitteln, damit die vernetzte Heizung zu Hause bei Bedarf vorsorglich aktiv wird. Lampen der Firma LIFX blinken bei Rauchalarm. Daten würden nur mit Zustimmung der Nutzer geteilt, heißt es.

Die jährliche Google I/O ist ein Fixpunkt im Google-Universum. „I/O“ steht für „Input/Output“, und damit meint Google nicht nur einen Fachterminus aus der Informatik, sondern die Kommunikation mit der Community. Hier werden Software-Neuerungen vorgestellt. Hier umgarnt der Konzern die App-Entwickler, die eine Smartphone-Plattform erst attraktiv für Nutzer machen. Hier werden Zukunftspläne sichtbar.

Bei der vergangenen Auflage im Mai 2013 stellte sich Google-Chef Larry Page ausgiebig Fragen aus dem Publikum und versuchte sich auch an grundsätzlichen Statements. Er rief auf, nicht in allem einen Konkurrenzkampf zu sehen, sondern an Innovationen für eine bessere Welt zu arbeiten. Er sorgte aber auch für Verstimmung mit dem Vorschlag unregulierter Freiräume für Forschung - viele „aufregende Sachen“ könne man derzeit nicht ausprobieren, weil sie illegal seien.

Seitdem hat sich Google immer weiter ausgebreitet. Der Konzern präsentierte inzwischen den Prototypen seines eigenen selbstfahrenden Autos. Gekauft wurden ein Drohnen-Entwickler und ein Hersteller von Satelliten, die sehr detailreiche Aufnahmen der Erdoberfläche machen können. Und Nest, für 3,2 Milliarden Dollar geschluckt, greift nun als Google-Tochter nach dem Überwachungskamera-Anbieter Dropcam.

Im Silicon Valley will Google ein Schrittmachter der Innovation sein. Wie kaum ein anderes Tech-Unternehmen steht der Konzern aber auch in der Kritik. Für manche Politiker, Publizisten und Datenschützer konzentriert sich zu viel Wissen über einzelne Menschen unter einem Konzerndach.

Zumal das unternehmen die Nutzer aufruft, ständig in Google-Systeme eingeloggt zu sein, damit die Daten zum Komfort der Anwender miteinander verknüpft werden können. Europäische Verleger und andere Rivalen im Kampf um die Online-Werbeumsätze werfen Google vor, der Konzern nutze seine Marktposition aus und bevorzuge unfair seine eigenen Angebote. Die öffentliche Wahrnehmung des Konzerns, der einst „tue nichts böses“ als Grundsatz formulierte, scheint lädiert.

Trotz aller neuen Aktivitäten spielen Daten nach wie vor die Schlüsselrolle für Google: Der Konzern verdient sein Geld immer noch vor allem mit Anzeigen im Umfeld der Internet-Suche. Mit anderen Worten: Die Pläne für selbstfahrende Autos, Ballons für Online-Zugang aus der Luft oder den vernetzten Haushalt werden von den Leuten finanziert, die auf Anzeigen bei Google klicken. Zugleich macht gerade das Auto-Projekt deutlich, dass Google nicht einfach nur Daten sammeln, sondern ein neues Mobilitäts-Konzept etablieren will.

Bei den großen Veränderungsplänen steht Google aber nicht alleine da. Der große Rivale Apple präsentierte vor drei Wochen bei seiner Entwicklerkonferenz WWDC nicht nur neue Software für iPhone, iPad und Mac-Computer - sondern letztlich auch eine neue Version des Konzerns, der im dritten Jahr nach dem Tod des charismatischen Gründers Steve Jobs seine Stimme wiedergefunden hat.

Apple und Google haben derzeit mehrere ähnliche Themen auf dem Zettel. So wird zur Entwicklerkonferenz die Plattform Google Fit erwartet, über die man Fitness- und Gesundheitsdaten sammeln kann. Der iPhone-Konzern kündigte für Herbst seinen Dienst HealthKit an und ebenfalls eine Plattform für vernetzte Hausgeräte. Zudem häufen sich die Hinweise auf eine Computeruhr von Apple zum Weihnachtsgeschäft.

Neben Android Wear könnte es bei der Google I/O auch eine neue Version des „großen“ Android-Systems für Smartphones und Tablets geben. Erwartet werden unter anderem mehr Funktionen für Unternehmen, die Unterstützung von Chips mit 64-Bit-Technologie und eine modernisierte App-Umgebung.

Android hält sich beim Smartphone-Absatz bei einem Marktanteil von 80 Prozent und das gibt Google zumindest theoretisch einen Vorteil, wenn es um die Vermarktung zusätzlicher Geräte geht. Allerdings ist die Datenbrille Google Glass zwei Jahre nach der großen Vorstellung eines Prototypen bei der I/O 2012 trotzdem noch nicht in den breiten Verkauf gekommen.