Schulunterricht Mädchen fühlen sich in MINT-Fächern nicht genug gefördert

Berlin/München (dpa) - Mädchen werden in naturwissenschaftlichen Fächern in Deutschland nicht genug gefördert - das ist Ergebnis einer europaweiten Studie.

Foto: dpa

Jedes dritte Mädchen (33,1 Prozent) beklagt demnach, dass naturwissenschaftliche Themen und Informatik fast ausschließlich anhand von Beispielen aus der „Jungs-Perspektive“ erklärt würden. Dabei sei bei Mädchen im Alter ab 11 Jahren das Interesse stark ausgeprägt, es falle ab 16 Jahren jedoch rapide ab. KRC Research befragte für die Ergebnisse im Auftrag von Microsoft Mädchen und junge Frauen zwischen 11 und 30 Jahren in zwölf europäischen Ländern.

Die Bildung für Mädchen in den sogenannten MINT-Fächern sei bereits ein Schwerpunkt der Bundesregierung, sagte Sybille Benning, Mitglied der Bundestagsfraktion der CDU/CSU, am Montag in Berlin. „Wir haben nur das Problem, dass die Mädchen irgendwann in der Pubertät uns wieder von der Fahne gehen.“ Das habe auch viel mit der Schule zu tun. Der Studie zufolge wünschen sich Mädchen in Deutschland auch mehr Ermutigung vor allem von Lehrern und weiblichen Vorbildern aus dem Bereich. Doch Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik gelten nach wie vor als männliche Domäne.

Selbst 53 Prozent der Mädchen in Deutschland geben an, dass sie sich zuerst einen Mann vorstellen, wenn sie an einen Wissenschaftler, Ingenieur oder Programmierer denken. In Europa liegt der Wert dagegen bei mindestens 40 Prozent - nur in Tschechien und der Slowakei wird der Anteil mit 59,4 und 56,5 Prozent noch übertroffen. Dabei liegt die frühe Beschäftigung mit naturwissenschaftlichen Themen bei den Mädchen in Deutschland laut Studie sogar noch ein gutes Stück unter dem europäischen Durchschnitt. Vor allem in Frankreich, Italien und Polen begeistern sich demnach weibliche Teenager in diesem Alter bis 16 Jahren noch wesentlich stärker für MINT-Fächer.

Laut Studie könnte vor allem der männlich geprägte Unterricht in den naturwissenschaftlichen Fächern hierzulande das Interesse bei Mädchen schwächen. 54,0 Prozent der Befragten in Deutschland geben demnach an, ausschließlich von Männern in MINT-Fächern unterrichtet zu werden. Der Wert werde nur in den Niederlanden und in Irland übertroffen. Und 33,1 Prozent der Mädchen, die den männlichen Zuschnitt des Unterrichts beklagten, sei der „unrühmliche Spitzenwert im europäischen Vergleich“.

Eine leichte Steigerung verzeichnet dagegen das Statistische Bundesamt bei der Zahl der Studienanfängerinnen in Informatik. Wie der Digitalverband Bitkom zum „Girls' Day“ am Donnerstag mitteilte, ist die Anzahl der Studienanfängerinnen in den entsprechenden Studiengängen innerhalb von vier Jahren (2011 bis 2015) um 36 Prozent gestiegen. Im Jahr 2015 gab es demnach unter den Erstsemestern einen Frauenanteil von rund 23 Prozent, ein Jahr zuvor lag der Anteil noch bei 22 Prozent.

Aus ihrer Erfahrung seien von Frauen vor allem Studiengänge mit konkretem Anwendungsbezug gefragt, wie etwa Wirtschafts- oder Medien-Informatik, sagte Juliane Siegeris von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Die Professorin lehrt in Berlin Informatik mit einem speziellen Angebot nur für Frauen.