Liebessuche im Netz: Zwischen Beziehung und Bettgeschichte
Berlin (dpa) - An diesem Valentinstag feiern Pärchen ihre Liebe - für einige begann die im Internet. Denn immer mehr Menschen suchen ihre Partner im Netz. Neuerdings machen Apps Amor zusätzlich Beine.
Doch findet man mit dem Smartphone wirklich die große Liebe?
Die einen suchen die ganz große Liebe, die anderen nur ein schnelles Abenteuer - immer mehr Menschen halten im Internet nach Partnern Ausschau. Neue Flirt-Apps machen das digitale Liebeswerben auch „to go“ möglich. Dennoch halten sich einige Vorurteile: Etwa dass Menschen online ihren Partner suchen, weil sie im echten Leben beim Dating leer ausgehen. Und überhaupt: Wo bleibt beim Flirten auf dem Smartphone die Romantik?
Autor Eric Hegmann sieht das anders. „Es wäre schrecklich, wenn die Liebe nicht einen Weg ins Digitale gefunden hätte und wir auf sie verzichten würden“, sagt Hegmann. Hegmann berät Singles auf der Dating-Webseite Parship und ist somit von Berufs wegen ein Verfechter von Online-Dating. Doch Umfragen bestätigen seinen Eindruck. Jeder sechste Internetnutzer hat schon in Online-Singlebörsen oder per Dating-App nach Partnern gesucht, ergab eine repräsentativen Umfrage des IT-Verbands Bitkom im vergangenen Oktober. Das entspreche rund neun Millionen Deutschen.
Längst tummeln sich liebeshungrige Nutzer nicht mehr nur auf den zum Teil kostenpflichtigen Dating-Plattformen wie Parship oder E-Darling. Auf der Suche nach der großen Liebe greifen einige zum Flirten einfach in die Hosentasche zum Smartphone. Möglich machen das Apps wie Tinder. Tinder zeigt Fotos anderer Mitglieder an. Die Nutzer entscheiden mit einem Fingerwisch auf dem Bildschirm, auf wen sie neugierig sind - ein Wisch nach rechts für Gefallen, nach links für Ablehnen. Zwar gaben in der Bitkom-Umfrage nur zwei Prozent der Internetnutzer an, Dating-Apps wie Tinder oder Lovoo zu nutzen. Doch der IT-Verband rechnet mit einem Wachstum. Nach eigenen Angaben von Ende Januar hat Tinder mittlerweile zwei Millionen Nutzer in Deutschland.
„Man muss nicht erst mit hochrotem Kopf vor einem Mädchen in der Bar stehen und vor Aufregung stottern“, erzählt ein 27-jähriger Nutzer der mobilen Dating-Börse. „Beim Online-Dating haben viele diese Hemmschwelle nicht, jemanden anzusprechen.“ Das Netzwerk hat den Ruf, vor allem unverbindliche Flirts zu bieten. „Alles ist erstmal ziemlich oberflächlich. In vielen Fällen geht es spätestens nach dem zweiten Treffen nach Hause“, berichtet er.
„Online-Dating ist hochgradig effizient“, sagt auch Soziologe Andreas Schmitz. „Das heißt, Sie können sehr schnell sehr viele Partner treffen.“ Schmitz forscht an der Universität Bonn zum Thema Partnermärkte im Internet. Die Portale können eine Starthilfe sein, aber auch eine Bremse, sagt er. Denn die Werbestrategie der Webseiten „Jeder Topf findet einen Deckel“ gehe nicht immer auf. „Die Mechanismen sind brutal. Einige Menschen bekommen mit, dass sie chancenlos und am Partnermarkt wertlos sind.“
Die große Liebe zu finden, ist nicht immer das Ziel der Online-Flirts, „weil die Leute häufig nicht nur mit einer Frau schreiben“, sagt der 27-Jährige Tinder-Nutzer. Bei ihm war das schließlich anders: Ohne das Netzwerk hätte er seine jetzige Freundin nicht kennengelernt. Vor ein paar Monaten entstand aus dem Flirt etwas Festes: „Wir führen eine glückliche und harmonische Beziehung.“
Für Soziologe Schmitz ist das Online-Dating in der Gesellschaft angekommen. „Das ist kein Markt für Übriggebliebene und Verlierer“, sagt er. Auch Parship-Berater Hegmann meint: „Eine Generation, die mit Facebook und WhatsApp groß wird, zieht die Grenzen zwischen online und offline sowieso ganz anders.“
Schmitz geht sogar noch einen Schritt weiter: „Ich glaube, noch zu unseren Lebzeiten wird Romantik mit Online-Dating assoziiert.“ Denn die Flirts im Netz seien nicht zwangsläufig oberflächlich. Noch vor dem ersten Treffen loteten Paare ihre Vorstellungen zu Beziehung oder Humor aus. „Beim Online-Dating kommt es viel mehr oft auch auf die inneren Werte an.“