Microsoft peilt mit Xbox One Siegertreppchen im Konsolen-Duell an
Seattle/Berlin (dpa) - Der Countdown läuft. Auf einer Website zählt Microsoft im Sekundentakt die noch verbleibende Zeit bis zum Start seiner neuen Spielekonsole Xbox One am kommenden Freitag herunter.
Bereits am Donnerstag feierte das Unternehmen den Verkaufsstart in seiner neuen Berliner Hauptstadtniederlassung mit einem Fest. „Wir haben hart gearbeitet“, sagte Microsoft Oliver Kaltner am Donnerstag der dpa. Die ersten Konsolen sollten um Mitternacht in einzelnen Elektronikfachmärkten zu haben sein.
Das Duell kann beginnen. Beobachter erwarten zunächst ein Kopf-an-Kopf-Rennen. „Wir freuen uns auf den Wettbewerb mit Sony“, sagte Microsoft-Manager Oliver Kaltner am Donnerstag der dpa.
Beide Unternehmen geben bislang keine Verkaufszahlen bekannt. Sony will immerhin fünf Millionen Stück bis März unter die Fans bringen. Im US-Shop von Amazon ist die Konsole bereits ausverkauft. Die Vorbestellungen für die Xbox One laufen. Und das Interesse der Fans beflügelt die Branche.
„Keine andere Hardware war etwa Amazon jemals so erfolgreich wie die neuen Spielekonsolen - abgesehen von Amazons eigenem Lesegerät Kindle“, sagte Maximilian Schenk, Geschäftsführer des Branchenverbands BIU, der dpa. Die Erwartungen der Branche seien in den vergangenen Monaten noch einmal kräftig gestiegen.
Vor allem für Deutschland hat Microsoft ehrgeizige Pläne: „Wir wollen aus einer sehr gefestigten Position zwei die Nummer eins werden“, sagte Kaltner. Vor vier Jahren noch habe die Xbox 360 auf dem dritten Platz gelegen. „Die letzten Jahre haben wir aber sehr viel dazugewonnen.“ Ein großer Hebel dafür sei die Bewegungssteuerung Kinect gewesen. In den USA führt die Xbox 360 derzeit den Markt an, Sony lieferte seine PS4 für eine gezielte Attacke deshalb erstmals im Heimatmarkt des Rivalen früher als in Japan aus. Am 29. November ist sie auch in Europa verfügbar.
Technisch gesehen stehen sich die beiden Konsolen in kaum etwas nach - davon sind selbst die Rivalen überzeugt. „Einen technischen Quantensprung gibt es bei den neuen Konsolen in Sachen Grafik“, sagt Schenk. Die ganze Dimension werde aber voraussichtlich erst im nächsten Sommer sichtbar. „Die Studios müssen selbst erst lernen, die ganzen Möglichkeiten zu nutzen.“ Beide Konsolen seien erstmals auch völlig offen: Bisher habe man über Pattformen hinweg nicht spielen könne. „Aber genau das nimmt jetzt Gestalt an“, sagte Schenk.
Microsofts Xbox One ist mit rund 500 Euro allerdings knapp hundert Euro teurer als die Playstation 4. Der günstigere Einstiegspreis könnte Sonys Konsole einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, vor allem in Nordamerika und Großbritannien, wo derzeit die Xbox 360 noch Marktführerin ist, schätzt der Games-Experte Piers Harding-Rolls von der Analysefirma IHS.
Andere Branchenbeobachter erwarten ohnehin, dass die Preise beider Konsolen schon frühzeitig fallen könnten. Spielraum dürfte beiden Herstellern der Wechsel von speziellen Chips zu herkömmlichen aber leistungsfähigen PC-Prozessoren (x86) verschaffen.
Lange Zeit hatte Microsoft mit der Xbox und den verfügbaren Spieletitel besonders die Hardcore-Gamer als wichtige Zielgruppe adressiert. Die Xbox One soll dagegen mehr denn je als Multimediazentrale für das Wohnzimmer dienen, über die auch das Fernsehprogramm und Filme laufen und Skype zum Chatten und Telefonieren über den TV-Bildschirm bereitsteht. Mit Hilfe der Bewegungssteuerung Kinect soll die Bedienung im Handstreich oder per Zuruf über Sprachsteuerung funktionieren. Die neue Microsoft-Konsole liest nun auch endlich Blu-ray-Scheiben. Bei der Vorgängerversion hatte Microsoft Sony hier kampflos das Feld überlassen.
Die vielen neuartigen Funktionen haben die Xbox One indes auch in den Fokus von Datenschützern gerückt. Ein zunächst verkündeter Onlinezwang und die Ankündigung, Mikrofon und Kameras seien nicht abschaltbar, löste bei Nutzern und Datenschützern Empörung über die „Schnüffelbox“ aus.
Microsoft ruderte inzwischen zurück. Sony, zunächst Profiteur vom holprigen Start des Rivalen, kämpft unterdessen selbst mit schadhaften Geräten, die an die ersten Nutzer gegangen sind. Es soll sich allerdings nur um Einzelfälle handeln, in denen der HDMI-Anschluss schadhaft ist. Um die Fehlerbehebung bemüht sich das Unternehmen derzeit online und in Hotlines intensiv.
Ob es Microsoft mit der Xbox One gelingt, Sonys Playstation 4 auszustechen, und wer mittel- bis langfristig die Nase vorn haben wird, bleibt nun abzuwarten. Sicher scheint aber, dass beide Unternehmen derzeit von der Schwäche des Dritten im Bunde profitieren. Einige Nutzer von Nintendos älterer Wii werden voraussichtlich sogar auf eine der neuen Konsolen wechseln, statt auf die Wii U aufzurüsten, schätzt Harding-Rolls.
Wichtig sei aber erst, wie die Konsolen sich in zwölf Monaten etabliert haben, sagt Kaltner. Zum Weihnachtsgeschäft 2014 werde sich zeigen, wer das Rennen gewonnen habe. Bis dahin werde es einen sportlichen Wettkampf im Stile von Dortmund gegen Bayern München geben. Und Kaltner ist sich sicher: „Die Xbox One ist das Bayern München der Spielekonsolen.“